Kleve. . Die Fachschule für Ökologische Landwirtschaft Haus Riswick wird 20 Jahre alt.Die NRZ sprach mit drei Schülern über ihre Berufsträume als künftige Bio-Bauern

Wenn die meisten Schulabgänger sich nach dem Abitur den Kopf zerbrechen, wohin anschließend die Reise für sie hingehen soll, wusste Katharina Bollmann schon früh, was sie beruflich wollte. An der Fachschule für Ökolandbau im Haus Riswick macht die 21-Jährige zurzeit eine Fortbildung zur staatlich geprüften Agrarbetriebswirtin – später will sie einmal den Biohof ihrer Eltern übernehmen. „Bio ist stark im Kommen und man kann die Produkte gut verkaufen“, sagt die ausgebildete Landwirtin. Schon das erste Praktikum habe ihr gezeigt, dass sie sich im Job an der frischen Luft und mit Gummmistiefeln an den Füßen am wohlsten fühlt: „Ins Büro wollte ich auf keinen Fall.“

Ähnlich geht es ihren Mitschülern Markus Sippel und Niklas Groß-Weege, beide 21, die ebenfalls später einmal in ihre jeweiligen Familienbetriebe mit einsteigen wollen. Wenn sie nicht gerade für die Ökoschule büffeln, packen sie am Wochenende zuhause auf dem Hof mit an. Alle drei haben zuvor eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert, was für die Fortbildung auch Voraussetzung ist, weiß der stellvertretende Schulleiter Christian Wucherpfennig: „Die vorherige Ausbildung muss nicht landwirtschaftlicher Art sein, obwohl sich das natürlich anbietet. Wie man Kühe melkt, muss ich hier niemandem mehr zeigen.“ Die Vorkenntnisse der Ökoschüler sind dabei durchaus unterschiedlich – im aktuellen Jahrgang sind etwa auch eine Winzerin und eine Imkerim vertreten. Ähnlich einem Meisterstatus verfügen die späteren Agrarbetriebswirte außerdem über eine Ausbildungserlaubnis.

15 Leute sind im Schnitt in einer Klasse; anders als bei den konventionellen Landwirten, die an der Fachschule für Agrarwirtschaft ebenfalls im Haus Riswick ausgebildet werden, sei die Nachfrage bei den „Ökos“, wie sie sich intern selbstironisch nennen, eher überschaubar. Ideologische Gesinnungskriege zwischen den Ökolandwirten in spe und den Konventionellen gebe es aber nicht, betont Markus Sippel: „Wir tauschen uns natürlich miteinander aus.“ Auch haben beide Fachrichtungen bestimmte Kurse gemeinsam wie etwa Politik oder Agrarrecht.

Während der zweijährigen Weiterbildung lernen die angehenden Ökolandwirte etwa, wirtschaftliche Schwerpunkte für die künftigen Biobetriebe zu setzen und beschäftigen sich eingehend mit ihrer äußerst dynamischen Branche. Am Ende müssen die Schüler eine schriftliche Prüfung mit drei Klausuren über verschiedene Wissensgebiete ablegen.

Die praktische Erfahrung bringen die Schüler zum einen bereits mit, zum anderen ist es ihre Aufgabe, diese selbst zu vertiefen. Dabei verfügt die Ökoschule über ein breites Netzwerk landwirtschaftlicher Betriebe, die bei Besichtigungen ihre Pforten für die Schüler der Ökoschule öffnen. Das Angebot im Kreis Kleve ist nrw-weit einzigartig, drei weitere Fachschulen für ökologische Landwirtschaft gibt es im Raum Süddeutschland.

Von den Problemen der Landwirtschaft, die regelmäßig die Nachrichten beherrschen, wollen sich die drei jungen Biobauern keineswegs abschrecken lassen. Katharina Bollmann: „Wenn man sieht, mit welchen Schwierigkeiten die konventionelle Landwirtschaft zu kämpfen hat, wenn man zum Beispiel an die Milchpreise denkt, geht es uns Ökos noch ziemlich gut.“