Rees. Am 13. November soll die Demo „Kindern eine Stimme geben“ stattfinden. Die Stadt weist die Kritik zurück, kinderunfreundliche Politik zu machen.
Mit der Demo „Kindern eine Stimme geben“ am 13. November will sich Bastian Tenholter für eine kinderfreundlichere Politik in Rees einsetzen (die NRZ berichtete). Denn aus seiner Sicht haben die Stadtverwaltung und Bürgermeister Christoph Gerwers bislang nicht genug für Kinder und Jugendliche getan. Auf seine verschiedenen Kritikpunkte hat nun die Stadt Rees mit einer öffentlichen Stellungnahme reagiert.
Großes Streitthema sind vor allem die Martinsumzüge, die auf Grund der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten. Die Stadt Rees erklärt, dass sie die Enttäuschung darüber verstehen könne. Sie sagt aber auch: „In einem gemeinsamen Abstimmungsgespräch zwischen Stadt und allen Veranstaltern der Martinsumzüge im Stadtgebiet Rees wurde sehr deutlich, dass die Veranstalter ihre Umzüge aus Sorge um die Gesundheit der Teilnehmer absagen möchten.“
Martinsfest in anderer Form
Die Umzüge in Rees haben nicht selten 500 und mehr Teilnehmer. Das erfordere ein aufwendiges Hygiene- und Sicherheitskonzept, „dessen Einhaltung bei einer öffentlichen Veranstaltung im öffentlichen Straßenraum die Veranstalter nicht gewährleisten können.“ Die Stadt Rees trägt die Entscheidung der Vereine mit und unterstreicht: „Das verantwortliche Handeln der Vereine zu kritisieren, bedeutet eine Geringschätzung des jahrelangen ehrenamtlichen Engagements in den Organisationskomitees.“
Darüber hinaus verweist die Stadt darauf, dass die Veranstalter in den Einrichtungen und auf den Außenanlagen der Schulen und Kindertagesstätten kreative Lösungen finden werden, „um das Martinsfest für die Kinder auch in diesem Jahr unvergesslich werden zu lassen – dieses Mal jedoch in anderer Form“.
Vier Schulbusse mehr im Einsatz
Auch zur Kritik der „überfüllten Schulbusse“ äußert sich die Stadt und fasst die Sachlage noch einmal zusammen: Die Landesregierung hat die Kommunen mit Erlass vom 11. August erstmalig vom 1000 Busse Programm in Kenntnis gesetzt, einen Tag vor Schulbeginn. Das Programm sah vor, den Städten und Gemeinden Geld für zusätzliche Schulbusse zur Verfügung zu stellen. Auf Anfrage der Stadt Rees hat jedoch das von der Stadt beauftragte Busunternehmen mitgeteilt, dass keine zusätzlichen Busse und Busfahrer zur Verfügung stehen.
Erst am 22. August wurde bekannt, dass die Landesregierung nicht nur Geld, sondern auch Busse und Busfahrer zur Verfügung stellen konnte. Am 31. August ergatterte die Stadt so vier zusätzliche Busse für Schüler des Reeser Schulzentrums, um die Schülerbeförderung auf den am stärksten frequentierten Routen zu entlasten.
Mehr Badegäste am Strandbad Millinger Meer
Darüber hinaus kritisierte Bastian Tenholter „ein fragwürdig lange geschlossenes Hallenbad, kein Freibad in Sicht“. Die Stadt Rees betont auch hier, dass aufgrund „erheblicher Gefährdung der Badegäste sämtliche Hallenbäder in Nordrhein-Westfalen von der Landesregierung geschlossen“ wurden. So auch das Stadtbad Rees.
Als ein Öffnen des Stadtbades bei gleichzeitiger Einhaltung der Hygieneschutzbestimmungen wieder möglich war, haben sich die Stadtwerke Rees, als Betreiber des Bades, dazu entschieden, das Badepersonal am Strandbad Millinger Meer einzusetzen und das Stadtbad in den Sommermonaten weiter geschlossen zu halten. Diese Entscheidung sei vom Aufsichtsrat einstimmig mitgetragen worden und habe dazu geführt, „dass in Summe deutlich mehr Badegäste schwimmen gehen konnten, als dies bei einem Sommerbetrieb des Hallenbades möglich gewesen wäre“.
Hallenbad öffnet am 20. September
Voraussichtlich ab dem 20. September wird das Hallenbad aber wieder für das öffentliche Schwimmen in eingeschränkter Weise zur Verfügung stehen. Ein Hauptaugenmerk werde darauf liegen, „wieder an zwei Tagen Schwimmkurse für Kinder anbieten zu können“, so die Stadt.
Dass der Neubau des Freibades so lange gedauert hat, führt die Stadt auf den Bundeszuschuss von zwei Millionen Euro zurück. Nach einem Auftaktgespräch mit dem Projektträger könne jedoch nun weiter an der Realisierung des Projektes gearbeitet werden. So bereitet die Verwaltung derzeit die europaweite Ausschreibung vor, mit der ein geeigneter Generalplaner für das Freibad gesucht wird. Der Abriss der Gebäude ist derzeit für Herbst 2021 vorgesehen.
Neuer Treffpunkt für Jugendliche in Mehr
Zum angeblich „konzeptlosen Jugendkommunikationsplatz in Mehr“ erklärt die Stadt, dass sie „die Jugendlichen aus Mehr an der Gestaltung eines Treffpunktes beteiligen wollte“. Dass besorgte Bürger an dem öffentlich genannten Termin in Mehr teilgenommen haben, werde ausdrücklich begrüßt. Die Stadt werde nun aber explizit Kontakt zu den Jugendlichen aufnehmen und weiter daran arbeiten, für sie einen Treffpunkt zu erstellen.
Der Wunsch nach Dialogen zwischen Bürgermeister und Kindern oder Jugendlichen, vor allem während der Corona-Pandemie, könne nicht erfüllt werden. „Aktuell ist es dem Bürgermeister ebenso wie den Eltern nicht gestattet, Schulen und Kitas aufzusuchen“, so die Stadt in ihrer Stellungnahme. Sie weist aber darauf hin, „dass der Bürgermeister in den letzten Jahren häufig von Schulklassen besucht worden ist und unter anderem mit Schülern der Realschule über den Erhalt des Freibads diskutiert hat.“
Schnelles Handeln in Zeiten von Corona
Richtig sei aber auch, dass die Stadt Maßnahmen im Rahmen der Gefahrenabwehr nach den Coronaverordnungen weder mit Eltern noch mit Kindern noch gar mit dem Rat der Stadt Rees abstimmen kann, weil in Krisenzeiten unverzügliches und konsequentes Handeln zur Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung unabdingbar ist.
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