Emmerich. Das Gardelied der Session ist ein Klassiker aus den 90er-Jahren. Welche besondere Vorbereitung der Emmericher Prinz dafür auf sich genommen hat.

Der Sitzungskarneval lebt von einem gewissen Dreiklang. Witzige Wortbeiträge, temperamentvolle Tänze und gut gelaunter Gesang. Das gilt selbstverständlich auch für Emmerich. Und so ist es auch Brauch, dass das Prinzenpaar der Stadt samt Garde jährlich bei ihren Auftritten ein Gardelied im Gepäck hat.

Premiere des Gardelieds bei der Prinzenproklamation im Stadttheater Emmerich

Genau wie beim Tanz (siehe Garde Serie Teil zwei) feiert das Lied seine Premiere auf der Prinzenproklamation des Groß Emmericher Carnevals Komitee im Stadttheater. Jetzt ist es in Emmerich üblich, dass ein bekanntes Stück genommen wird und eigener Text dazu verfasst wird. So auch in dieser Session.

Während die Auswahl der Musik in den vergangenen Jahren sehr unterschiedlich war vom Karnevalshit über Ballermann-Schlager bis zum Popsong, bedient sich die Garde in diesem Jahr beinahe schon einem Oldie. Denn das Original stammt aus dem Jahr 1996. Also einem Zeitpunkt zu dem einige Gardisten und Funkenmariechen noch gar nicht geboren waren.

Prinzengarde Emmerich interpretiert Freed from Desire von Gala

Damals brachte die italienische Sängerin Gala das Eurodancestück Freed from Desire auf den Markt, was zu Deutsch etwa Befreit von Verlangen bedeutet. Bei der Auskopplung erreichte das Stück in den deutschen Charts als Höchstplatzierung den 14. Rang. Doch nochmal richtig ins Bewusstsein der Bevölkerung schoss es 2016 als Stadiongesang mit der Textzeile „Will Grigg’s on Fire“ bei der Fußball-Europameisterschaft durch nordirische Fans.

Seitdem existieren mehrere Coverversionen für verschiedene Anlässe – etwa auch für Schützenfeste. Dort kam dann auch das Emmericher Prinzenpaar Chrisan I. (Christian Sanders) und Annki I. (Ann-Katrin Stapper) mit dem Song in Berührung. „Wir fanden es für Karneval dann auch ganz passend“, so der Prinz, der dann auch den Text speziell auf Emmerich umdichtete.

Prinz Chrisan I. hatte überhaupt keine Gesangserfahrung

Nun ist die schönste und mitreißendeste Musik die eine Sache, die andere Sache ist: Wer soll eigentlich singen? „Ich hatte vorher keine Gesangserfahrung – nicht mal im Ansatz“, erklärt Chrisan I. So wie ihm ging es auch vielen Gardisten.

Tollität wollte live auf der Bühne singen

Aber: „Christian hatte sich das Ziel gesetzt, das Lied zu singen – und das auch live auf der Bühne“, verrät die Prinzessin. Deshalb kommt jetzt Christoph Terbonssen ins Spiel. Bei dem Gesangslehrer aus Duisburg nahm der Emmericher Prinz von März bis Oktober einmal in der Woche Gesangsunterricht. „Für einen Popstar reicht es damit sicher nicht, aber so ein Lied im Karneval kriegt man schon auf die Bühne und man lernt extrem viel über die eigene Stimme“, erklärt Chrisan I., der bei den Live-Auftritten von den beiden Gardisten Torsten Tenbörg und Maik Bergerfurth eingerahmt und stimmlich unterstützt wird.

Gesangslehrer Christoph Terbonssen (ganz rechts) mit einigen Mitgliedern der Emmericher Prinzengarde bei der Aufnahme des Refrains in seinem Studio.
Gesangslehrer Christoph Terbonssen (ganz rechts) mit einigen Mitgliedern der Emmericher Prinzengarde bei der Aufnahme des Refrains in seinem Studio. © Prinzengarde Emmerich | AM

Im Studio von Christoph Terbonssen war zudem im Herbst eine Abordnung der Prinzengarde, um dort den Refrain mehrstimmig aufzunehmen.

Prinzenpaar und Garde freut sich über die Reaktionen

Die ersten Reaktionen auf das livegesungene Gardelied der Session 2022/23 vom Publikum erfreuten dann auch Prinzenpaar und Garde. „Der Tenor war sehr positiv nach der Prinzenproklamation“, so der Prinz. „Es gibt auch eine Textzeile im Lied, die das Publikum auffordert, zu stehen. Als wir an dieser Stelle des Liedes angekommen waren, Stand der komplette Saal aber bereits.“