Kreis Kleve. Trotz frischer Temperaturen werden die ersten Erdbeeren vom Niederrhein schon verkauft. Das ist das Geheimnis der Kreis Klever Erdbeerbauern.

Diese Erdbeeren lässt sich Marita Evers nicht entgehen. Gut gelaunt radelt die Emmericherin mit Horst Benning auf der Vinci-Fiets am Erdbeerstand bei Obi in Emmerich vorbei. Dick eingepackt sind die beiden, mit Handschuhen, Schal und Mütze – es ist noch frisch auf dem Fahrrad. Aber für die Frühjahrsfrucht ist es offenbar nie zu kalt: „Die sehen schon so toll aus“, sagt Marita Evers lachend und freut sich auf den leckeren Erdbeerquark am Mittag.

Erste Erdbeeren aus dem Folientunnel

Marita Evers und Horst Benning genießen die ersten Erdbeeren.
Marita Evers und Horst Benning genießen die ersten Erdbeeren. © Andreas Gebbink

Seit einer Woche hat Bauer Franz-Josef Arntz aus Warbeyen seine Verkaufsstände aufgebaut. Gut ein Drittel der Stände wurde jetzt bestückt, in der Hochzeit werden es am Niederrhein 25 sein. Die ersten Erdbeeren stammen aus dem Folientunnel, erklärt Arntz. In den kleinen Mini-Treibhäusern haben die Erdbeeren bereits jene Wärme, die sie fürs Wachstum benötigen. Und in der Tat: Die rote Färbung, über die Marita Evers so schwärmt, könne nicht schöner sein.

Die erste Sorte heißt Eliany, sie hat für Arntz ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Säure und Süße. „Aber über Geschmack kann man ja bekanntlich immer streiten“, sagt er. Seinen Kunden scheint sie zu schmecken, denn die greifen auch schon Anfang Mai kräftig zu: Verkäuferin Ulrike Müller sieht viele Kunden, die in der Mittagspause ein Schälchen holen oder nach Feierabend vorbeikommen. „Hier hält immer jemand an“, sagt sie.

Erdbeeren wachsen bis Mitte Juli

Die Erdbeersaison wird sich in diesem Jahr bis Mitte, Ende Juli ziehen. Nach der frühen Sorte Eliany kommen Finella und Destiny in die Schälchen.

500 Gramm kosten bei Arntz 4,50 Euro.
500 Gramm kosten bei Arntz 4,50 Euro. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Die 500-Gramm-Schale kostet aktuell an der Erdbeerbude 4,50 Euro. Im vergangenen Jahr seien es 3,90 Euro gewesen, berichtet Arntz. Vor allem der gestiegene Mindestlohn führe dazu, dass die Erdbeeren in diesem Jahr teurer sind. Der Mindestlohn werde bei ihm als Basislohn gezahlt, und dazu gebe es Prämien, so dass man am Ende über dem Mindestlohn liege.

Bauer Bossmann startet vermutlich am 20. Mai

Der Landwirt aus Kleve hofft darauf, dass er genügend Erntehelfer bekommt. 80 Helfer sollen aus Rumänien kommen: „Aber sicher ist das noch nicht“, sagt er. Im Verkauf habe er aktuell 113 Leute, das sei ausreichend. Wenn die Erntehelfer nicht kommen, könnten einige Felder nicht abgeerntet werden.

Alexander Bossmann aus Hüthum hat noch nicht mit dem Verkauf der Erdbeeren bekommen. Er rechnet mit dem 20. Mai. „Ich habe keine Folientunnel oder sonstige Hilfsmittel“, sagt Bossmann. Bei seinen Erdbeeren muss die Sonne die Früchte reifen lassen. Und zurzeit sind die Temperaturen noch zu niedrig. Über Preise kann er nichts sagen, der Verkauf wird im Hofladen in Hüthum und auf den Wochenmärkten in Emmerich und Elten erfolgen.

Bauernmarkt Lindchen verkauft Erdbeeren aus dem Gewächshaus

Übrigens: Wer selbst pflücken möchte, der kann dies auch in diesem Jahr wieder tun. Interessierte sollten sich vorab bei der Erntehelferin melden. Auch bietet Bossmann nach wie vor die Vermietung von Erdbeerreihen an: 25 Meter für 100 Euro. Bislang habe es nur fünf Bewerber gegeben.

Für Bernd Hesseling, Inhaber des Bauernmarktes Lindchen in Uedem, beginnt die richtige Erdbeersaison erst in zehn bis 15 Tagen. Aktuell bietet er Erdbeeren aus Gewächshäusern an, die im Raum Bornheim bei Bonn stehen, später kommen die Freilanderdbeeren hinzu. Hesseling bietet zurzeit das Kilo Erdbeeren zwischen drei und fünf Euro an und verkauft diese in seinem Bauernmarkt, aber auch an den Einzelhandel, an Gastronomen oder an Landwirte.

Er weist darauf hin, dass viele Erdbeerbauern aufgegeben hätten, weil durch die hiesige Lohnstruktur sich der Anbau kaum noch lohne. „Das ist sehr schade, weil der Niederrhein eigentlich eine typische Erdbeerregion ist. Wir brauchen keine Beeren aus Marokko oder Spanien“, so Hesseling.