Emmerich. Seit vier Jahren laufen die Bauarbeiten an der Rheinbrücke Emmerich. Diese enden nicht wie geplant. Zudem wird es noch zwei Vollsperrungen geben.

Die Rheinbrücke Emmerich, auch liebevoll „Golden Gate vom Niederrhein“ genannt, ist seit mehr als vier Jahren eine Dauerbaustelle. Kein Wunder: Die erdverankerte Hängebrücke, die nach 40 Monaten Bauzeit am 3. September 1965 eingeweiht wurde, muss sich auch einer echten Mammut-Sanierung unterziehen. Diese nähert sich ihrem Ende. Zumindest fast.

Denn wie Gregor Hürter auf Nachfrage der NRZ mitteilt, hat die letzte Phase der Instandsetzung des markanten Bauwerks über dem Rhein zwischen Emmerich und Kleve begonnen. „Es ist aber auch noch einiges zu tun“, so der Sprecher der Regionalniederlassung Niederrhein von Straßen NRW. Nachdem Straßen NRW eigentlich die Beendigung der Arbeiten für Mitte des Jahres angekündigt hatte, rutscht das Ende der Sanierung noch einmal ein wenig nach hinten.

Rückbau des Gerüstes an der Rheinbrücke startet im Juni

Nach aktuellem Stand gehen die Verantwortlichen davon aus, dass die gesamte Maßnahme im kommenden Jahr abgeschlossen sein wird. Bis dies der Fall ist, müssen noch einige Punkte auf der Agenda abgearbeitet werden. Auch wenn es derzeit den Anschein hat, dass nicht mehr viele Pinselstriche notwendig sind.

Fest steht: Im Laufe des Sommers sollen die Gerüste, die einst Pylone und Tragseile verhüllten, komplett verschwinden. Im Juni werde mit dem Rückbau begonnen. Zwei Vollsperrungen der Rheinbrücke müssen die Verkehrsteilnehmer dafür noch in Kauf nehmen. Anfang Juni und Anfang Juli muss die Brücke je ein Wochenende lang gesperrt werden. Umleitungen sollen dann über Rees gehen.

Arbeiten gehen unter der Rheinbrücke weiter

Sind keine Arbeiten auf der Brücke mehr zu sehen, wird unterhalb des Bauwerks weiter gewerkelt. Hier werden die Sanierungsarbeiten an der Golden Gate des Niederrheins – die seit 2019 im Übrigen stetig einen neuen Anstrich in einem markanten Rotton erhalten hat – nämlich weitergehen.

Dort werden die Verankerungen der Trageseile luftdicht verschlossen. Ist dies beendet, wandert die Baustelle wieder ins Sichtfeld der zahlreichen Verkehrsteilnehmer, die die Brücke täglich mit Pkw, Roller, Fahrrad oder auch zu Fuß nutzen. Nur mal am Rande: Laut Straßen NRW passieren die Brücke täglich allein rund 21.000 Fahrzeuge.

Fahrbahn auf der Rheinbrücke muss noch saniert werden

Mittels Teleskopkran geht es in die luftigen Höhen der Rheinbrücke, um die letzten Arbeiten an den Seilen zu erledigen.
Mittels Teleskopkran geht es in die luftigen Höhen der Rheinbrücke, um die letzten Arbeiten an den Seilen zu erledigen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Zum Abschluss der Sanierungsmaßnahme stehen zunächst noch einmal Arbeiten am Unterbauwerk an – und als Kirsche auf der Sahne wird dann noch die komplette Fahrbahn erneuert. Bisher sei hier nur, so teilt Straßen NRW mit, eine provisorische Ausbesserung erfolgt.

Mit dieser wird die langwierige, aber notwendige Instandsetzung der Brücke enden. Zwar später als geplant, aber wie es auf Baustellen ist, gibt es immer wieder Überraschungen. Im Zuge der Sanierung der Rheinbrücke Emmerich gab es diese etwa an den Haupttragekabel. Diese waren vor Jahrzehnten zum Schutz ummantelt worden. Jedoch drang Wasser ein, und ließ das Material porös werden.

Längere Arbeiten an den Haupttragekabeln sorgten für Verzögerungen

Um dies wieder zu beheben, musste die Ummantelungen der jeweils 1200 Meter langen Tragekabel entfernt werden. Das kostete natürlich Zeit. Ebenso wie überhaupt die Arbeiten an den insgesamt 100 Hängerseile, die Schritt für Schritt entfernt und dann wieder neu installiert und mit einem speziellen Korrosionsschutz versehen wurden.

Letzterer kann auch nicht einfach eben mit dem Pinsel aufgetragen werden, sondern benötigt sieben Arbeitsschritte – die auch nur bei bestimmten Wetterbedingungen funktionieren. Auch das führte zu der ein oder anderen Verzögerung.

Trotz einiger Verzögerungen und Extra-Arbeiten beziffert Straßen NRW die Kosten der Sanierung weiterhin bei etwa 30 Millionen Euro.

>>> Die Sanierung der Rheinbrücke Emmerich

Da sich im Laufe der Jahre der Zustand der seit 2002 unter Denkmalschutz stehenden Brücke altersbedingt verschlechtert hatte, wurden aufgrund der Ergebnisse der Hauptprüfung im Jahre 2011 weitere Untersuchungen veranlasst, um den Schadensumfang genauer zu klären und die Instandsetzungsmaßnahmen aufzuzeigen.

Diese zeigten, dass eine Komplettinstandsetzung der Rheinbrücke nötig war. Die Rheinbrücke Emmerich ist zwischen 1963 und 1965 entstanden. Sie wurde für die damals höchste Brückenklasse (BK60) entworfen. Die Baukosten betrugen 94 Millionen D-Mark. Die Hängeseilbrücke ist insgesamt 1144 Meter lang (davon die aus Stahl bestehende Strombrücke: 803 Meter). Die Pylone bestehen aus Stahl und ragen 75 Meter in die Höhe.