Rees-Haldern. Gänsehaut, Tränen, Ekel, Überraschungen: Beim Haldern Pop Festival gab es viele kuriose Momente. Die NRZ hat ihre Erinnerungen ausgepackt.
In bisher 38 Jahren Haldern Pop ist natürlich viel passiert. Die Liste der kuriosen Momente könnte sicherlich ellenlang sein, je nachdem wen man fragt. In diesem Bericht bemüht die NRZ-Redaktion ihre Erinnerungen. Da waren einige Momente, die bei dem Redakteur, der das Festival seit vielen Jahren begleitet, nachhaltig Eindruck hinterlassen haben.
>> Die Heldenstory
Da bleibt das Festival 2013 in Erinnerung. Es war der Auftritt des Iren Glen Hansard zur besten Abendzeit auf der Hauptbühne. Seine folkigen Pop-Rock-Hymnen begeistern die Massen. Gute Laune überall.
Doch dann passiert etwas, das man nicht planen kann: Glen Hansard beobachtet in der ersten Reihe eine Frau, die seine Texte mitsingen kann. Carina Buhlert. Irgendwann lockt er sie auf die Bühne und lässt sie den Song „Falling Slowly“ mitsingen. Das Duett wird der Knaller, auch weil Buhlert tatsächlich gut singen kann. Das Publikum ist total begeistert. Dieser Moment wurde Gesprächsthema.
>> Der Ekelmoment
2019 konnte man spontan Herpes kriegen: „Auf einem schmalen Grat zwischen Ekel und Begeisterung ist der Auftritt von Daughter im Spiegelzelt einzuordnen. Ihr beängstigender Noise-/Industrial-Rock ist für jeden Horror-Streifen geeignet. Destruktiv, teils kakophonisch, brutal gut.
Aber wie Sänger Alexis S. F. Marshall sich auf der Bühne präsentierte, ist mehr als hemmungslos. Dass die Haldern Pop-Techniker sich ob seines Mikrofon-Schwungs um ihre Strahler sorgten, tja, so ist das mit den Künstlern. Aber wenn Marshall sich mit dem Mikro die Stirn blutig schlägt, sich in die Hand rotzt, sich übers Gesicht wischt, es dort mit Blut vermischt — lecker, lecker, lecker...“, schrieb die NRZ damals.
>> Die Überraschung
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Im Jahr 2005 war diese Band echt eine große Nummer und ziemlich populär: die Sportfreunde Stiller. Um so erstaunlicher, dass Haldern Pop die Band nicht ankündigte. Plötzlich ertönte die Musik im Spiegelzelt. Längst nicht alle Festivalbesucher bekamen mit, was sich da tat und erkannten auch nicht, wer da nun auf der Bühne stand.
Aber schließlich hatten sie zu der Zeit schon Hits wie „Ein Kompliment“ oder „Ich, Roque“ im Repertoire. Als Lieder von diesen Kalibern ertönten, da begriff das Publikum langsam… das sind ja die Sportfreunde Stiller! Für viele kam die Erkenntnis zu spät. Das Spiegelzelt, in das etwa 1000 Gäste maximal passten (damals war man da noch nicht so streng wie heute), war längst überfüllt.
>> Der persönliche Freudenfest der NRZ
Diesen Moment haben wir als NRZ-Redaktion besonders abgefeiert: 2012 hat die NRZ eine kleine Bühne mitten auf dem Festivalgelände aufbauen dürfen. Spontan wurden die Besucher hier hin gelockt mit kleinen Auftritten, die Haldern Pop netterweise für die NRZ organisierte. Die englische Band Skinny Lister schoss dabei echt den Vogel ab.
Der punkige Folk-Pop mit seinen Shantys für Fortgeschrittene lockte gerade zu die Massen an. Sängerin Lorna Thomas ließ sich auf Händen tragen. Unser Fotograf schoss so viele aufmacherträchtige Fotos in wenigen Minuten wie selten zuvor. Der absolute Wahnsinn was sich da vor der kleinen NRZ-Bühne abspielte. Jippie!
>> Als die Tränen flossen
2011 war eine Folk-Welle voll im Gange. Plötzlich war die Stilrichtung total populär. Mit The Avett Brothers lockte Haldern Pop echte Könner dieses Genres an. Das Konzert war der absolute Hammer. Das Publikum ließ sich im Spiegelzelt – und das Ambiente dort tat sein Übriges – total euphorisieren.
Der Reporter traute seinen Augen kaum, als er nach rechts und links um sich sah. Die US-Band hatte gerade eine wunderschöne Ballade gespielt. Gestandene Männer waren derart gerührt, dass sie ihren Tränen freien Lauf ließen. So kriegt man sie weich...
>> Auch Haldern Pop liebt es, wenn ein Plan funktioniert
Hannibal, der Chef des A-Team aus der bekannten TV-Serie aus den 80ern sagte es immer: „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“ Das passt auch auf den Auftritt von The Slow Show 2014 im Spiegelzelt. In dieser Zeit fing das beim Haldern Pop an, dass Kollaborationen der Musiker forciert wurden.
Die Band, die wie keine andere für den Slogan „Listen – The silent Revolution“ steht, den Haldern Pop gerne propagierte, wurde im Laufe des Konzertes durch das Künstlerkollektiv Stargaze und den Chor Cantus Domus verstärkt. Zusammen brachten sie pure Magie zu Gehör. Ein Moment, der sich nicht kopieren ließ. Das wussten alle, die diesen Augenblick erlebt hatten. Festivalchef Stefan Reichmann, sonst keiner, der sich auf der Bühne zeigt, ging sofort nach dem Konzert zu Sänger Rob Goodwin und herzte ihn für alle sichtbar. Der Plan hatte funktioniert!
>> Der besondere Gig auf dem Campingplatz
2006 überraschte die Dinslakener Band Kilians mit einem Konzert auf dem Campingplatz. Sie standen oben auf Bus und boten ihren Rock’n’Roll. Das hat zwar nur eine kleinere Festivalgemeinde mitbekommen, aber das bliebt trotzdem im Kopf. Zwei Jahre später trat die Gruppe offiziell beim Festival auf.