Emmerich. Die Deutsche Bahn hat Pläne für die Bahnübergangsbeseitigung in Emmerich und Hüthum angepasst. Wie die Stadt die Lage im Einzelfall beurteilt.
Ein gemischtes Bild gibt die Einschätzung der Stadt Emmerich zu den jüngsten Änderungen im Planfeststellungsverfahren 3.4 Emmerich/Hüthum, die die Deutsche Bahn im Zuge des Deckblattverfahrens eingebracht hat. Bekanntlich geht es um die Bahnübergangsbeseitigung, die ewige Betuwe-Diskussion. Die NRZ sprach mit der Stadt über diesen sieben Kilometer langen Abschnitt: Wo heißt es Daumen hoch, wo Daumen runter?
Radverkehr darf in Corona-Zeiten nicht gezählt werden
Negativ: An der ‘s-Heerenberger Straße wird der Trog für die Pkw-Unterführung zwischen Netto und dem Geschäft Jysk errichtet. Die Bahn möchte aber nicht mehr eine Überführung von der Seufzerallee kommend einplanen. Die Straße soll also am Trog zur Sackgasse werden. „Damit sind wir nicht einverstanden. Wir fordern eine Geh- und Radwegüberführung über die ‘s-Heerenberger Straße“, erklärt Jens Bartel, Leiter des Fachbereiches Stadtentwicklung.
Die Bahn begründet ihre Änderung mit nicht genügend Radverkehr auf der Strecke. Dem widerspricht die Stadt, geht von täglich etwa 440 Radfahrern an der Strecke aus. Dies konnte und durfte während Corona nicht belegt werden. Hier sei Geduld gefragt, bis eine normale Auslastung wieder nachgewiesen werden könne, so Bartel.
Positiv: An der Nierenberger Straße entsteht eine Überführung für Fußgänger und Radfahrer. Bisher war hier ein relatives steiles Bauwerk geplant, nicht barrierefrei. „Jetzt werden recht weiter Rampen geplant, die es auch Rollator- und Rollstuhlfahrern ermöglichen, die Überführung zu nutzen“, schildert Bartel. Für Radfahrer sei die Steigung noch sportlich, wer kein E-Bike fährt, werde wohl absteigen und schieben.
Negativ: Schwierig ist die Diskussion über Schallschutzwände. Die genaue Ausführung ist nämlich nicht Teil des Verfahrens. Hier erwartet die Stadt Emmerich aber eine Einbeziehung in jedem Einzelfall. Zwei Dinge seien zu beachten: der Schallschutz für die Anwohner und die Sicherstellung der Frischluftschneise für die Innenstadt, damit die City mit Blick auf den Klimawandel sich in Zukunft nicht noch mehr aufheizt. Hierfür wären spezielle, flachere Schallschutzwände erforderlich.
Ferner werde der Bereich Bahnhof weiterhin gar nicht mit gedacht, weil hier nicht umgebaut werde, was den Bürgern schwer zu vermitteln sei, findet Bartel.
KLK Oleo verzichtet auf ein eigenes Gleis
Positiv: Am Borgheeser Weg wird die Pkw-Unterführung statt bisher 3,25 nun auf einer Höhe von 3,64 Metern geplant: „Hier wurden Rettungsfahrzeuge nicht bedacht“, erinnert Bartel. Dies wurde nun nachgeholt.
Positiv: Die Entwässerung auf dem Gelände von Eintracht Emmerich wurde anders geplant. Ein Regenrückhaltebecken werde nicht mehr benötigt. Dauerhaft könne die Eintracht also mit mehr Platz planen. Während der Bauarbeiten wird eine Sportanlage als Baustellenfläche benötigt, die Eintracht wird auf andere Sportanlagen in der Stadt ausweichen müssen.
Neutral: Auf einem Abschnitt war für KLK Oleo sogar ein viertes Gleis geplant. Das Unternehmen habe aber mitgeteilt, dass es den Bedarf nicht mehr gibt, so Bartels. Das wirke sich insbesondere an der Überführung van-Gülpen-Straße aus, wo die verbleibenden drei Gleise nun etwas luftiger geplant würden, aber für Verkehrsteilnehmer die Einsehbarkeit der Seufzerallee sogar etwas besser ausfalle.
Positiv: Sehr zur Freude der Contargo wurde die Planung der Hafenbahn angepasst. Hier müssen Züge nun nicht erst rückwärts setzen, um zum Emmericher Hafen zu gelangen.
Negativ: Verwundert zeigt sich Dr. Stefan Wachs, Erster Beigeordneter, bei Änderungen in der Löschwasserversorgung und der Erreichbarkeit der Gleise für die Feuerwehr: „Hier hat es vor drei Jahren eine Vereinbarung gegeben. Jetzt sind drei, vier Türen und Löschwasserquellen wieder herausgenommen oder versetzt worden. Eine Versetzung bedeutet aber, dass die Wehr drei Minuten länger für die Anfahrt braucht, weil ein anderer Bahnübergang genutzt werden muss. Das tut der Sicherheit nicht gut.“
Negativ: Weiterhin Uneinigkeit besteht bei der künftigen Unterführung am Löwentor, die im Norden für Pkw gen Hafenstraße geführt wird (hier entsteht ja ein großer Kreisverkehr). Die Stadt Emmerich fordert weiterhin eine Nebenanlage für Rad- und Fußgänger in dieser Unterführung, weil sich der Radverkehr kaum über die geplante Unterführung Richtung Hühnerstraße leiten lasse. „Wir wollen fahrradfreundliche Stadt werden. Es kann nicht sein, dass für zig Millionen ohne Radverkehr gebaut wird“, unterstreicht Bartel.
Positiv: Die Verbindung der Felix-Lensing-Straße mit der Eltener Straße führt nun entlang der Bahn und nicht quer über die landwirtschaftliche Fläche von Alexander Bossmann, der eine Zerschneidung bemängelt hatte.
Positiv: Es wird größere Querungsbereiche für Tiere geben – die ökologische Verbindung wird verbessert.
>> Einwendungen noch bis 9. April
In ihrer Stellungnahme greift die Stadt Hinweise der Stadtwerke und der Technischen Werke Emmerich auf: Die Ver- und Entsorgungsleitungen kreuzen oftmals in Emmerich die Bahntrasse. Dies müsse abgestimmt werden. Und Kosten bei Änderungen seien zu klären.
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Auch die Bürger haben Möglichkeit, ihre Belange mit Einwendungen vorzubringen, die dann mit abgewogen werden. Noch bis zum 9. April nehmen sowohl die Stadt Emmerich als auch die Bezirksregierung Düsseldorf diese Einwendungen entgegen.