Emmerich. Politik im Wandel: Christopher Papendorf ist der neue Vorsitzende des Vereins Bürgergemeinschaft Emmerich. Wir stellen ihn und seine Pläne vor.

Einige Jahre war für die Bürgergemeinschaft Emmerich (BGE) Joachim Sigmund sozusagen erster Alles, wie man es auf dem Bolzplatz sagen würde, wenn man sich als erster Schütze aller Freistöße und Elfmeter proklamiert. Seit Freitag sind die Führungspositionen in Fraktion und Verein wieder personell getrennt. Die BGE wählte Christopher Papendorf einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Vereins.

Der Generationswechsel wurde also auch praktisch vollzogen. Außerdem ist mit Steffen Straver ein neuer 2. Vorsitzender gefunden worden, der vor nicht all zu langer Zeit noch bei der FDP war. Die BGE zeigt: Wer sich einbringen will, kann Verantwortung übernehmen. Mehr Frauen, mehr Nationalitäten sind im Vorstand vertreten – die BGE repräsentiert den Querschnitt der Bevölkerung Emmerichs auch auf Führungsebene.

Einer, der Europa auch in Emmerich noch mehr leben will

Wer ist Christopher Papendorf? Der 37-Jährige ist in Emmerich geboren, verheiratet und hat ein Kind. Nach dem Abitur machte er in den Niederlanden eine Ausbildung zum Büro- und Kommunikationskaufmann, studierte in Nimwegen Geschichte, schob dann den binationalen Master in Regionalwissenschaften hinterher, den er in Nimwegen und Münster meisterte – und zwar mit dem Fokus deutsch-niederländische Zusammenarbeit. Genau hier ist er heute auch beruflich tätig, nämlich als Regionalbeauftragter der IHK Westmünsterland: „Meine Aufgabe ist es, alles was die physische Grenze überschreitet, noch einfacher zu gestalten.“

Sein Werdegang kommt ihm als Lokalpolitiker in einer Grenzstadt natürlich sehr entgegen: „Auch in Emmerich müssen wir uns noch grenzüberschreitender Aufstellen. Unsere Region ist gelebtes Europa. Die Synergien sollten wir nutzen. Dem sollte die Lokalpolitik stärkere Aufmerksamkeit schenken“, findet der Eltener. Andere kämen in diese Grenzregion, um hier Urlaub zu machen: „Wir sollten die Kommune als Grenzregion promoten.“

Die BGE will ihre Diskussionskultur pflegen

Ohnehin würden in Emmerich zu viele Chancen liegengelassen, findet Papendorf. Man habe tolle Unternehmen, heimliche Champions und Weltmarktführer, eine gute Anbindung, eine schöne Kombination von Stadt und Natur: „Emmerich kann mehr“, sei nach wie vor die Überzeugung der BGE.

Der politische Verein werde „selbstbewusst, eigenständig und konsensoffen“ seinen Weg „im Sinne der Bürgerschaft und der Zukunft Emmerichs“ gehen. Verein und Fraktion erarbeiten die Themen gemeinsam, besprechen sie, finden in der Regel einen Konsens, „aber es herrscht kein Fraktionszwang“, macht Papendorf mit Blick auf die politischen Sitzungen deutlich. Die gute Diskussionskultur innerhalb der BGE soll erhalten bleiben. Zur Suche nach dem Konsens mit anderen Parteien sagt der neue Vorsitzende: „Es geht grundsätzlich nur ums Thema. Wir sollten nicht nach Farben schielen.“

Projekte seien zu oft halbgar vorbereitet

Die BGE wird manchmal in Emmerich als „Dagegen-Fraktion“ wahrgenommen. „Also wenn ich die Ablehnung des Haushalts von 2018 bis 2021 sehe, dann war es völlig begründet, dagegen zu stimmen“, unterstreicht Papendorf. Das Defizit habe sich kontinuierlich aufgebaut. Man könne nicht jedem Fördertopf hinterherrennen.

Dennoch sei die BGE nicht grundsätzlich gegen alles. Christopher Papendorf hat den Eindruck, dass in Emmerich allerdings zu häufig Dinge umgesetzt werden sollen, die halbgar vorbereitet wurden. Sei es bei der Wirtschaftlichkeitsanalyse, der ganzheitlichen Betrachtung oder in der Machbarkeit. Oft fehle auch das Projektmanagement. Als Beispiel nennt der Vorsitzende die 2. Jugendeinrichtung für Emmerich: „Die Umfrage unter den Jugendlichen ist schon fünf Jahre alt. Ist das noch aktuell?“

Sparen? Dann beim Steintorgelände und beim Parkplatz Kleiner Wall

Deshalb forderte die BGE nach wie vor ein Controlling in der Verwaltung, was mit einer halben Stelle immerhin umgesetzt wird. Und eine bessere Priorisierung: „Die 2. Jugendeinrichtung ist uns zum Beispiel wichtiger als der Umbau von De Wette Telder.“ Auch die Klimapriorisierung und der soziale Wohnungsbau fänden sich im Haushalt 2022 nicht wieder. Insgesamt dauert der BGE die Umsetzung von Ratsbeschlüssen zu lange.

Spannend findet Papendorf die anstehende Haushaltsberatung der BGE, an der auch Kämmerin Ulrike Büker teilnehmen werde. Bekanntlich hat sie einen Konsolidierungskurs eingefordert: „Ihre Warnung hallt bei mir nach“, sagt Papendorf. Um zu sparen, muss es irgendwo weh tun. Nicht bei den Bürgern und den Unternehmen, findet der Vorsitzende. Ob etwa das Steintorgelände jetzt gekauft oder für eine Million Euro der Parkplatz am Kleinen Wall hergerichtet werden müsse, stellt Papendorf in Frage: „Im Moment ist das Geld dafür nicht da.“