Emmerich. Für die SPD tritt der amtierende Bürgermeister Peter Hinze erneut zur Kommunalwahl an. Wie er punkten kann und was er weiterentwickeln will.

Diese Amtszeit war eine Achterbahnfahrt. Mit Höhen und Tiefen. Politisch wie emotional. Peter Hinze weiß nun, was ihn erwartet, sollte der SPD-Kandidat am 13. September, oder wahrscheinlicher in der Stichwahl am 27. September erneut zum Bürgermeister von Emmerich gewählt werden.

Und die Emmericher wissen, was sie an ihm haben. Braucht Emmerich einen Neustart? Wie CDU und BGE propagieren. „Wir sind mittendrin“, sagt der 60-Jährige, der gerne die großen Projekte Emmerichs weiter begleiten möchte. Die ehemalige Kaserne entwickle sich nun gut, „Gott sei Dank“ laufe es jetzt auch am Vivatrium am Neumarkt, das Katjes-Kultur-Quartier komme voran, der Schulausbau der Gesamtschule nimmt Gestalt an: „Der Umbau am Grollscher Weg wird in diesem Jahr noch auf den Weg gebracht“, verweist Hinze auf das letzte Mosaik in der Gesamtschulentwicklung.

Die Politik hat auch vieles blockiert

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In Emmerich würden die Dinge „auf die lange Bank“ geschoben, musste Hinze sich anhören. Er kontert: „Es ist auch die Politik, die einiges blockiert“, korrigiert der Bürgermeister, dessen SPD im Rat keine Mehrheit hat. Und eine Verwaltung müsse sich an rechtliche Vorgaben halten. Dies koste Zeit.

Hinze nennt ein Beispiel: Die Idee, ein Zehn-Millionen-Euro-Sondervermögen zur Innenstadtentwicklung auf den Weg zu bringen. „Da musste erstmal eine Gesellschaftsstruktur gefunden werden“, erklärt Hinze. Nun werden die Millionen ja über die Erschließungsgesellschaft Emmerich verwaltet: „Hier musste die Sparkasse, die das nicht mittragen wollte, erstmal rausgekauft werden.“

Die Amtszeit fing mit einem Knall an

Bürgermeisterwahl Emmerich- Drei Fragen an Peter Hinze

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    Das Sondervermögen sei zwar an sich noch kein Heilsbringer, da sei Zeit und Geduld gefragt, aber „eine gute Idee“ sei die Einführung an sich schon, meint Hinze. Es ist eher selten, dass ein Politiker auch mal Ideen anderer Parteien lobt. Erfrischend ist das für die Bürger, für die SPD manchmal auch nicht leicht: „Da denke ich manchmal nicht parteipolitisch genug“, gesteht sich Hinze ein.

    Apropos Höhen und Tiefen. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit 2015 wurde er nachts gerufen. Die Flüchtlingskrise: „120 Flüchtlinge kamen verängstig in Emmerich an.“ Der Krisenmanager war gefragt. Wir schaffen das, rief die Kanzlerin aus. Hinze und die Emmericher Mitmenschen haben es geschafft. Die Willkommenskultur war hier stärker als in vielen Teilen des Landes: „Da dürfen wir in Emmerich stolz sein. Das hat Energien freigesetzt. Wenn ich sehe, wie eine halbjährige Belegung der Sporthalle akzeptiert wurde, das war beeindruckend“, sagt Hinze, der aber den Prozess der Integration noch als gegenwärtige Aufgabe sieht.

    Leiharbeiter-Problematik bisher nicht grenzüberschreitend angegangen

    Auch die Leiharbeiter-Problematik, die sich in der Corona-Pandemie zur Krise entwickelte, die Peter Hinze engagiert anpackte, hält der Bürgermeister weiter im Blick: „Es soll nun keine Werksverträge mehr geben. Wie wirkt sich das aus, wenn das nicht grenzüberschreitend geregelt wird? Wir sind als Grenzregion gefährdet. Warum sollte im niederländischen Scherpenzeel nicht noch eine Halle für 1500 Mitarbeiter der Fleischindustrie gebaut werden?“, fragt Hinze kritisch. Und wo würden diese dann wohnen? Das Problem wäre nur verschoben statt gelöst.

    Warum liegt Hinze das Krisenmanagement? „Es ist vielleicht von Vorteil, wenn man mit Menschen umgehen kann. Ich bilde mir auf mein Amt auch nichts ein“, unterstreicht der 60-Jährige. Tatsächlich hat er auch immer ein Ohr für die Mitarbeiter der Verwaltung. Das zahlt ihm die Belegschaft mit Vertrauen zurück.

    Der Tiefpunkt? Der Tod des Kämmerers

    Peter Hinze spricht über Höhen und Tiefen seiner laufenden Amtsperiode als Bürgermeister von Emmerich.
    Peter Hinze spricht über Höhen und Tiefen seiner laufenden Amtsperiode als Bürgermeister von Emmerich. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

    Was war die schwierigste Zeit? Ganz klar: „Als Uli Siebers plötzlich gestorben ist.“ Der Kämmerer der Stadt Emmerich: „Es war schwer, den Mitarbeitern noch Mut zuzusprechen.“

    Kaum gewählt betonte Peter Hinze 2015, dass der Vrasselter auf eine Balance zwischen dem Amt und dem Privatleben finden wolle. Ist das gelungen? „Nein“, räumt er ein. Sein Mann Hubertus Hinze-Pooth hat als Gastronom in Bislich auch noch Arbeitszeiten, die mit seinen nicht korrespondieren. „Die Sehnsucht nach mehr gemeinsamen Frühstücken ist da“, gibt Hinze zu. Aber zugleich habe er abends keinen Druck, schnell mit einem Termin fertig zu werden. Der Bürgermeister hat sich damit arrangiert und hat noch Power.

    Sollte Hinze erneut gewählt werden, so erhofft er sich nach der Wahl mehr Sachlichkeit. Auch hier ist Hinze ehrlich. Das Wahlkampfgetöse, das nage schon an ihm. Aber solange das Positive überwiegt, mach ihm sein Amt Spaß.

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