Rees-Millingen. Rees hat Badeaufsicht vom geschlossenen Stadtbad ans Millinger Meer beordert. Dort gibt’s gerade nicht viel zu tun. Hilfe für Pächterin.
Sie sind eher zufällig am Strandbad Millinger Meer gelandet. „Wir kommen aus Hilden und haben für drei Nächte ein Hotel in Rees gebucht. Bei der Radtour fiel uns das Schild zum ‘Meer’ auf“, lachen Sigrun (61)) und Horst Derlich (66). Auf der Terrasse genießen die Urlauber bei Sonnenschein und viel Wind den Blick auf den Sandstrand und das Wasser. Dafür haben auch die Schwimmmeister Pia Schmitz und Sven van Ophuysen viel Zeit. Die Stadt hat sie als Aufsicht vom Stadtbad, das jetzt geschlossen ist, hierher beordert. Was fehlt, sind Badegäste.
Kein Wunder, bei dem Wetter. Seit dem 1. Juli kümmert sich das Team um die Gäste, theoretisch. „Bislang waren hier vier Schwimmer“, erzählt Pia Schmitz (23). Das Wasser sei ja halt noch nicht wirklich warm, weiß die Aufsicht, keine 20 Grad. Der Sommer komme aber bestimmt noch.
Pächterin betreibt das Strandbad samt Restaurant seit zwölf Jahren
Derweil begrüßen die beiden in Sporthose und T-Shirt jeden Morgen um 9.30 Uhr die gut 40 Wildgänse, die die Ruhe am See genießen, entfernen am Sandstrand den Schmutz, den die Vögel hinterlassen, und befreien das Wasser im abgegrenzten Nichtschwimmer-Bereich von Algen. „Das Wasser ist so sauber, da kann man ohne Wellenbewegung bis zu drei Meter tief auf den Boden schauen“, erzählt der 22-jährige Emmericher, der schon vor seiner Zeit als Fachangestellter für Bäderbetrieb als DLRG-Aufsicht am Strandbad im Einsatz war.
Lydia Jochim, die seit nunmehr zwölf Jahren das Strandbad sowie Restaurant und Café betreibt, ist in diesen wegen der Corona-Zeit schweren Tagen froh über die Schwimmmeister, die die Stadt geschickt hat. Abstands- und Hygiene-Regeln sind im Hallenbad der Stadt kaum einzuhalten, deshalb hatte man sich in der Verwaltung für die Alternative Strandbad entschieden, und zwar für die Monate Juli und August.
Stadt übernimmt für zwei Monate Kosten fürs Rasenmähen
„Die Stadt hat noch mal extra zwei Lkw-Fuhren Sand zum Strand gebracht und übernimmt in der Zeit auch das Rasenmähen hier“, sagt die Pächterin. Dadurch spare sie monatlich 400 Euro. Trotzdem fehle ihr einfach das Geld, was sonst auch im Restaurant verdient wurde. „Damit bin ich in all den Jahren über den Winter gekommen. Wie das jetzt gehen soll, wisse sie einfach nicht. Sie hoffe jeden Tag, dass es besser wird, auch das Wetter. Bis zu maximal 300 Badegäste darf sie in diesen Zeiten aufs Gelände lassen, habe der Bürgermeister entschieden.
Die Schwimmmeister, die zuvor zwei Monate in Kurzarbeit waren und jetzt täglich bis 18 Uhr ihren momentan sehr beschaulichen Dienst verrichten, werden von Lydia Jochim rundum mitversorgt. Kaffee gibt’s, kalte Getränke, auch warmes Essen. „Dafür gehen mir die beiden netterweise auch zur Hand“, verrät sie. Ein Schild haben sie angefertigt, damit die Badegäste wissen, wie sie aufs Gelände kommen, ohne dass es wegen abreisender Badegäste zu eng wird. Das Abstands- und Hygiene-Konzept muss ja eingehalten werden.
Paddelboote und Luftmatratzen sind auch erlaubt
„Und heute helfen sie mir dabei, Marmelade aus Sauerkirschen zu machen“, freut sich die Pächterin, übrigens eine gebürtige Millingerin, wenn auch aus Millingen bei Rheinberg, wie sie schmunzelnd einräumt. Doch sobald sich das Wetter bessert und die ersten Badegäste eintreffen, halten sich die beiden am Steg auf – Rettungsring, Surfbrett und Erste-Hilfe-Kasten in Sichtweite. Denn dann geht’s darum, für die Sicherheit der Menschen zu sorgen.
Die dürfen auf der Breite des Geländes bis an die gegenüberliegende „Meer“-Seite des vielleicht vier Kilometer langen alten Rheinarms schwimmen. „Paddelboote und Luftmatratzen sind übrigens hier auch erlaubt“, ergänzt Lydia Jochim. Die Chefin des Kleinods am Millinger Meer, auf dessen Gelände sogar ein Storchen-Paar zur Zeit heimisch ist, hofft jedenfalls, dass es bald mit der totalen Ruhe an dem idyllischen Fleckchen Erde schnell vorbei ist. Weil sie sonst um ihre Existenz fürchte.