Emmerich. An de Wette Telder tut sich nichts. Und das schon lang. Ginge es nach der Stadt Emmerich, ginge es hier bald weiter. Doch eine Hürde gibt’s noch.
Der Bauzaun steht. Und das schon seit Jahren. Er schirmt Emmerichs ältestes Haus mit der Nummer 15 auf der Steinstraße ab. Dahinter tut sich nichts. Die Baustelle ruht. Noch. Denn ginge es nach der Stadtverwaltung Emmerich sollte bald wieder in dem Denkmal de Wette Telder gearbeitet werden.
„Doch darüber entscheiden wird zunächst der Haupt- und Finanzausschuss im Januar und dann letztendlich der Rat Mitte Februar“, so der Erste Beigeordnete der Stadt Emmerich, Dr. Stefan Wachs.
Sanierung des Gebäudes an der Steinstraße in Emmerich zieht sich
Die Wiedererweckung des denkmalgeschützten Hauses von der Steinstraße durch eine Sanierung gestaltet sich schwierig. Probleme mit einem ersten Architekten und der Statik und daraus resultierende Abänderungen und angestiegene Kosten führten immer wieder zu Verzögerungen. Sollte die Politik sich noch einmal zum Projekt „de Wette Telder“ bekennen, könnte das Giebelhaus möglicherweise spätestens 2025 im neuen Glanz erstrahlen. Ob dem so ist, ist eine Kostenfrage. Unter anderem.
Fest steht: Die Baugenehmigung ist erteilt – „und auch Zuwendungsbescheid über eine Förderung für die Sanierungsmaßnahme ist Ende Oktober bei der Stadt Emmerich eingegangen“, so Stephan Glapski, Leiter des Fachbereiches Immobilien bei der Stadt Emmerich.
Sanierung von de Wette Telder wird gefördert
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Als die Stadt Emmerich den Förderantrag gestellt hat, „hatten wir eine Kostenschätzung für die Sanierungsmaßnahme in Höhe von 1.903.000 Euro zugrundegelegt“, erklärt Glapski. 70 Prozent der Summe werden gefördert. So dass sich aktuell laut Bescheid die Zuwendungen auf rund 1.332.000 Euro belaufen.
Doch die Zeiten seit Erstellung der Kostenschätzung haben sich geändert. Und das vor allem nicht zum Positiven, was die Kosten im Bereich Bauen anginge, erklärt der Fachbereichsleiter Immobilien. Sprich: „Aktuell gehen wir bei einer neuen Kostenschätzung davon aus, dass 2,5 Millionen Euro benötigt werden“. Aber: „Die Chancen sind gut, dass wir eine weitere Förderung erhalten“. Und damit dann eine Summe von 1.750.000 Euro gedeckt werden könnten.
Selbst die Sicherung von de Wette Telder würde fast 500.000 Euro kosten
Der Eigenanteil der Stadt Emmerich an den Sanierungskosten würde sich dann auf rund 750.000 Euro belaufen. Jedoch Glapski erinnert daran: „Um das Denkmal kümmern müssen wir uns als Stadt ohnehin“. Sollte de Wette Telder nicht saniert und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, müsste das Gebäude zumindest gesichert werden. „Und allein das würde rund 450.000 Euro kosten“.
Diese Summe – und noch einmal rund 300.000 Euro mehr – könnten aus Sicht der Stadtverwaltung eher in die Hand genommen werden, um einen Ort der Begegnung in Emmerichs Mitte zu schaffen. „Denn der Bedarf dafür ist ganz klar da“, wie Stadtsprecher Tim Terhorst sagt. „Das beste Beispiel dafür ist das Ebkes“, ergänzt er.
Es gibt mehr als nur pure Zahlen als Argumente für die Sanierung
Doch jenseits der Zahlen, so Dr. Stefan Wachs, sollte auch noch etwas anderes bedacht werden. Er verweist auf eine Bau-Dokumentation zu den 24. Kölner Gesprächen zur Architektur- und Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland von 2016. Darin ist auch vom Gebäude de Wette Telder die Rede.
Bei Untersuchungen sei „ein spektakuläres Baualter“ nachgewiesen worden. Die im Gebäude verbauten Balken seien 1496 gefällt worden. Auch die Art und Weise wie das Gebäude letztlich in eine Baulücke „gespannt“ worden sei, würden einen „faszinierenden Einblick“ in den spät-mittelalterlichen Bauprozess geben. Man müsse sich, so der Erste Beigeordnete, einmal vergegenwärtigen, dass dieses Gebäude entstanden ist, „da hat Luther noch nicht an seine Thesen in Wittenberg gedacht und Kopernikus war noch von seinem Weltbild entfernt“.
2025 könnte die Sanierung des Gebäudes beendet sein
Aber in Emmerich stand das Gebäude schon. „Und es steht heute noch“. Seit weit über 500 Jahren. „Es ist das letzte Zeugnis der Stadt aus der Hanse“, so Wachs. Und sagt: „Und wir diskutieren darüber, ob wir es unterhalten wollen oder nicht“. Für ihn ist klar: „Man sollte das Gebäude wertschätzen“. Schließlich hätten auch die Bürger bei der Bürgerbeteiligung klar gesagt, dass das Gebäude einer Nutzung wieder zugeführt werden sollte. Ein Gebäude für alle.
Sollte de Wette Telder ein zweites Mal grünes Licht von der Politik bekommen, sprich der Haushalt 2023 mit den darin enthaltenen Geldern für die Sanierung so verabschiedet werden, würden zunächst einige Planungen und Absprachen, auch mit dem Architekten und der Unteren Denkmalbehörde anstehen. Ist der Haushalt 2023 freigegeben, könnten erste Vergabeverfahren für die Gewerke starten. „Fertigstellung Maßnahme ab Baubeginn dauert ca. 1,5 Jahre“, so Glapski. Eventuell Ende 2024/Anfang 2025 könnte dies sein.