Kalkar/Rees. Das Klärwerk in Kalkar, in dem auch Reeser Abwasser gereinigt wird, tätigt eine große Investition. Warum sich die Bürger darüber freuen dürfen.

Auf diese Bilanz kann man wirklich stolz sein: Das Klärwerk in Kalkar-Hönnepel, in dem auch die Abwasser aus Rees gereinigt werden, arbeitet mit Blick auf den Energie-Verbrauch schon seit Jahren vollständig autark. „Und das wird auch in den nächsten 20 Jahren so sein“, ist Werkleiter Heinz Arntz froh. Denn mittlerweile steht fest: Anfang 2023 bekommt der Standort eine neue Windkraftanlage.

Seit 1996 schon dreht sich eine Windkraftanlage mit einer Leistung von 500 KW auf dem Klärwerk-Gelände, versorgt die sehr strom-intensive Anlage mit Energie. „Mit 27 Jahren ist sie aber in die Jahre gekommen. Da würden jetzt absehbare enorme Kosten, etwa für neue Flügel, anstehen“, erklärt Arntz.

Gutachten für Neubau des Windrades am Klärwerk Kalkar waren umfangreich

Deshalb habe man 2020 den Antrag für das neue, dann 800 kW-starke Windrad der Marke Enercon bei der Bezirksregierung gestellt. Die ist Genehmigungsbehörde. Wobei die Sache nicht so ganz einfach war. Immerhin befindet sich der Standort nicht in der vor vielen Jahren von der Stadt Kalkar ausgewiesenen Konzentrationszone für Windräder – und dazu noch grenzt das Klärwerk an ein Naturschutzgebiet.

„Entsprechend aufwendig und umfangreich waren auch die vorgeschriebenen Gutachten“, sagt Heinz Arntz. Schall, Lärm, Natur- und Vogelschutz, alles wurde über einen langen Zeitraum genauestens untersucht. Dass überhaupt quasi eine Sondergenehmigung, im Fachjargon Privilegierung genannt, erfolgt ist, liege an dem enormen Energie-Bedarf des Klärwerkes. Und die kann jetzt weiter über Jahre selbst zu 100 Prozent erzeugt werden.

Heute gibt’s zwei Windräder. Sie sind 175 Meter voneinander entfernt. Beide werden zurückgebaut. Das Windrad, das auf dem Klärwerk-Gelände gleich neben dem Methangas-Speicher steht (re.), wird repowert. Hier entsteht die neue Anlage.
Heute gibt’s zwei Windräder. Sie sind 175 Meter voneinander entfernt. Beide werden zurückgebaut. Das Windrad, das auf dem Klärwerk-Gelände gleich neben dem Methangas-Speicher steht (re.), wird repowert. Hier entsteht die neue Anlage. © Remy

Neues Windrad wird mit 99,5 Meter kaum höher als die bestehende Anlage

Bewusst hat sich der Abwasserbehandlungsverband Kalkar-Rees auch nur für eine eher kleine, neue Windanlage, einem Repowering, entschieden. „Wir wollen ja kein Geld damit verdienen“, erklärt der Betriebsleiter. So ist die Enercon E-53 nur insgesamt 99,5 Meter hoch, die drei Rotorblätter 26 Meter lang. Im Vergleich dazu: Die in Betrieb befindliche Windanlage ist 85 Meter hoch.

Übrigens auch die in unmittelbarer Nachbarschaft, nur 175 Meter entfernt. Die gehörte bis vor kurzem einem Unternehmer aus Rees. „Die mussten wir aber kaufen, wegen des technischen Abstands“, sagt Heinz Arntz. Gebaut wird aber eben nur die eine neue Windkraftanlage. Was zur Folge habe, dass für die Anlieger die Emissionen künftig abnehmen würden.

Neues Windrad soll Mitte 2023 in Betrieb gehen

Errichtet werden soll die neue Anlage Anfang des Jahres. Bis zum Sommer 2023 soll sie fertig sein. Zuvor werden die beiden bestehenden Windräder zurückgebaut, dann für die Neue am gleichen Standort ein neues Fundament gegossen. „Während der Bauphase müssen wir natürlich Strom einkaufen, das geht nicht anders“, erklärt der Stellvertreter von Arntz, der Halderner Lukas Reinders.

Apropos Energie: Das Klärwerk produziert auch seinen Wärmebedarf seit vielen Jahren selbst. Und zwar dank eines Blockheizkraftwerkes, das mit Methangas aus den Faulbehältern gespeist wird. Zwar habe es einmal Überlegungen gegeben, auch eine benachbarte Gärtnerei mit Energie zu versorgen. „Das ging aber nicht. Der Aufwand wäre zu groß gewesen. Und das Gas reicht gerade für den Bedarf am Klärwerk“, so Heinz Arntz.

Windrad kostet statt der zunächst kalkulierten 1,2 jetzt 1,5 Mio. Euro

Dass das Klärwerk in Kalkar wahrscheinlich die einzige Anlage in Deutschland ist, die sich komplett selbst mit Energie versorgt, bestätigt der Betriebsleiter dann auch. „Seines Wissens jedenfalls“, ergänzt er sicherheitshalber. So oder so: Heinz Arntz ist froh darüber, dass die durch die Preissteigerungen statt der zunächst kalkulierten 1,2 jetzt 1,5 Millionen Euro teure Windanlage kommt. „Das hilft den Bürgern in Kalkar und Rees“, sagt er. Denn die dürften sich über viele Jahre über mehr oder weniger konstante Abwasser-Gebühren freuen – weil für sie egal sein wird, dass die Stromkosten stetig steigen werden.