Emmerich. Die NRZ hat die Preise der Eisdielen in Emmerich verglichen. Alle mussten diese Saison die Preise erhöhen. Warum das nur begrenzt möglich ist.

Kaum sind die ersten Sonnenstrahlen in Emmerich zu sehen und schon steigt mit der Lust auf den Frühling auch das Verlangen nach einem leckeren Eis. Die Eisdielen in Emmerichs Innenstadt jedenfalls sind parat. Sie haben alle wieder ihre Pforten geöffnet. Die NRZ hat sich umgesehen und vor allem die Preise ins Visier genommen, denn die Kostensteigerungen machen auch vor der Gelateria der Wahl keinen Halt. Fazit: Alle Eisdielen steigern die Preise, aber sie tun es moderat.

Lieferanten kündigen seit Oktober die dritte Preiserhöhung an

Wie rasant sich derzeit die Preise entwickeln, beobachtet Heinz Magr, dessen Eiscafé Panciera an der Kaßstraße seit über 80 Jahren einen guten Ruf genießt: „Wir hatten Preiserhöhungen im Oktober, im Januar und jetzt nochmal“, sagt der Betreiber mit Blick auf die gelieferte Ware. Normalerweise erhöhe er die Preise nur zum Saisonbeginn. Dass er jetzt die Kugel Eis moderat von 1,20 auf 1,30 Euro erhöht habe, gehe noch auf die Entwicklung im Herbst zurück. „Noch weiter erhöhen kann ich jetzt nicht, sonst verkauft sich das Eis nicht.“ Bei den Spezialitäten sieht er noch komplett von Preiserhöhungen ab.

Ob Molkereiprodukte, Kaffee, Früchte oder die Papierverpackung – alles sei teurer geworden. „Aber ich kann nicht klagen. Ich habe ein gutes Geschäft“, sagt Heinz Magr. Bei den nur mit natürlichen Zutaten hergestellten Eissorten lebt Magr nach wie vor seine Kreativität aus. Mandel-Nougat sei aktuell zum Beispiel im Angebot, „aber 80 Prozent machen die Standardsorten aus“, weiß der Eis-Experte, der sehr viel Wert auf Qualität legt und deshalb auf das bei Kindern beliebte Engelblau verzichtet, weil er die Farbstoffe niemals verwenden würde.

Eis Italia guckt sich nach einem zweiten Lokal in Kleve um

Guglielmo Chiriatti ist mit der Eisdiele Eis Italia am Löwentor seit 1993 in Emmerich etabliert. Noch kostet die Kugel Eis hier unverändert 1,20 Euro. „Aber ich muss anpassen. Wenn die Saison richtig startet, wird die Kugel 1,30 Euro kosten.“ Abgesehen von der Kostensteigerung sei er mit ein paar Produkten nicht mehr einverstanden und möchte den Mix an natürlichen Zutaten etwas ändern. Auch die Eisbecher würden punktuell teurer.

48 Sorten Eis wird er in der Hochsaison selbst herstellen. An den Klassikern Vanille, Schokolade Erdbeere komme nichts vorbei. Aber bei der Fülle an Sorten bietet er natürlich auch exotischere Sorten wie Whiskeycreme an. „An heißen Tagen wird mehr Fruchteis verspeist, an kühleren Tagen mehr Milcheis“, weiß der erfahrene Chiriatti. Sein beliebtes Eis wird es demnächst wohl auch in Kleve geben. Derzeit lotet der Italiener aus, wo in Kleve er eine Eisdiele eröffnen könnte.

Bei den Spezialitäten sieht Heinz Magr noch komplett von Preiserhöhungen ab.
Bei den Spezialitäten sieht Heinz Magr noch komplett von Preiserhöhungen ab. © Thorsten Lindekamp/Funke Foto Services

Beim Luxusgut Eis kann man die Preise nicht so leicht erhöhen

Auch das Eiscafé Dolomiti an der Kaßstraße erhöht von 1,20 auf 1,30 Euro. „Strom und Gas sind teurer geworden, das Personal, auch Milch und Sahne“, berichtet Betreiberin Madalina Argaseala. Da sei 1,30 Euro eigentlich noch zu gering: „Aber Eis ist ein Luxusgut. Machen wir es zu teuer, dann kommen die Leute nicht.“ Auch die Spezialitäten würden pro Kugel um zehn Cent teurer.

Ein großes Problem sei auch der Personalmangel. So stehe die Chefin selbst jeden Tag 13 Stunden im Laden, „und ich habe vier Kinder“, die schon viel Zeit in der Eisdiele verbringen würden. Aber Aushilfen, besonders fürs Wochenende, seien kaum zu finden.

Das letztjährige Angebot von 25 Sorten werde um zehn weitere Sorten aufgestockt in der Hochsaison. Mehr Fruchteis und speziell für die Kinder Oreo-Eis. Auch Rocher-Eis soll aufgenommen werden. Auch die Rumänin stelle ihr Eis selbst her.

Dieses Rocher-Eis ist vorzüglich

Don Pino’s Eiscafé am Rhein erhöht um 20 Cent auf 1,40 Euro pro Kugel. Mit der Lage an der Rheinpromenade spielt hier sicherlich die Laufkundschaft eine größere Rolle, während andere Eisdielen mehr auf Stammkundschaft angewiesen sind. „Und selbst mit dem Preis wird es noch ein Kampf. Allein Zucker kostet doppelt so viel“, berichtet Betreiber Giuseppe Barbagallo. Im Großhandel seien die Preise in den vergangenen drei Monaten um 30 bis 40 Prozent gestiegen. Die Eisbecher werden um 50 Cent teurer.

Aber schlussendlich gibt sich Barbagallo optimistisch: „Wir brauchen nur Sonne.“ Dann werde das Geschäft schon laufen. Stolz ist Barbagallo auf sein eigenes Rocher-Eis, dass der bekannten Pralinenkugel schon sehr nahe kommt. Das Eis werde noch so hergestellt, wie die Generationen vor ihm es in Italien gemacht hätten. Keine Chemie, keine Geschmacksverstärker – nur beim knallig blauen Engelblau werde die Ausnahme gemacht, weil die Kinder die Sorte gerne wollen. Jedenfalls lohne es sich immer mal wieder zu probieren, weil es bei den Eissorten alle 14 Tage Neuerungen gebe.

Creminos sind die Spezialität der Gelateria YK

Die Gelateria YK Weinlounge Alter Markt kommt auch um die Preiserhöhung nicht herum: „Alles wird teurer. Wir kriegen jetzt eine neue Karte. Die Kugel Eis wird dann von 1,40 auf 1,50 Euro steigen“, verrät Christiane Klunder. Bei ihrer Spezialität, den Creminos, steigt der Kugelpreis von 1,80 auf 1,90 Euro. Hierbei handelt es sich um dickere, geschichtete Kugeln von Apfel Crumble bis After Eight.

Das Eis stellt Klunders Ehemann Yener Gül selbst her: „Da kommt immer was Neues. Mein Mann hat da immer Ideen.“ Ab Mitte März hat die Gelateria YK auch wieder die Genehmigung für die Außengastronomie am Alten Markt: „Wir hoffen, dass dann bald die Sonne scheint“, sagt Christiane Klunder.