Emmerich/Kleve. Der Mercedes-Fahrer (27), der den schweren Unfall auf der gesperrten Rheinbrücke Emmerich verursacht hat, sitzt jetzt in Untersuchungshaft.
Nach dem schweren Unfall auf der für den Verkehr gesperrten Rheinbrücke in Emmerich wurde der 27-jährige Tatverdächtige aus Emmerich am Montag (26. Juni 2023) auf Antrag der Staatsanwaltschaft einem Haftrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft für den jungen Mann anordnete.
Der Tatvorwurf lautet schwere Körperverletzung, Straßenverkehrsgefährdung und Verkehrsunfallflucht. Das 46-jährige Unfallopfer wird nach wie vor in einer Spezialklinik intensivmedizinisch versorgt
>>> So berichtete die NRZ ursprünglich über den schweren Unfall
Am Sonntag, 25. Juni, gegen 7.53 Uhr ereignete sich auf der für den Verkehr gesperrten Emmericher Rheinbrücke ein Unfall, bei dem ein 46-jähriger Mann schwerst verletzt wurde. Ein 26-Jähriger aus Emmerich fuhr mit einem Mercedes trotz der aktuellen Sperrung auf die Emmericher Rheinbrücke auf.
Stahlträger mit Gabelstapler verladen
Im Bereich der Baustelle verluden Arbeiter mit Hilfe eines Gabelstablers einen Stahlträger. Der junge Mann fuhr mit seinem Wagen gegen diesen hängenden Stahlträger. Der 46-jährige Bauarbeiter, der neben dem Stahlträger stand, wurde von diesem getroffen und schwerst verletzt. Er musste nach notärztlicher Versorgung vor Ort mit einem Rettungshubschrauber in eine Soezialklinik geflogen werden.
Fahrer flüchte mit Auto nach Emmerich
Der Unfallverursacher flüchtete über die Rheinbrücke in Richtung Emmerich. Im Rahmen der Fahndung trafen die Einsatzkräfte auf den im Frontbereich beschädigten Unfallwagen und nahmen den Fahrer mit zur Wache. Der Alkohol- und Drogenvortest verlief jeweils positiv, so dass Blutproben angeordnet wurden.
Das Verkehrsunfallaufnahme Team der Kreispolizeibehörde Kleve wurde zur Unfallstelle entsandt. Der polizeiliche Opferschutz übernahm die Benachrichtigung und Betreuung der Angehörigen. Der Pkw wurde sichergestellt. Den jungen Fahrer aus Emmerich erwartet ein Strafverfahren.
>>> So berichtete die NRZ über die Sperrung der Rheinbrücke
Zwei Fahrradfahrer stehen an der Ampel am Oraniendeich. Sie blicken am Samstagmorgen fragend Richtung Rheinbrücke. Die beiden Bikepacker (neudeutsch für Touristen, die ihren Urlaub im Sattel verbringen) wollen nach Emmerich. Da kommt ein offensichtlich Ortskundiger vorbei. „Die Brücke ist frei“, ruft der grau melierte Fietser, ehe er den entscheidenden Satz nachschiebt: „Zumindest für Fahrräder.“
Schutzplattformen an Pylonen über Fahrbahn werden umgebaut
Denn frei ist die Rheinbrücke an diesem Tag keineswegs. Von Freitagabend bis – so ist es zumindest geplant – in die frühen Morgenstunden des Montags kommt der motorisierte Verkehr nicht über die Brücke. Die Vollsperrung ist notwendig, um die Schutzplattformen an den Pylonen über der Fahrbahn umzubauen und die Pylone mit neuem Korrosionsschutz zu versehen. Dabei handelt es sich um eine Beschichtung, die in mehreren Lagen auf dem Stahl aufgetragen wird und diesen vor Korrosion (Rost) schützt. Die einzelnen Beschichtungslagen müssen nach dem Auftragen trocknen, bevor die nächste Lage aufgetragen werden kann.
Weitere Baustelle Eltener Straße in Emmerich
Auf beiden Seiten des Rheins sind Schilder aufgestellt, die auf die Sperrung hinwiesen. Schrankenzäune versperren die Fahrbahn. Auf Emmericher Seite wird auf der B220 die Geradeaus-Spur mit Verkehrsbaken dichtgemacht. Wer von den Niederlanden kommend in Richtung Rheinbrücke will, wird automatisch nach links abgeleitet. Und damit in die nächste Baustelle. Denn bekanntermaßen ist Straßen NRW seit mittlerweile über einem Jahr auch mit der Fahrbahnerneuerung der Eltener Straße beschäftigt.
Das große Verkehrschaos bleibt aber aus. Von der Autobahnabfahrt bis zur Rheinbrücke ist im Vergleich zu normalen Samstagen im Sommer kaum Verkehr unterwegs. Ab der Kreuzung Nollenburger Weg verirren sich dann kaum noch Autos in Richtung Brücke.
Nur wenige Autos im Umkreis unterwegs
Das Bild auf der linken Rheinseite ist ähnlich. Sowohl der Oraniendeich in Richtung Griethausen als auch die Rheinuferstraße nach Grieth sind zwar nicht ausgestorben, aber nur wenige Autos sind hier unterwegs. Lediglich ein Kastenwagen mit Borkener Kennzeichen scheint von der Sperrung überrascht zu sein. Der Fahrer dreht auf der Kreuzung und braust zurück in Richtung Grieth, woher er gekommen ist.
Fahrradfahrer und Fußgänger sowie vereinzelt auch Jogger überqueren den Fluss über eines der markantesten Bauwerke des Unteren Niederrheins. Zumindest am Samstagvormittag sind die Arbeiten an den Schutzplattformen an den beiden Pylonen nicht sonderlich spektakulär für Außenstehende. Mobile Flutlichtmasten deuten darauf hin, dass jede Minute der Sperrung, also auch bei Dunkelheit in der Nacht, genutzt worden ist.
Weitere Vollsperrung in diesem Jahr ist notwendig
Um eines klar zusagen: Mit der Vollsperrung sind die Arbeiten an der Rheinbrücke nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Im weiteren Verlauf der Arbeiten wird noch eine weitere Vollsperrung der Brücke erforderlich sein. Ursprünglich war diese zweite Vollsperrung in diesem Jahr für den Monat Juli geplant. Das ist aber nach derzeitigem Stand der Dinge wohl nicht umsetzbar. Deshalb steht das zweite Sperrwochenende noch nicht fest.
>>> Die Rheinbrücke Emmerich
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Die Rheinbrücke Emmerich ist zwischen 1963 und 1965 entstanden. Sie wurde für die damals höchste Brückenklasse (BK60) entworfen. Die Baukosten betrugen 94 Millionen D-Mark. Die Hängeseilbrücke ist insgesamt 1144 Meter lang (davon die aus Stahl bestehende Strombrücke: 803 Meter). Die Pylone bestehen aus Stahl und ragen 75 Meter in die Höhe. Täglich passieren die Brücke rund 21.000 Fahrzeuge.
Da sich im Laufe der Jahre der Zustand der seit 2002 unter Denkmalschutz stehenden Brücke altersbedingt verschlechtert hat, wurden auf der Ergebnisse der Hauptprüfung im Jahr 2011 weitere Untersuchungen veranlasst, um den Schadensumfang genauer zu klären und die Instandsetzungsmaßnahmen aufzuzeigen. Mit den Gerüstbauarbeiten sowie der Baustelleneinrichtung für das aktuell laufende Großprojekt wurde im Januar 2019 begonnen.