Rees. Erstmals fand der Rheintag des BWK in Rees statt. Bürgermeister warb für Deichsanierung in Rees und Wesel. Wie der NRW-Umweltminister reagierte.

Erst Karlsruhe in 2018, dann Wiesbaden und Köln, jetzt kam der 4. Rheintag des BWK nach Rees. Rund 60 Fachleute, vor allem Umweltingenieure kamen auf Einladung des Bundes der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau ins Bürgerhaus und lauschten 13 hochkarätigen Vorträgen von Referenten aus Deutschland (7), den Niederlanden (4) und der Schweiz (2) rund um die Themenkomplexe Nutzungskonflikte, klimaangepasste Be- und Entwässerungssysteme sowie Hochwasserschutz.

Fünfter Minister seit Amtsantritt: Bürgermeister wartet auf Genehmigung für Deichsanierung

Eindringliche Worte fand Bürgermeister Christoph Gerwers in seiner Begrüßung, wohl wissend, dass der zuständige NRW-Minister Oliver Krischer (Grüne) gerade angekommen war. Er leitete ein: „Ich bin in Bislich mit dem Hochwasserschutz groß geworden und hätte nie gedacht, dass ich am Ende meiner Berufszeit immer noch damit beschäftigt bin.“

Denn alle vier Umweltminister vor Krischer während Gerwers Amtszeit hätten es nicht geschafft, endlich die Genehmigung für die dringend nötige Deichsanierung des Abschnitts 4, der Wesel und Rees tangiert, zu genehmigen. „Der Deich ist in einem maroden Zustand“ auf diesen 1,5 Kilometern, so Gerwers. Technisch sei alles durchgeplant, zugesagte Erörterungstermine nicht durchgeführt und mit einem Planfeststellungsbeschluss sei zeitnah nicht zu rechnen, weil die Bezirksregierung immer noch irgendwelche Bedenken vorbringe.

BWK-Vorsitzender staunte über fulminanten Vortrag von Christoph Gerwers

Gerwers appellierte eindringlich, jetzt den Deich zu sanieren. Denn breche der Deich, dann stehe das Wasser bis in die Niederlande, ein volkswirtschaftlicher Millionenschaden und viele Tote wären zu erwarten, so Gerwers vorab am Rande zur NRZ: „Denken Sie an mich, wenn Sie an Hochwasserschutz denken“, sagte er in Richtung Krischer.

Prof. Dr.-Ing. Bert Bosseler, Vorsitzender BWK NRW, staunte über den „fulminanten Vortrag. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich sie mit mehr Zeit ins Vortragsprogramm genommen“.

Minister Oliver Krischer hofft auf einen Bescheid in seiner Amtszeit

Rund 60 Teilnehmer folgten der Einladung zum 4. Rheintag des BWK, der in Rees am Donnerstag stattfand.
Rund 60 Teilnehmer folgten der Einladung zum 4. Rheintag des BWK, der in Rees am Donnerstag stattfand. © FUNKE Foto Services | Foto: Judith Michaelis / Funke Foto Services

Krischer, der als erster Minister in Kombination für Umwelt und Verkehr zuständig ist und somit ideal für das Thema Rhein, nahm Gerwers’ Botschaft „selbstverständlich mit. Ich hoffe auf einen Bescheid in meiner Amtsperiode“. Im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie seien über 10.000 Maßnahmen bis 2027 zu realisieren. Krischer war so ehrlich zu sagen, dass die Deichsanierung wohl bis dahin noch nicht realisiert sei. Das Geld für mehr Personal für die Bezirksregierung sei da, es müssten aber Bewerber gefunden werden.

Nichtsdestotrotz sei die Bedeutung des Hochwasserschutzes in dieser Landesregierung wieder mehr im Fokus als zuvor. Starkregenereignisse mit Überflutungen, schwere Dürren, Hochwasser, Niedrigpegel, Hitze: „Die Klimakrise ist angekommen. Häufig sind wir mit Extremen konfrontiert. Viel oder kein Wasser“, so der Minister. Dies müsse „der allerletzte Weckruf sein“.

Rheinschifffahrt: Nicht tiefer baggern, sondern Schiffe dem Niedrigpegel anpassen

Jürgen Herbst von der Firma Heral zeigt Baustoffe zum Verdichten des Bodens beim Bauen im Foyer des Bürgerhauses Rees beim 4. Rheintag..
Jürgen Herbst von der Firma Heral zeigt Baustoffe zum Verdichten des Bodens beim Bauen im Foyer des Bürgerhauses Rees beim 4. Rheintag.. © Judith Michaelis / Funke Foto Services

Zugleich, und hier sprach der NRW-Verkehrsminister, müsse die Schifffahrt auf dem Rhein auch bei Niedrigpegel gesichert werden. Tiefer baggern sei bei wenig Wasser im Rhein keine gute Lösung. Vielmehr, und das sei bisher versäumt worden, müssten die Schiffe den Gegebenheiten angepasst werden, meinte Krischer.

Rheintag in Rees hat auch eine symbolische Bedeutung

>> Der BWK lädt regelmäßig zu länderübergreifenden Veranstaltungen ein, bringt die Akteure der Wasserwirtschaft an einen Tisch und fördert den Austausch. Dass der 4. Rheintag in Rees stattfand, habe auch eine symbolische Bedeutung, so Bert Bosseler, denn es unterstreiche die grenzüberschreitende Bedeutung des großen europäischen Stromes.

Unter den Referenten war auch Holger Friedrich, Geschäftsführer des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze, der zum Abschluss über den „Grenzüberschreitenden Deichring 48“ sprach.