Emmerich. In keiner anderen Stadt am Niederrhein gibt es mehr verkaufswillige Hausbesitzer als in Emmerich. Was ein Immobilienmakler dazu berichtet.

Haben kommt von Halten, ist ein gängiges Sprichwort. Doch für Immobilienbesitzer ist es so nicht immer zutreffend. Das zeigt auch die Auswertung des NRZ Immobilien-Check Niederrhein 2023. Im Kreis Kleve etwa planen 13 Prozent der Besitzer einer Immobilie, diese innerhalb der nächsten fünf Jahre zu verkaufen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der absolute Spitzenwert aller Befragten Kommunen am Niederrhein ist dabei in Emmerich aufgetreten. Hier wollen 28 Prozent ihr Haus oder ihre Wohnung zeitnah auf den Markt bringen. Die NRZ sprach mit Immobilienmakler Armin Becker (Remax) über die aktuelle Situation.

Herr Becker, welchen Rat würden Sie Immobilienbesitzern geben, die mit dem Gedanken spielen, ihre Immobilie zu verkaufen?

Wer ernsthaft darüber nachdenkt, sollte es auch jetzt machen. Warten ist die schlechteste Option.

Das müssen sie als Immobilienmakler ja vermutlich so sagen?

Es ist aber auch meine feste Überzeugung. Ich habe auch keine Glaskugel und kann nicht sagen, was mit den Zinsen passieren wird. Aber meine persönliche Meinung ist, dass sie wohl kaum in absehbarer Zeit auf 1,5 Prozent fallen werden. Wenn man aber wartet, ändert sich nur die eigene Lebenssituation – eventuell zum schlechteren.

Kommen Verkaufswillige denn mit realistischen Vorstellungen zu Ihnen?

Das ist schwer, so pauschal zu beantworten. Aber wovon man sich einfach frei machen muss, ist die Vorstellung, dass man noch einen Verkaufspreis wie vor zwei Jahren erzielen kann. Grundsätzlich ist es aber so, dass der Preis einer Immobilie immer ganz individuell ermittelt wird. Von daher kann man auch nicht sagen, mein Nachbar hat diesen Preis in unserem Reihenhaus erzielt, so viel möchte ich auch bekommen. Da spielen viel Faktoren mit rein, die eben unterschiedlich sein können, wie Heizungsart, Sanierungsbedarf etc.

Warum wollen Immobilienbesitzer überhaupt verkaufen?

Lesen Sie mehr Artikel zum NRZ-Immobilien-Check

Die Gründe sind sehr unterschiedlich. Ganz aktuell muss man schon sagen, dass durch die Politik Ängste geschürt werden. Da besteht ganz konkret die Sorge, dass man sich das eigene Haus in Zukunft nicht mehr leisten kann.

Welche weiteren Gründe gibt es für einen Verkauf?

Klassisch ist es natürlich auch eine Frage des Alters, dass man sich verkleinern möchte, um zum Beispiel die Belastung eines großen Gartens nicht mehr zu haben. Ein Umzug in ein barrierefreies Umfeld macht natürlich auch Sinn – das kann im Übrigen sowohl zur Miete oder auch als Eigentum sein. Es gibt aber nicht nur den Wunsch, dass man sich verkleinern möchte. Ein Trend geht auch zur Vergrößerung...

Was bedeutet das konkret?

Im Moment gibt es eine erhöhte Nachfrage nach Mehrgenerationenhäuser. So ziehen junge Familien wieder mit ihren Eltern in ein Zweifamilienhaus.

Wundert es Sie persönlich, dass ausgerechnet Emmerich mit 28 Prozent an Verkaufswilligen den höchsten Wert am ganzen Niederrhein hat?

Ich muss da einfach mal eine Lanze für Emmerich brechen. Denn die Stadt ist lebenswert. Es ist doch so: Emmerich hat das Problem, dass der Emmericher selbst Emmerich schlecht macht. Wer aber mal über den Tellerrand schaut, lernt doch die guten Seiten der Stadt kennen. Zudem heißt es ja nicht, wenn 28 Prozent ihr Haus verkaufen wollen, dass sie auch aus Emmerich wegziehen werden.

Auch wenn in Emmerich besonders viele Immobilienbesitzer ihre Häuser beziehungsweise Wohnungen verkaufen möchten, lohnt sich denn heutzutage nach der Erwerb von Grundbesitz?

Da sage ich ganz klar: ja. Das Eigenheim ist nach wie vor immer noch eine ganz starke Geldanlage. Schaut man da auf die langfristige Entwicklung, sind die Immobilienpreise immer gestiegen. Natürlich hat es auch immer mal Dellen gegeben, etwa bei der Ölkrise in den 70er-Jahren, dem Irak-Krieg, der Finanzkrise mit der Insolvenz von Lehman Brothers oder auch der Corona-Pandemie. Aber unter dem Strich haben Immobilienbesitzer aus finanzieller Sicht eigentlich beste Voraussetzungen für sich und ihre Familien geschaffen. Und eine eigene Immobilie kann dann auch im Alter dafür sorgen, dass man sich einen ganz neuen Lebenstraum erfüllen kann.

Wie meinen Sie das?

Es ist doch keine Seltenheit mehr, dass die große Immobilie verkauft wird, um sich dann den Lebensabend mit noch offen stehenden Wünschen zu erfüllen. So etwas lässt sich natürlich leichter finanzieren durch den Verkauf der eigenen Immobilie.