Kreis Kleve. Die Grünen stellten im Landtag eine Anfrage zum Stand der ökologischen Landwirtschaft im Kreis Kleve. Das Ergebnis dürfte viele überraschen.
Wie schaut es eigentlich aus mit der ökologischen Landwirtschaft im Kreis Kleve? Das ist eine Frage, die Norwich Rüße, den Sprecher für Landwirtschaft der Grünen im Düsseldorfer Landtag wohl brennend interessierte. Genauer gesagt: Wie es allgemein mit der ökologischen Landwirtschaft in NRW aussieht. Denn der Politiker stellte die entsprechende Anfrage an die Landesregierung direkt für alle Landkreise und kreisfreien Städte im Bundesland.
Für den Kreis Kleve liegt eine Antwort aus dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes vor. Und die zeigt vor allem eins: Von dem Ziel, bis zum Jahr 2030 im Land 20 Prozent Ökolandbau zu haben, das Ministerin Ursula Heinen-Esser 2018 ausgegeben hatte, ist man auch im Kreis Kleve – immerhin Öko-Modellregion – noch sehr weit entfernt.
Nur etwas mehr als zwei Prozent der Landwirtschaft im Kreis Kleve ökologisch
Nur 2,4 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche im Kreis Kleve wird nach Antwort des Ministeriums ökologisch bewirtschaftet. Insgesamt sind es 1911 Hektar Ackerland. Das entspricht etwa einer Fläche, die so groß ist, wie die deutsche Ostseeinsel Hiddensee. Die Zahl basiert allerdings auf Förderdaten im Rahmen von Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und es gelte zu beachten, „dass nicht alle ganz oder teilweise ökologisch wirtschaftenden Unternehmen an einer Förderung im Rahmen der GAP teilnehmen“, wie es in der Antwort des Ministeriums heißt.
Auch der Anteil der ökologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetriebe lässt wohl noch stark zu wünschen übrig, wenn man sich am eigentlichen Ziel des Ministeriums – und dem Modellcharakter der Region Niederrhein – orientiert. Denn nur 37 Betriebe im Kreis Kleve – und damit nur 2,3 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe insgesamt, arbeiten bisher ökologisch.
Es fehlt die Nachfrage nach Produkten aus der ökologischen Landwirtschaft
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Aber wie erklärt sich dieser geringe Anteil von ökologischer Landwirtschaft im Kreis Kleve? Schließlich ist der Kreis, gemeinsam mit dem Nachbarkreis Wesel, eine der ersten drei Öko-Modellregionen in Nordrhein-Westfalen und verfügt mit Haus Riswick über eine Ausbildungsstätte für ökologische Landwirtschaft. Michael Seegers, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve, hat darauf eine ziemlich einfache Antwort: „Die Landwirte stehen nicht hinter diesem Konzept.“
Natürlich nicht, weil sie irgendwas gegen eine pflegliche Behandlung der Umwelt hätten. Ganz im Gegenteil. „Wir wollen alle unsere Landschaft pfleglich behandeln und wir Landwirte tragen schon viel dazu bei“, sagt Michael Seegers. Allerdings lasse der Trend zu Bio-Lebensmitteln, die aus dem ökologischen Landbau kommen, nach. „Letzten Endes müssen die Kunden bereit sein, dafür auch zu zahlen“, erklärt Seegers. Und das sei bei weitem nicht immer der Fall. „Entschieden wird da an der Ladenkasse.“
Und da gebe es für ökologisch erzeugte Produkte eben zu wenig Abnehmer – ganz gleich, ob es um Gemüse oder Milchprodukte geht. Mit der Folge, dass man die Lebensmittel zwar teurer produzieren, aber eben nicht teurer verkaufen kann. „Da muss in Deutschland ein Umdenken stattfinden“, sagt Seegers. Und das heißt, die Kunden müssten bewusst mehr für ökologische Erzeugnisse ausgeben.
Ist ökologischer Landbau wirklich umweltfreundlicher als konventionelle Landwirtschaft?
Zudem stellt Michael Seegers die Frage in den Raum, ob der Ökolandbau am Ende auch wirklich besser für die Umwelt ist. „Wenn ich in der konventionellen Landwirtschaft etwas gegen Pflanzen machen möchte, die ich nicht haben möchte, muss ich einmal über den Acker fahren“, sagt er. Dabei verwende man entsprechende chemische Mittel in vergleichsweise geringen Dosen.
Beim ökologischen Landbau lässt sich die Unkrautbekämpfung nur auf mechanische Weise regeln – mit dem so genannten „Striegeln“. „Das macht heute niemand mehr mit einem Pferd. Also muss man dann mehrmals mit dem Schlepper auf den Acker“, sagt Michael Seegers. Ob das dann in Summe besser für die Umwelt ist, als die einmalige Anwendung von chemischen Hilfsmitteln, bezweifelt er.
Das vom Ministerium ausgegeben Ziel, im Jahr 2030 dann 20 Prozent ökologische Landwirtschaft in NRW zu haben, hält er für nicht erreichbar. „Wenn man die Landwirte nicht mit ins Boot holt und alles mit der Brechstange macht, dann wird das nichts“, sagt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Kleve.