Emmerich. Die Zahl der zugelassen Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge im Kreis Kleve hat sich in zwei Jahren fast verdreifacht – ist aber insgesamt sehr gering.

Lange Jahre galt die Formel 1 als Königsklasse des Motorsports. Doch mittlerweile sägt die Formel E am Thron des Konkurrenten. Mit Nissan, Audi, BMW, Jaguar oder Porsche gehen mittlerweile namhafte Automobilkonzerne in der Formel E an den Start – Firmen, die sich teilweise schon seit Jahren nicht mehr in der Formel 1 engagieren.

Interessante Karrieremöglichkeit für Nico Hülkenberg

Emmerichs ehemaliger Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg hat im vergangenen Jahr dann auch die FIA Formula E World Championship, E steht logischerweise für Electronic, als eine „interessante Option“ für seinen weiteren Karriereweg bezeichnet. Es kam dann zwar erst einmal anders, aber der 179-fache Grand-Prix-Starter und Sieger der legendären 24 Stunden von Le Mans meinte zur Thematik in einem Interview mit T-Online.de: „Die Formel E hat sich in den letzten Jahren doch extrem stark entwickelt, das muss ich sagen. Wahnsinn, was die geschafft haben, was die sich auch für einen Status erarbeitet haben. Alle deutschen Premium-Hersteller sind dort vertreten.“

Klare Tendenz der Automobilhersteller

Nico Hülkenberg, Ex-Formel-1-Fahrer aus Emmerich, findet, dass sich die Formel E extrem stark entwickelt hat.
Nico Hülkenberg, Ex-Formel-1-Fahrer aus Emmerich, findet, dass sich die Formel E extrem stark entwickelt hat. © dpa | Sergei Grits

Doch auch wenn die Tendenz der Hersteller eindeutig ist, das Zuschauerinteresse hinkt noch etwas hinterher. Gleichwohl ist Autorennsport seit seiner Einführung im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts immer ein guter Indikator gewesen, was in Sachen Technik zukünftig auf den Straßen Deutschlands passieren wird.

Trend kommt im Straßenverkehr an

Und ebenso wie im Motorsport lässt sich auch im normalen Straßenverkehr der Trend zur E-Mobilität auf vier Rädern nicht leugnen. Denn aktuell (Stand: 14. Juli 2021) sind im Kreis Kleve 1493 Elektro-Fahrzeuge und 4120 Hybrid-Fahrzeuge zugelassen. Im Vergleich zu den insgesamt zugelassenen Fahrzeugen im Kreis (274.465) liegt der Anteil allerdings nur bei 2,05 Prozent, aber in den vergangenen zwei Jahren hat dennoch ein starker Trend eingesetzt.

Dies untermauert der Blick auf die Jahresstatistik: 2020 waren 994 Elektro-Fahrzeuge und 2972 Hybrid-Fahrzeuge registriert. 2019 waren es lediglich 391 Elektro-Fahrzeuge und 1593 Hybrid-Fahrzeuge. Somit hat sich die Anzahl E- und Hybrid-Fahrzeuge in den vergangenen zwei Jahren insgesamt fast verdreifacht.

Simon Terhorst berät immer mehr Kunden zum Thema Versicherung und E-Auto

Das merkt auch Simon Terhorst. Der Emmericher ist Inhaber der LVM-Versicherungsagentur an der Seufzerallee. „In die ganze Sache kommt schon Schwung rein“, so Terhorst, der das anhand eines einfachen Beispiels untermauert. „Bis vor zwei Jahren hatte ich so ein bis zwei Kunden pro Jahr, die eine Versicherung für ein E-Auto haben wollten. Jetzt passiert das jeden Monat.“

Simon Terhorst, Inhaber der LVM-Versicherungsagentur auf der Seufzerallee in Emmerich, berichtet über seine Erfahrung mit Kunden, die sich ein E-Auto oder Hybridfahrzeug anschaffen wollen.
Simon Terhorst, Inhaber der LVM-Versicherungsagentur auf der Seufzerallee in Emmerich, berichtet über seine Erfahrung mit Kunden, die sich ein E-Auto oder Hybridfahrzeug anschaffen wollen. © Agentur Terhorst | Simon Terhorst

Der Versicherungsfachmann macht deutlich, dass es keinen speziellen Tarif für E- oder Hybrid-Fahrzeuge gibt, aber dass sie bis vor einigen Jahren tendenziell höher eingestuft wurden als vergleichbare Verbrenner-Modelle. „Das hat aber nichts mit E-Mobilität zu tun, sondern passiert immer bei neuen Fahrzeugen“, erläutert Terhorst. Mittlerweile habe sich das Niveau angeglichen.

Die meistgestellte Frage zur Police

Die meistgestellte Frage seiner Kunden kommt im Übrigen immer dann, wenn diese die entsprechende Police zugeschickt bekommen. „Kunden, die ein E-Kennzeichen haben, melden sich, dass das ‘E’ in der Police fehlen würde“, so Terhorst. „Doch das ist für uns zweitrangig und deshalb weisen wir es auf der Police nicht aus. Die Nummer des Kennzeichen ist auch ohne das ‘E’ immer einmalig.“

Wer ein E-Kennzeichen erhält

Zum Hintergrund: Ein E-Kennzeichen kann reinen Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeugen zugeteilt werden. Hybridfahrzeugen kann das „E“ zugeteilt werden, wenn das Fahrzeug eine Kohlendioxidemission von höchstens 50 Gramm je gefahrenen Kilometer hat oder dessen Reichweite unter ausschließlicher Nutzung der elektrischen Antriebsmaschine mindestens 40 Kilometer beträgt. Wie der Kreis Kleve auf NRZ-Anfrage mitteilt, verfügen 1014 Fahrzeuge über ein E-Kennzeichen.

Stadtwerke Emmerich investieren in Infrastruktur

Udo Jessner, Geschäftsführer der Stadtwerke, steht mit einem Elektroauto an einer Ladestation der Stadtwerke in Emmerich.
Udo Jessner, Geschäftsführer der Stadtwerke, steht mit einem Elektroauto an einer Ladestation der Stadtwerke in Emmerich. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Damit die E-Mobilität weiter Schub bekommt, muss auch die Infrastruktur passen. Die Stadtwerke Emmerich investieren deshalb bis Ende des Jahres in die Einrichtung von neun weiteren Ladesäulen mit insgesamt 18 Ladepunkten. „Bei jedem Ladevorgang fließt ausschließlich Ökostrom, der mit dem Label ‘Geprüfter Ökostrom’ zertifiziert ist, in die Batterien des Elektroautos“, betont Udo Jessner, Geschäftsführer der Stadtwerke Emmerich.

Neben der Einrichtung der Ladesäulen im öffentlichen Bereich können auch Privatpersonen und Firmen sich eine eigene Infrastruktur errichten. „Wer seinen Kunden, Besuchern oder Mitarbeitern Lademöglichkeiten anbieten will, bekommt bei uns Elektromobilität aus einer Hand“, erklärt Stadtwerke-Vertriebsleiter Ingo Sigmund. Mit der eigenen Wallbox oder Ladesäule könne das Elektrofahrzeug flexibel zu Zeiten aufgeladen werden, während es ohnehin schon geparkt sei.

>> Zahlen von den Stadtwerken Emmerich

NRZ-Umweltcheck für alle lesbar

Wie wichtig Umwelt- und Klimaschutz ist, hat uns die Flutkatastrophe in NRW wieder gezeigt. Auch wir als NRZ finden das Thema sehr wichtig und beschäftigen uns in den nächsten Wochen intensiv damit in unserem Umweltcheck für den Kreis Kleve. Natürlich geht der Klimawandel alle Menschen an. Als besonderes Sommer-Bonbon macht die NRZ die Artikel auch ohne Abo zugänglich. Alles zum Thema auf nrz.de/umweltcheck

Innerhalb eines Jahres wurden an den Ladesäulen im Emmericher Stadtgebiet 2023-mal Elektrofahrzeuge geladen, heißt es von Seiten der Stadtwerken. Insgesamt wurden knapp 32.400 Kilowattstunden an den Ladesäulen getankt. Damit können durchschnittlich 215.000 Kilometer gefahren werden. „Die Nachfrage und das Ladeverhalten in Emmerich sind dennoch ausbaufähig“, findet Stadtwerke-Geschäftsführer Udo Jessner.

Die neuen E-Ladesäulen im Design der Stadtwerke Emmerich werden künftig an den Dorfplätzen in Vrasselt, Dornick und Hüthum sowie am Ortseingang Praest, am Bahnhof Emmerich und an der Tourist-Information in Hochelten stehen.