Emmerich. . Der Emmericher absolviert in dieser Woche seine ersten Probefahrten im 750 PS-starken Porsche 919-Prototyp im Motorland Aragon in Spanien. Auch Nachtfahrten stehen auf dem Programm

Noch bis zum Wochenende wurden die Testfahrten unter größter Geheimhaltung vorbereitet. Doch jetzt ist es offiziell: Nico Hülkenberg hat seine ersten Runden im Porsche 919 Hybrid absolviert. Der Emmericher pilotierte den Prototyp auf dem Motorland Aragon im Norden Spaniens. Insgesamt an drei Tagen und Nächten wird Porsche Tests durchführen.

Bei strahlendem Sonnenschein und eisigem Wind klemmte sich Hülkenberg das erste Mal hinter das Steuer des Porsches. „Das Auto ist toll zu fahren. Es hat richtig viel Abtrieb, und wenn die Hybrid-Power einsetzt, ist das sehr beeindruckend“, berichtet Hülkenberg über seine ersten Eindrücke. „Hier weht heute ein sehr starker Wind, der das Fahrverhalten natürlich beeinflusst. Aber ich muss sagen: Die Vorbereitung im Simulator war sehr realistisch.“

Der Rennwagen der LMP1-Klasse mit dem Hülkenberg im kommenden Jahr bei den legendären 24 Stunden von Le Mans antreten wird, verfügt über einen zwei Liter V4-Motor mit Turboaufladung, der 370 KW (503 PS) auf die Straße bringt. Durch die Hybrid-Technologie wird Bremsenergie zurückgewonnen, die dann zusätzlich einen Elektromotor antreibt, der nochmals zusätzliche 184 KW (250 PS) leistet. Durch den Elektromotor werden im Übrigen die Vorderräder angetrieben, während der Porsche 919 eigentlich mit einem Heckantrieb ausgestattet ist. Das so genannte Monocoque besteht aus einer Verbundfaser-Konstruktion aus Carbonfasern mit Aluminium-Wabenkern. Das Leergewicht des viereinhalb Meter langen Autos beträgt 870 Kilogramm.

Neben Hülkenberg, den Mechanikern und Ingenieuren sind zudem auch LMP1-Stammfahrer Brendon Hartley aus Neuseeland sowie drei Porsche-Werksfahrer aus dem GT-Kader – Michael Christensen (Dänemark), Frédéric Makowiecki (Frankreich) und Nick Tandy (Großbritannien) – in Aragon im Einsatz.

Zurzeit ist noch nicht klar, wer neben Hülkenberg den dritten Porsche in Le Mans fahren wird. Dies soll sich bei den Testfahrten herauskristallisieren. Die anderen beiden Porsche 919 Hybrid werden hingegen von den gleichen sechs Piloten gefahren wie in diesem Jahr. Daher wird Ex-Formel 1-Fahrer Mark Webber im Schwesterauto sitzen.

Apropos Formel 1. Aus der Konzernzentrale in Zuffenhausen kam unlängst noch einmal eine klare Absage Richtung Formel 1. „Die Formel 1 ist derzeit überhaupt kein Thema. Wie haben einen klaren Auftrag. Der besagt, dass wir bis 2016 in der LMP1-Klasse an der Langstrecken-WM teilnehmen“, sagt Fritz Enzinger, LMP1-Projektleiter bei Porsche, im Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Enzinger verteilt gleichzeitig Vorschusslorbeeren an Hülkenberg: „Mit Porsche in Le Mans zu starten, bedeutet Nico sehr viel. Auch wir hatten ein großes Interesse an ihm. Für mich ist er der am meisten unterschätzte Formel-1-Pilot. Er hätte längst schon bei einem der absoluten Top-Teams unterkommen müssen, weil er einfach gut ist.“