Duisburg. Die Weltkriegsbombe in Duissern ist entschärft. Die Evakuierung hatte sich wegen Anwohnern verzögert. Bahnstrecke war drei Stunden lang gesperrt.
- An der Zieglerstraße in Duisburg-Duissern ist am Mittwochvormittag erneut ein Blindgänger entdeckt worden
- Entwarnung um 20.30 Uhr: Die Zehn-Zentner-Bombeist entschärft
- Aufwendige Evakuierung: Bahnstrecke war von 17.30 Uhr bis 20.35 Uhr gesperrt – zu den Details
- Entschärfung sollte um 18 Uhr beginnen – Anwohner verzögerten Räumung jedoch
- Freigabe für Sprengmeister Tim Hoferichter erst um 20.07 Uhr
- Wohnungen von 6700 Anwohnern lagen in Evakuierungszone
- An derselben Stelle war im Oktober eine englische 10-Zentner-Bombe entschärft worden
- Damals zog sich die Evakuierung stundenlang bis nach Mitternacht hin
Weltkriegsbombe in Duisburg entschärft– die Chronik zum Großeinsatzam Mittwoch, 20. Dezember:
20.37 Uhr: Die Stadt bestätigt: Tim Hoferichter vom Kampfmittelbeseitigungsdienst hat den Blindgänger an der Zieglerstraße entschärft. Stadtsprecher Werning meldet: „Zur Entwarnung ist die städtische Sirene im Stadtteil zu hören, ebenso informiert NINA über die Entschärfung. Die Sperren werden jetzt aufgehoben.“
20.35 Uhr: Die Sirenen heulen zur Entwarnung in Duissern.
20.07 Uhr: Jetzt geht‘s los! Stadtsprecher Malte Werning hat gute Nachrichten: „Die Evakuierung ist abgeschlossen. Wir konnten dem Kampfmittelbeseitigungsdienst endlich grünes Licht für die Entschärfung geben.“ Nun kann Tim Hoferichter der US-amerikanischen Zehn-Zentner-Bombe den Aufschlagzünder ziehen.
Die Entschärfung konnte somit etwa zwei Stunden später starten als geplant. Stadtsprecher Malte Werning erklärt zu der Verzögerung: „Wir hatten Hinweise darauf, dass Anwohner in der Evakuierungszone in ihren Wohnungen waren, das Licht ausgeschaltet haben und so der Evakuierung entgehen wollten.“ Die Situation sei darum nicht vergleichbar mit der Evakuierung am 5. Oktober, als sich Anwohner aktiv verweigert hatten.
19.30 Uhr: Wer selbst schon einmal stundenlang bis in die Nacht darauf gewartet hat, in seine Wohnung zurückkehren zu dürfen, versteht den Ärger vieler betroffener Duisserner über die Verzögerungen durch Anwohner. Dieses Problem ist seit Jahren ein Dauer-Ärgernis. Landesweit einheitliche Regeln für den Umgang mit Evakuierungsverweigerern gibt es nicht. Ob und in welcher Höhe Ordnungsgelder verhängt werden, entscheidet jede Kommune für sich.
Anfang 2020 hatte das Ordnungsamt dem Stadtrat eine Änderung der Duisburger Sicherheits- und Ordnungsverordnung vorgeschlagen, um renitente Anwohner zur Kasse bitten zu können, die bei der Entschärfung von Weltkriegsbomben die Gefahrenzone nicht verlassen wollen. Die Änderung sollte einen Passus schaffen, mit dem der Aufenthalt in Evakuierungszonen verboten wird. Die Missachtung dieses Verbots wäre dann eine „ahndungsfähige Ordnungswidrigkeit“. Noch 2020 beschloss der Rat die Änderung, sodass das Ordnungsamt Uneinsichtige seither zur Kasse bitten kann. Ihnen drohen nun Geldbußen von bis zu 1000 Euro.
Das Problem in der Praxis: Verfahren können die Ordnungshüter nur einleiten, wenn sie die Personalien der Verweigerer feststellen konnten.
Evakuierungsraum: Etwa 300 Anwohner in der Mensa der Gesamtschule Mitte
19.30 Uhr: Rund 300, vorwiegend ältere Anwohner harren momentan in der Mensa der Gesamtschule Mitte an der Falkstraße aus. Sie wurden teilweise mit Krankentransporten zum Aufenthaltsraum gebracht. 50 Helfer, etwa vom Ordnungsamt, dem DRK, der DLRG oder der Johanniter betreuen die Betroffenen, die aktuell nicht nach Hause können.
Einsatzleiter Jean-Claude Schenck erklärt: „Wir hatten teilweise Personen, die an Covid erkrankt sind. Die haben das zum Glück sofort gesagt und wurden in einen separaten Raum geführt.“ Schenck und seine Mitstreiter sind zuversichtlich, dass die Entschärfung sich nicht mehr zu lange hinzieht. Der Hubschrauber über Duissern hat schon abgedreht.
Obwohl die Bombe bereits am Vormittag entdeckt wurde, brauchten die Einsatzkräfte einen Vorlauf bis 18 Uhr. „Die ganze Logistik im Hintergrund muss stehen. Das dauert“, erklärt eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes. Am Nachmittag sind Autos des Ordnungsamtes durch Duissern gefahren, die städtischen Mitarbeiter hatten die Anwohner informiert (siehe unten).
19.25 Uhr: Eine Angehörige beschwert sich auf der Facebook-Seite der Stadt und kritisiert: „Das Ernst-Ermert-Seniorenzentrum wird nicht evakuiert, analog zur Entschärfung im Oktober. Duisburg.de, warum musste ich dafür mehrfach meine dort lebende 89jährige Mutter anrufen, anstatt das auf der Bombeninfoseite der Stadt zu erfahren? Ich bin doch nicht die einzige Angehörige, die sich Sorgen macht. Und bei früheren Entschärfungen wurde praktisch *immer* erwähnt, wenn ein Altenheim im Evakuierungsbereich liegt, was mit den Bewohnern passiert. Bitte an offizieller Stelle ergänzen!“
19.05 Uhr: Das Ordnungsamt ist weiter damit beschäftigt, Wohnungen auf Anwesende zu kontrollieren, die trotz der Evakuierungsanordnungen zuhause geblieben sind. „Sobald die vollständige Evakuierung bestätigt ist, kann mit der Entschärfung des Blindgängers begonnen werden“, versichert Werning. Wie Anwohner die nervige Wartezeit nutzen können? Hier zwei Leseempfehlungen:
Die erste zur Baustelle, auf der der Blindgänger liegt. Die liegt dort, wo die Duisserner über viele Jahre ihre Besorgungen erledigten. Auf dem rund 1800 Quadratmeter großen Grundstück soll eine neue Anlage mit insgesamt 44 Wohnungen sowie eine Tagespflege entstehen. Zum Bericht.
Der zweite Artikel enthält eine Bildergalerie mit 144 Fotos vom kriegszerstörten Duisburg im/nach dem 2. Weltkrieg. Allein bei der „Operation Hurricane“, am 14. und 15. Oktober 1944, wurden fast 9000 Tonnen Bomben auf Duisburg abgeworfen. Zum Artikel mit den alten Fotos.
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Und der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt hat heute bis 21 Uhr geöffnet.
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Stadtsprecher: Situation zurzeit nicht vergleichbar mit der am 5. Oktober
18.35 Uhr: Die Bahnstrecke ist seit 17.30 Uhr gesperrt, aber die eigentliche Bombenentschärfung konnte noch immer nicht beginnen. Aus dem Krisenstab berichtet Stadtsprecher Malte Werning: „Hier und da gibt es noch Mitteilungen, dass sich Leute in Wohnungen aufhalten. Wir fahren jetzt die ein oder andere Adresse ab und kontrollieren.“ Die Lage sei aktuell nicht vergleichbar mit der am 5. Oktober, als sich Anwohner geweigert hatten, die Evakuierungszone zu verlassen.
18.35 Uhr: Es gibt noch immer keine Neuigkeiten von der Einsatzleitung. Erinnerungen an den 5./6. Oktober werden wach. Damals konnten Tim Hofrichter und sein Team erst um 0.33 Uhr mit der Entschärfung beginnen. Damals hatten sich renitente Passanten und Nachbarn gegen die Evakuierung gesperrt. So haben wir damals berichtet:
- Bombe erst nachts entschärft - so skurril stören Anwohner
- Bombenentschärfung im Wohngebiet: Die Nacht in Duissern
- Die Chronik zum Großeinsatz vom 5./6. Oktober rund um die Zieglerstraße
18.10 Uhr: Die Bombenentschärfung kann noch nicht starten. Das berichtet die Stadt: „Die Entschärfung verzögert sich, da sich aktuell noch vereinzelt Personen in der Evakuierungszone befinden. Erst wenn sich keine Personen mehr in der Evakuierungszone befinden, kann mit der Entschärfung begonnen werden.“
18 Uhr: Die Entschärfung ist noch nicht gestartet. Laut Stadt laufen die letzten Evakuierungsmaßnahmen. Im Aufenthaltsraum in der Gesamtschule Duisburg-Mitte sind mittlerweile 230 Personen eingetroffen.
17.55: Bis auf das Surren des Hubschraubers ist es in Duissern so ruhig wie selten. Jetzt gleich brauchen die Feuerwerker um Sprengmeister Tim Hoferichter gute Nerven. Er war übrigens auch am 5./6. Oktober bei der Entschärfung auf derselben Baustelle der Mann, der dem Blindgänger nach Mitternacht den Zünder zog.
17.40 Uhr: Der Polizeihubschrauber steht derzeit über dem Areal an der Zieglerstraße.
17.30 Uhr: Auch auf der wichtigen Bahnstrecke, der Hauptverbindungsstrecke zwischen Rheinland und Ruhrgebiet, rollen jetzt keine Züge mehr.
17.10 Uhr: Ein klares Zeichen, dass es auf die Entschärfung zugeht: Die Sperren wurden gerade geschlossen.
17 Uhr: Viele Bewohner steuern gerade mit dem Auto aus dem Stadtteil raus. So kommt es zum Beispiel an der Moltkestraße zu Stau.
16.45 Uhr: Auch das beliebte Lokal „Haus Kaiserberg“ liegt im Evakuierungsradius und kann nicht normal öffnen. Einen Infozettel hat die Stadt an die Tür gepinnt. Viele Einrichtungen wie der Rewe-Supermarkt an der Blumenthalstraße und das Vita-Gesundheitszentrum am Kaiserberg sind schon geschlossen.
16.40 Uhr: Die neuesten Infos aus dem Krisenstab: Die Evakuierung laufe nach Plan. Das bedeutet: Um 17 Uhr könnten dann die Sperren um die Evakuierungszone besetzt werden.
Kampfmittelbeseitigungsdienst: Feuerwerker Tim Hoferichter entschärft den Blindgänger
16.30 Uhr: Läuft die Evakuierung diesmal reibungsloser? Das Ordnungsamt ist weiter unterwegs. Aber: Noch nicht alle haben von dem Bombenfund etwas mitbekommen. Eigentlich soll die Evakuierung um 17 Uhr abgeschlossen sein.
16 Uhr: Feuerwerker Tim Hoferichter vom Kampfmittelräumdienst wird mit seinem Team die Bombe entschärfen.
15.45: Die Stadt informiert die Anwohner auch über Handzettel, die in die Briefkästen geworfen werden.
15.35 Uhr: Mitarbeiter des Ordnungsamtes informieren auf den Straßen weiter die Bevölkerung. Die DVG setzt einen Shuttle-Bus ein, der bis zur Sperrung der Evakuierungszone die Haltestellen der Schweizer Straße und Wintgensstraße anfährt und Anwohner zum Aufenthaltsraum an der Oranienstraße/Falkstraße mitnimmt.
15 Uhr: Der Bombenfund ist das Gesprächsthema im Stadtteil. Noch ist die Evakuierung aber noch nicht in die heiße Phase gegangen. Der REWE-Supermarkt an der Blumenthalstraße hat beispielsweise noch ganz regulär geöffnet.
Noch einmal zur Erinnerung: Ein Aufenthalt in der Evakuierungszone ist ab 17 Uhr nicht mehr gestattet.
Bombenfund NUmmer zwei überrascht den Bauherrn
14.20 Uhr: Auf dem ehemaligen Netto-Gelände baut die Firma Olivyo Development, ein Tochterunternehmen von
Blankbau, 44 Wohnungen und eine Tagespflege-Einrichtung. Investiert wird ein zweistelliger Millionen-Betrag.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass auf dem Grundstück noch eine Bombe gefunden wird, habe ich auf unter ein Prozent geschätzt. Das hat uns doch überrascht“, erklärt Thomas Kieß von der Olivyo.
Eigentlich liegen die Bauarbeiten im Zeitplan. Als die Bombe am Mittwochvormittag gefunden wurde, habe er noch koordinieren können, dass die notwendigen Arbeiten noch vor Weihnachten erledigt werden. Wie schon vor ein paar Wochen im Fall des ersten Blindgängers hat ein Bauarbeiter die Bombe entdeckt. Die Feuerwehr Duisburg sei kurz darauf mit einer Drohne über das Areal geflogen und habe den Verdacht bestätigt.
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13.55 Uhr: Jetzt ist das Ordnungsamt bereits unterwegs und informiert mit Lautsprecherdurchsagen über die anstehende Evakuierung.
13.45 Uhr: Die Nachricht über den Bombenfund drückt in Duissern auf die Stimmung. Viele Menschen aus dem Stadtteil erinnern sich an die „Kaugummi-Evakuierung“ im Oktober. Erst weit nach Mitternacht konnte da ein Blindgänger entschärft werden, der nur zehn Meter von der nun gefundenen Bombe entfernt lag (siehe auch: Link im Update 12.20 Uhr).
13.15 Uhr: Auch im Duisburger ÖPNV wird es ab circa 17 Uhr Einschränkungen geben. Die Busse der Linien 930, 931 und 939 werden umgeleitet. Folgende Haltestellen entfallen nach DVG-Angaben: „Duissern Bf“, „Wintgensstraße“, „Schnabelhuck“, „Tonstraße“ und „Botanischer Garten“. Nach der Entschärfung sollen die Busse wieder regulär fahren.
12.55 Uhr: Klar ist auch: Am frühen Abend werden auch zwei enorm wichtige Bahnstrecken im Ruhrgebiet gesperrt. Die Verbindungen Duisburg Hbf – Oberhausen und Duisburg – Mülheim (Ruhr) werden während der Entschärfung nicht befahrbar sein.
12.50 Uhr: Die Evakuierungszone zieht sich bis zur Waldsteige am Kaiserberg, der Gerhard-Hauptmann-Straße, der Wintgensstraße und auf der Königsberger Allee bis an die Roßstraße.
Seniorenzentrum, Tierklinik und Fitnessstudio in Evakuierungszone
In der Zone liegt unter anderem auch das Ernst-Emert-Seniorenzentrum, die Tierklinik Kaiserberg un das Fitnessstudio Vita Sport.
12.45 Uhr: Hier die aktuellen Informationen aus der Stadtverwaltung:
„Bei Bauarbeiten auf der Zieglerstraße/Felsenstraße in Duisburg-Duissern wurde heute eine amerikanische Zehn-Zentner-Bombe mit einem Aufschlagzünder gefunden. Die Bombe muss noch heute durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst entschärft werden. Das Bürger- und Ordnungsamt organisiert derzeit die weiteren Maßnahmen. Anwohnerinnen und Anwohner werden vor Ort durch die Einsatzkräfte informiert. In der Evakuierungszone (Umkreis von 500 Meter um den Fundort) sind 6700 Personen betroffen.
Eine Sicherheitszone wird heute nach Rücksprache mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst nicht eingerichtet.
Betroffen ist auch die Eisenbahnstrecke Duisburg Hbf – Oberhausen und Duisburg – Mülheim (Ruhr) in diesem Bereich. Die Entschärfung ist für heute, 18 Uhr, vorgesehen. Ein Aufenthalt ist in dieser Evakuierungszone ab 17 Uhr nicht mehr gestattet. Aufgrund der einzurichtenden Straßensperrungen kann es zu erheblichen Beeinträchtigungen des Verkehrs kommen. Ortskundige werden gebeten, den Bereich großzügig zu umfahren. Als Aufenthaltsraum für die Dauer der Evakuierung steht die Gesamtschule Duisburg-Mitte, Falkstraße 44, in Duissern zur Verfügung.“
12.35 Uhr: Es dürfte erneut eine Mammut-Evakuierung werden. Über die Details der Evakuierungszone wird noch beraten. Es müssen aber wohl mehrere Tausend Menschen ihre Häuser und Wohnungen verlassen: In den Straßen, die in der Evakuierungszone liegen, sind laut Stadt mehr als 6000 Anwohner im Einwohnermelderegister gemeldet.
Stadt Duisburg: Entschärfung ist für 18 Uhr geplant (Stand: 12.35 Uhr)
12.25 Uhr: Jetzt bestätigt die Stadt: Die Bombe soll noch am heutigen Mittwoch entschärft werden. Eine Entschärfung ist für 18 Uhr geplant. Aktuell tagt der Krisenstab zu den Details.
12.20 Uhr: Bauarbeiter haben am Mittwochvormittag an der Zieglerstraße in Duisburg-Duissern eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt.
Erst im Oktober war auf dem Gelände des ehemaligen Netto ein Blindgänger entdeckt worden. Bei den Bewohnern des Stadtteils werden böse Erinnerungen wach: Die Evakuierung zog sich damals ewig hin. Die Bombe konnte erst weit nach Mitternacht entschärft werden.
Auf dem 1800 Quadratmeter großen Grundstück baut die Firma Olyvio einen Komplex mit 44 Wohnungen und einer Tagespflege-Einrichtung.