Emmerich. Ort zu klären: Viele wollen das Terrasana als zweite Jugendeinrichtung für Emmerich. Die BGE lehnt das ab. Die CDU signalisiert „Bauchschmerzen“.

Die politischen Vertreter im Emmericher Jugendhilfeausschuss votierten einstimmig für die Errichtung einer zweiten Jugendeinrichtung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 21 Jahren. Auch das von der Stadtverwaltung am Dienstagabend vorgestellte Konzept für die zweite Jugendeinrichtung fiel in gute Erde: Einstimmig votierte der Ausschuss dafür.

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Streitpunkt bleiben allerdings die Räumlichkeiten. Die Verwaltung favorisiert die ehemaligen Gaststätte Terrassana an der Straße Hinter dem Schinken (wir berichteten). Dies lehnte jedoch Sigrid Weicht von der BGE ab. Die beiden CDU-Vertreter enthielten sich der Stimme, machten aber deutlich, nicht glücklich mit dem Standort zu sein. Letztendlich muss der Stadtrat am 29. Juni entscheiden.

Ein guter Ort für Jugendliche

Sie sind dafür: Stephanie Geßmann, Mitarbeiterin für die Jugendarbeit der Stadt Emmerich, Bürgermeister Peter Hinze und Jugendpflegerin Andrea Kamps.
Sie sind dafür: Stephanie Geßmann, Mitarbeiterin für die Jugendarbeit der Stadt Emmerich, Bürgermeister Peter Hinze und Jugendpflegerin Andrea Kamps. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Jugendpflegerin Andrea Kamps stellte das Konzept für die neue Einrichtung vor. Sie betonte zum einen den Bedarf für die Rheinstadt, in der es zurzeit nur noch das Jugendcafé am Brink gebe. Geldern habe zwei Einrichtungen und Kleve sogar neun. „Corona hat deutliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche“, so Kamps. Diese gravierenden Folgen könne man mit guter Jugendarbeit zum Teil auffangen.

Die Jugendeinrichtung soll nicht nur ein Ort zum Chillen sein, sondern es sollen auch pädagogische Angebote gemacht werden. Dafür ist eine Sozialarbeiterstelle vorgesehen und eine Stelle des Bundesfreiwilligendienstes. Vorgesehen sind ein Schüler- und Azubi-Café mit Angeboten zum kleinen Preis, Sportangebote, Nachhilfemöglichkeiten, Unterstützung bei Bewerbungen und Gesprächsangebote etwa zu Cybermobbing oder ähnliches. Bürgermeister Peter Hinze betonte allerdings, dass man dies alles auch vom Willen der Jugendlichen abhängig machen wolle: „Das Zauberwort lautet Partizipation. Was will die Jugend denn?“, so Hinze.

„Jugendliche gehören in die Stadt“

Sie ist gegen die Lösung Terrasana: Sigrid Weicht von der BGE.
Sie ist gegen die Lösung Terrasana: Sigrid Weicht von der BGE. © WAZ FotoPool | DIANA ROOS

Die Räumlichkeiten im ehemaligen Terrasana sind aus Sicht der Verwaltung ideal: Sie befinden sich mitten in der Innenstadt, liegen nah am Rheinpark und hätten eine gute Aufteilung. Ein großzügiges Café, eine Küche und ein Büro hätten Platz. Hinze hegte die Hoffnung, dass mit den Jugendlichen auch mehr Leben in die Stadt kommt und davon auch die Einzelhändler profitieren: „Jugendliche gehören in die Stadt“, findet der Bürgermeister.

Das sah die BGE-Vertreterin Sigrid Weicht ganz anders. Vehement sprach sie sich gegen den Standort aus, weil sie aus finanziellen Gründen das Plakatmuseum bevorzugt. Hier könne man doch die obere Etage für die Jugend herrichten. Schließlich würde die Stadt jedes Jahr 70.000 Euro fürs PAN ausgeben.

Die Verwaltung wies darauf hin, dass man das Museum nicht als Jugendeinrichtung nutzen könne, da sich dies nicht mit der bis 2023 laufenden Förderung des Landes vertrage. Zudem sei das Haus ja auch schon ans PAN vermietet. Weicht wollte diese Argumente nicht gelten lassen. Sie führte an, dass bereits Veranstaltungen im Obergeschoss organisiert werden. Hinze entgegnete, dass es sich bei einer Jugendeinrichtung allerdings um eine Dauereinrichtung handeln würde und nicht um eine einzelne Veranstaltung.

Die Finanzierung

Die Stadtverwaltung rechnet mit einmaligen Ausgaben in Höhe von 116.500 Euro plus Personalkosten.

Mit Fördermitteln könne man in Höhe von 20.000 Euro rechnen. Ein weiterer, privater Sponsor stünde bereit.

Einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von mindestens 11.420 Euro müsse eingeplant werden.

CDU-Vertreterin Silke Jelinski sagte, dass man die „Location“ Terrassana für wenig geeignet halte. Auch habe sie Bauschschmerzen, dass die Einrichtung in Konflikt mit der örtlichen Gastronomie gerate, da hier Speisen und Getränke zum kleinen Preis verkauft werden. Eine mögliche Lärmbelästigung am Abend müsse man zudem berücksichtigen. Die Öffnungszeiten sollten auf den späteren Abend und das Wochenende ausgedehnt werden.

Nicht auf die lange Bank schieben

Jan Ludwig (SPD) will eine schnelle Entscheidung.
Jan Ludwig (SPD) will eine schnelle Entscheidung. © WAZ FotoPool | KRUCK, Johannes

Weitere Jugendvertreter sprachen sich für eine schnelle Lösung aus. Stefanie Bodden-Bergau von der Polizei sagte: „Das PAN ist das PAN und hat eine eigene Geschichte. Das Terrasana ist übersichtlich, befindet sich im Erdgeschoss und liegt sehr zentral. Hier hätten die Jugendlichen einen Ort für sich.“ Auch Kristina Timmer von der Caritas sagte, dass Jugendliche jetzt dringend eine Örtlichkeit benötigen.

Der Ausschussvorsitzende Jan Ludwig (SPD) erinnerte daran, dass die Diskussion um eine zweite Jugendeinrichtung seit mittlerweile dreieinhalb Jahre geführt werde. „Es fehlt in unserer Stadt etwas für ältere Jugendliche. Und der Bedarf ist durch Corona noch größer geworden. Das Konzept ist gut, der Ort ist gut gewählt. Das Ladenlokal steht seit Jahren leer und es ist nicht zu erwarten, dass sich dies bald ändern wird. Wir stehen bei den Jugendlichen im Wort und sollten eine Entscheidung nicht auf die lange Bank schieben.“