Emmerich/Rees. Das hat es so lange nicht gegeben. In nur zwei Tagen wird der Pegel bei Emmerich um zwei Meter steigen. Was das für Folgen hat.
Sie rollt an, die nächste Hochwasserwelle. Und das mit enormem Tempo. „Bis Freitag, also innerhalb von knapp zwei Tagen, steigt der Emmericher Pegel um zwei Meter“, sagt Carina Heisterkamp. Dennoch gibt die für Technik verantwortliche Hochwasserschützerin erst einmal Entwarnung. „Ende der Woche beruhigt sich das Wetter“, sagt die 31-Jährige. Auf Trab gehalten hat das bisherige Hochwasser aber schon das gesamte Team.
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Schon seit den Weihnachtsfeiertagen sind auch alle Heimräte und Erbentags-Mitglieder pausenlos im Einsatz, um in ihren jeweiligen Bezirken den Zustand der Deiche im Auge zu behalten. „Gott sei Dank hat es aber bislang keine größeren Schäden gegeben, soweit wir das trotz des Hochwassers beurteilen können“, erklärt Carina Heisterkamp. Abgesehen davon, dass aus Sicherheitsgründen die Deichstraße bei Haffen gesperrt werden musste. „Das war richtig und wichtig“, unterstreicht sie.
Bis zu fünf Meter lange Baumstämme
Sorgen bereitet weiterhin das Treibholz im Rhein, wie immer, wenn der Fluss sein Bett verlässt. „An manchen Stellen haben wir bis zu fünf Meter lange Baumstämme, die bis zu einen Meter Durchmesser haben, entfernen müssen“, schildert sie die enormen Anstrengungen, die der Verband unternimmt, um die Sicherheit der Schutzanlagen zu gewährleisten.
Denn Totholz und andere große Gegenstände, die mit großer Geschwindigkeit rheinabwärts treiben, sind eine große Gefahr. „Besonders im Abschnitt zwischen Bislich-Vahnum, wo die Wassermassen direkt auf den dort sowieso sanierungsbedürftigen Deich treffen, ist das ein Problem“, sagt sie auch mit einem kritischen Blick in Richtung Auenwälder, die entlang des Rheins überall entstehen und so – wegen fortgespülter Stämme – für Gefahrenmomente entlang des Stroms sorgen würden.
Totholz aus der Gefahrenzone
Während die Außendienst-Mitarbeiter des Deichverbandes, der mit seiner 45 Kilometer Länge der größte in NRW ist, im Deichvorland damit beschäftigt sind, das Totholz aus der Gefahrenzone und auf den Deich zwischenzulagern, plagen die Menschen hinter dem Deich ganz andere Sorgen: Sie haben es mit einem extrem gestiegenen Grundwasserspiegel zu tun. „Mich haben deshalb schon etliche Anrufe besorgter Bürger erreicht“, erzählt Carina Heisterkamp.
Und echte Probleme haben die Betroffenen flächendeckend, von Rees über Isselburg bis nach Emmerich, also im gesamten Verbandsgebiet. „Das ist ein Riesenthema. Überall stehen Keller unter Wasser, sind Gärten überflutet und Seen treten über die Ufer“. Einen so hohen Grundwasserspiegel hätte es sei vielen Jahrzehnten nicht gegeben, „für viele ist das ganz neu“, sagt sie. Plötzlich falle etwa auf, dass die Keller vielerorts gar nicht dicht sind.
Schöpfwerke pausenlos im Einsatz
Wobei der Deichverband ja nur für das Ableiten des Oberflächenwassers zuständig ist. Damit das reibungslos funktioniere, so Heisterkamp, liefen die Schöpfwerke des Verbandes seit November fast ohne Unterbrechung. „Dass das Schöpfwerk Löwenberg vier Tage lang rund um die Uhr im Einsatz war, ist noch nie passiert“, weiß sie.
Grund für die Ausnahme-Situation sei nun mal, dass alles zusammen gekommen sei: Rheinhochwasser, starke und anhaltende Regenfälle und ein extrem hoher Grundwasserspiegel, wie es ihn auch seit Jahrzehnten so nicht gegeben hat. Wie schnell der wieder sinkt, könne sie nicht vorhersagen.
Entspannung erwartet
Mit Blick auf den Rhein sei sie aber optimistisch. Zwar steige der Pegel bei Emmerich bis Freitag von jetzt aktuell 5,50 Meter auf 7,50 Meter. Nervös werden müsse man aber deswegen nicht. „Ab dem Wochenende folgt eine trockene Wetterphase, die erst mal anhalten wird“, blickt sie in die nahe Zukunft. Das dürfte für Entspannung an der Hochwasser-Front sorgen.