Duisburg. Maan D. werden islamistisch motivierter Mord und versuchte Morde vorgeworfen. Die Chronik der Gewalttaten, Ermittlungen und Erkenntnisse.

Am Montagnachmittag hat vor dem Oberlandesgericht der Prozess gegen den 27-jährigen Mann, der in Duisburg im April einen 35-Jährigen erstochen und vier weitere Männer im Fitnessstudio John Reed teils lebensgefährlich verletzt haben soll, begonnen: Maan D. ist wegen Mordes und dreifachen Mordversuchs angeklagt.

Die Bundesanwaltschaft geht von einem islamistischen Motiv der Messerangriffe in dem Fitnesscenter und auf offener Straße in der Altstadt aus. Der Syrer sei Anhänger der Terrorgruppe „Islamischer Staat“. Es sei ihm darum gegangen, möglichst viele „Ungläubige“ zu töten. Maan D. schweigt bislang zu den Vorwürfen.

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Im Umkleide- und Duschbereich der John-Reed-Filiale soll der Syrer, der 2016 nach Deutschland kam, einen Asylantrag stellte und eine Aufenthaltserlaubnis erhielt, am 18. April nacheinander drei Männer zum Teil mehrfach ein Messer in den Oberkörper gerammt haben. Einem Helfer, der hinzueilte, soll er noch zweimal in den Oberschenkel gestochen haben.

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Die Spurenanalyse brachte dann die Fitnessstudio-Attacke mit einem Mord in der Duisburger Altstadt neun Tage zuvor zusammen. Durch eine DNA-Spur an einem Schuh geriet der Syrer zusätzlich als mutmaßlicher Mörder eines 35-Jährigen unter Verdacht, der an Ostern mit 28 Messerstichen getötet worden war. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat für den Prozess bis in den Januar 2024 hinein 18 Verhandlungstage angesetzt.

Terrorprozess: Maan D. soll zuerst in der Duisburger Altstadt gemordet haben – die Chronik der Taten, Ereignisse und Ermittlungen

9.4. Ein Mann aus Wanheimerort wird in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag, 9. April, mit Messerstichen auf offener Straße getötet. Der 35-Jährige wird zwischen ein Uhr und 1.15 Uhr blutüberströmt auf der Klosterstraße in Höhe des Karl-Strack-Platzes gefunden. Er stirbt wenige Stunden später. Der Täter entkommt unerkannt. Später, im September, macht die Bundesanwaltschaft genaue Angaben zur tödlichen Attacke: Der Täter habe „mit einem Messer mindestens 28 Mal in den Bauch-, Kopf- und Nackenbereich“ gestochen.

Hier, auf der Klosterstraße in der Altstadt, wurde der lebensgefährlich verletzte Mann (35) in der Nacht auf Ostersonntag gefunden.
Hier, auf der Klosterstraße in der Altstadt, wurde der lebensgefährlich verletzte Mann (35) in der Nacht auf Ostersonntag gefunden. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

12.4. Grablichter stehen in der Altstadt dort, wo man den 35-Jährigen fand. Dessen Eltern haben nun schon ihren zweiten Sohn unter tragischen Umständen verloren, wie die Polizei bestätigt. 2013 war der Bruder des Ermordeten im Alter von 13 Jahren von einem Begleiter aus Übermut in den Rhein gestoßen worden und ertrunken.

13.4. Die Mordkommission hat keine heiße Spur. Ein Drohnen-Team des Erkennungsdienstes erstellt rund um den mutmaßlichen Tatort in der Altstadt Luftaufnahmen. Mittlerweile wissen die Ermittler: Das 35 Jahre alte Todesopfer war in der Nacht auf Ostern Gast auf einer Party an der Beginengasse. Die Feier verlagerte sich im Laufe des späten Abends ins Freie. Der 35-Jährige entfernte sich wohl von der Gruppe.

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Duisburger Altstadt, 13. April: Kriminaltechniker machen an der Klosterstraße Drohnenaufnahmen.
Duisburger Altstadt, 13. April: Kriminaltechniker machen an der Klosterstraße Drohnenaufnahmen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

17.4. Die MK tappt im Dunkeln. Ein Grund ist wohl, wie sich im Laufe der späteren Ermittlungen herausstellt: Der 35-Jährige soll ein Zufallsopfer gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft setzt zu Hinweisen, die zur Ergreifung eines Verdächtigen führen, eine Belohnung in Höhe von 2000 Euro aus.

Angriff im Fitnessstudio: Duisburg im Ausnahmezustand

18.4. Dienstagabend in der Stadtmitte: Viele schwer bewaffnete und maskierte Spezialkräfte eilen zur gesperrten Schwanenstraße. Rund um die Altstadt sind die Straßen voller Polizeifahrzeuge. Auf den Dächern haben sich Scharfschützen positioniert. In zivilen Wagen rasen immer mehr Einsatzkräfte, auch aus anderen Städten, an den Tatort. Ein Hubschrauber steht stundenlang in der Luft.

Duisburg, 18. April: Spezialeinsatzkräfte eilen zu John Reed an die Schwanenstraße und in die Duisburg Alt- sowie Innenstadt.
Duisburg, 18. April: Spezialeinsatzkräfte eilen zu John Reed an die Schwanenstraße und in die Duisburg Alt- sowie Innenstadt. © Stephan Eickershoff

Um 19.26 Uhr bestätigt Polizeisprecher Jonas Tepe zur „sehr dynamischen Lage“ einen „Angriff im Sportstudio mit mehreren Verletzten“. Im Fitnesscenter der Kette John Reed an der Schwanenstraße 13-15 sind am späten Nachmittag, nach 17 Uhr, vier Männer im zweiten Stockwerk in der Herrenumkleide schwer verletzt worden. Um 21.45 Uhr bestätigen die Behörden, dass mindestens ein Täter auf der Flucht ist. Zum Tatzeitpunkt trainierten etwa 80 Personen im Studio. Die ersten Notrufe sollen um 17.18 Uhr eingegangen sein. Unter den vielen Schaulustigen hinter den Absperrungen spekulieren einige Anwohner: Steht die Tat im Zusammenhang mit dem tödlichen Messerangriff in der Nähe einige Tage zuvor?

SEK-Einsatz bei John Reed in Duisburg

Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger AltstadtFotos: Zoltan Leskovar
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger AltstadtFotos: Zoltan Leskovar
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Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Stephan Eickershoff  
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Stephan Eickershoff  
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Stephan Eickershoff
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Stephan Eickershoff
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Stephan Eickershoff
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Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Stephan Eickershoff
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Stephan Eickershoff
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Fotos: Justin Brosch 
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Fotos: Justin Brosch  © Justin Brosch | JUSTIN BROSCH
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Fotos: Justin Brosch
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Fotos: Justin Brosch
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Fotos: Justin Brosch
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Fotos: Justin Brosch
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Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Fotos: Justin Brosch
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Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Fotos: Justin Brosch
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Fotos: Justin Brosch
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Fotos: Justin Brosch
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Christoph Reichwein/dpa
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Christoph Reichwein/dpa © Christoph Reichwein/dpa | Christoph Reichwein/dpa
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Christoph Reichwein/dpa
Polizei Großeinsatz nach Messerangriff bei JOHN REED Fitness in der Duisburger Altstadt. Foto: Christoph Reichwein/dpa © Christoph Reichwein/dpa | Christoph Reichwein/dpa
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19.4. Am Mittwochmorgen machen Staatsanwaltschaft und Polizei nähere Angaben: „Nach aktuellem Ermittlungsstand verletzte ein Täter insgesamt vier Personen (21, 24, 24, 32/deutsche Staatsangehörigkeit) mutmaßlich mit einer Hieb-/Stichwaffe. Drei Männer wurden zunächst lebensgefährlich sowie ein Mann schwer verletzt. Sie wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht und zum Teil notoperiert. Nach derzeitigem Stand befindet sich noch ein Mann in Lebensgefahr.“

Mehrere Zeugen waren noch am Abend und in der Nacht vernommen worden. Die Fahnder veröffentlichen eine erste Personenbeschreibung zum Verdächtigen.

Duisburg, 18. April, am John-Reed-Studio: Drei der vier attackierten Besucher werden zunächst lebensgefährlich verletzt.
Duisburg, 18. April, am John-Reed-Studio: Drei der vier attackierten Besucher werden zunächst lebensgefährlich verletzt. © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar

19.4. Der Duisburger Comedian Abdelkarim („heute-show“, „Let’s Dance“) reagiert auf Gerüchte im Netz und teilt mit: Er war tatsächlich im Fitnesscenter, habe es aber „ca. 20 Minuten vor dem Angriff verlassen. Leider wurden vier Menschen schwer verletzt. Ich wünsche ihnen viel Kraft und hoffe, dass es ihnen sehr bald besser geht.“

20.4. Ärzte kämpfen weiter um das Leben des 21 Jahre alten Opfers. Bei den anderen drei Angegriffenen (24, 24, 34) sieht es anders aus: Ein Mann konnte das Krankenhaus am zweiten Tag nach der Tat verlassen. Bei zwei weiteren Männern hat sich der Gesundheitszustand stabilisiert, Lebensgefahr bestehe nicht mehr.

Foto-Fahndung: Zwei Zeugen geben entscheidende Hinweise

21.4. An diesem Freitag, drei Tage nach dem deutschlandweit beachteten und diskutierten Angriff, veröffentlicht die Mordkommission „Schwan“ Fotos vom gesuchten Tatverdächtigen: Die Bilder haben Überwachungskameras auf der Münzstraße aufgenommen. Unabhängig voneinander haben Zeugen den Angreifer auf dem Material wiedererkannt. In der Personenbeschreibung heißt es: Der Gesuchte „trug zur Tatzeit einen schwarzen, ungepflegten Vollbart. Bekleidet war er mit einer schwarzen Jacke, blauer Jeanshose und schwarzen Schuhen mit weißem Sohlenrand. Er trug eine schwarze Baseballkappe mit nach vorne gedrehtem Schirm und führte einen dunklen Rucksack mit sich.“

Die Polizei veröffentlichte diese Fahndungsfotos, die den Tatverdächtigen auf der Münzstraße zeigen. Maan D. haben wir nach der Festnahme unkenntlich gemacht.
Die Polizei veröffentlichte diese Fahndungsfotos, die den Tatverdächtigen auf der Münzstraße zeigen. Maan D. haben wir nach der Festnahme unkenntlich gemacht. © Polizei Duisburg | Polizei Duisburg

22.4. Am Samstag melden sich (so berichtet die Polizei am Tag darauf) zwei Männer bei den Fahndern, ein Syrer und ein Deutscher. Sie geben ganz konkrete und offenbar entscheidende Informationen zum Mann auf den Fahndungsfotos. Sie hatten ihn auf den Bildern identifiziert, kannten den Namen und wussten, wo er wohnt.

SEK-Einsatz: Festnahme im 20-Parteien-Haus an der Münzstraße

23.4. In der Nacht zu Sonntag, um kurz nach Mitternacht, nimmt ein Spezialeinsatzkommando (SEK) den mutmaßlichen Angreifer aus dem John-Reed-Fitnessstudio in dessen Wohnung fest: in einem 20-Parteien-Haus an der Münzstraße 52-54 in der Altstadt – nur wenige Hundert Meter von den beiden Tatorten entfernt. In der Wohnung werden auch zwei große Messer sichergestellt. Ein älteres Paar aus dem Wohnhaus berichtet nach der Festnahme: „Wir kannten ihn vom Sehen. Er hat nie gegrüßt.“

Duisburg, Münzstraße, 23. April nachts: Fünf Tage nach der blutigen Attacke im John-Reed-Fitnessstudio wird der 26-Jährige in seiner Wohnung von einem SEK festgenommen.
Duisburg, Münzstraße, 23. April nachts: Fünf Tage nach der blutigen Attacke im John-Reed-Fitnessstudio wird der 26-Jährige in seiner Wohnung von einem SEK festgenommen. © dpa | Christoph Reichwein

Die Polizei gibt bekannt: Der „dringend Tatverdächtige“ ist 26 Jahre alt, syrischer Staatsangehöriger und war als Asylbewerber nach Deutschland gekommen. Demnach hatte er im April 2016 einen Asylantrag in Deutschland gestellt, der bewilligt worden war. NRW-Innenminister Herbert Reul wird vier Tage später ergänzen: Der Beschuldigte habe aktuell, während des laufenden Asylverfahrens, eine sogenannte Aufenthaltsgestattung.

24.4. Der festgenommene Maan D. wird am Montagmorgen in einem Mannschaftswagen der Polizei zum Duisburger Gericht gebracht. Sein linker Unterarm ist verbunden: Ein Polizeihund hatte ihn bei der Festnahme gebissen. Der Haftrichter erlässt auf Antrag der Duisburger Staatsanwaltschaft den Haftbefehl. Der Vorwurf zu diesem Zeitpunkt: versuchter Mord. Der Verdächtige schweigt. Die vier Opfer können allesamt befragt werden. Sie geben an, ihn nicht zu kennen.

Duisburg, 24.April: Maan D. wird zum Haftrichter gebracht.
Duisburg, 24.April: Maan D. wird zum Haftrichter gebracht. © dpa | Christoph Reichwein

Polizei und Staatsanwaltschaft teilen mit: Der Beschuldigte sei „2018 in zwei Fällen wegen geringfügiger Vermögensdelikte aufgefallen. Beide Verfahren sind eingestellt worden.“ Die Vorgänge sind nach Angaben von Innenminister Reul beim Zoll und bei der Bundespolizei bearbeitet worden. Staatsschutzrelevante Erkenntnisse hätten gegen Maan D. nicht vorgelegen.

25.4. Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf bestätigt, dass ihre Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen (ZenTer NRW) die Ermittlungen übernimmt. Denn: „Es gibt Hinweise auf eine islamistisch motivierte Tat.“ Offenbar wurden bei der Auswertung des Mobiltelefons des Beschuldigten Bilder und Videos mit entsprechendem Hintergrund gefunden. Nach Spiegel-Informationen sollen auf einem Zettel in arabischer Sprache Zusammensetzungen von Sprengstoffen und Giftgasen niedergeschrieben gewesen sein.

Spurensicherung im Fitnesscenter John Reed an der Schwanenstraße (am 19. April).
Spurensicherung im Fitnesscenter John Reed an der Schwanenstraße (am 19. April). © dpa | Christoph Reichwein

26.4. Die Generalstaatsanwaltschaft bestätigt, den Zusammenhang zwischen dem Angriff im John-Reed-Center vom 18. April und dem tödlichen Messerangriff unweit entfernt am 9. April zu prüfen. Am Vorabend hatte der Spiegel von einer verbindenden Spur berichtet: In der Blutlache des getöteten 35-Jährigen sei ein Schuhabdruck gefunden worden, der zu einem Schuh des festgenommenen Syrers passen könnte.

Blutige Angriffe in der Altstadt: DNA-Spuren belegen Zusammenhang

27.4. Die Untersuchungen bringen den Beleg: An einem sichergestellten Schuh des 26-Jährigen finden die Kriminaltechniker sowohl DNA-Material des 35-Jährigen als auch von Opfern aus dem Fitnessstudio. Der dort attackierte 21-Jährige schwebt indes weiterhin in Lebensgefahr.

28.4. Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen übernommen. Der Grund sind die Anhaltspunkte für ein islamistisches Tatmotiv. Der Generalbundesanwalt ist die oberste deutsche Anklagebehörde.

29.4. Der Bundesopferbeauftragte hat die Betreuung der Betroffenen übernommen. „Die Bundesregierung wird für die Opfer dieser entsetzlichen Tat da sein. Wir werden versuchen zu helfen, wo immer es geht“, sagte Pascal Kober (FDP).

8.5. An diesem Montag öffnen die Betreiber das John-Reed-Studio an der Schwanenstraße 19 Tage nach der Tat wieder. John Reed hat nach eigenen Angaben alle Beschäftigten an allen Standorten für „den Umgang mit Notfällen sensibilisiert“, teilt die Fitnesskette mit, die wie McFit zur RSG-Gruppe zählt. Das Unternehmen erklärt, es unterstütze Mitarbeiter und Mitglieder „umfassend bei der Verarbeitung des tragischen Vorfalls. Wir haben denjenigen, die dies wünschten, professionelle Hilfe vermittelt, auf die sie jederzeit zurückgreifen können.“

Das Fitnesscenter der Kette John Reed liegt an der Schwanenstraße gegenüber vom Rathaus (Aufnahme vom 19. April).
Das Fitnesscenter der Kette John Reed liegt an der Schwanenstraße gegenüber vom Rathaus (Aufnahme vom 19. April). © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

30.8. Die Bundesanwaltschaft erhebt Anklage vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichtes (OLG) Düsseldorf gegen den in Untersuchungshaft sitzendenden Maan D..

Yasin Güler braucht eine Spenderniere

1.9. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter Duisburg (BDK) sammelt Spenden für Yasin Güler, den 21-Jährigen, der besonders schwere Verletzungen erlitten hat und lange in Lebensgefahr war. Comedian Abdelkarim teilt den Aufruf und zeigt ein Foto von einem Treffen. Die beiden waren sich am Tattag vor dem Fitnessstudio begegnet. Yasin hatte damals Hilferufe aus den Duschen der Herrenumkleide gehört, war zu Hilfe geeilt und auf Maan D. gestoßen: Der Angreifer rammte dem Studenten die Klinge mehrfach in den Bauch. Dass Yasin dies überlebt, verdankt er wohl einer zufällig anwesenden Rettungssanitäterin, die seine Wunde am Unterbauch versorgt.

Doch der Angriff hat gravierende gesundheitliche Folgen: Der Oberhausener hat keine funktionierende Niere mehr. Dreimal pro Woche muss er zur Dialyse, ist dringend auf eine Spenderniere angewiesen.

Sie waren beide am Tattag im John-Reed-Fitnessstudio Duisburg: Comedian Abdelkarim (rechts) hat Yasin Güler nach der brutalen Messerattacke besucht
Sie waren beide am Tattag im John-Reed-Fitnessstudio Duisburg: Comedian Abdelkarim (rechts) hat Yasin Güler nach der brutalen Messerattacke besucht © BDK Duisburg

Bundesanwaltschaft: Maan D. wollte möglichst viele „Ungläubige“ töten

14.9. Die Bundesanwaltschaft gibt die Mord-Anklage gegen Maan D. bekannt. Er soll sich zudem wegen versuchten Mordes in drei Fällen sowie wegen gefährlicher und schwerer Körperverletzung vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichtes Düsseldorf verantworten. Bei der obersten deutschen Anklagebehörde in Karlsruhe ist man überzeugt, dass der 26-Jährige mit der Ermordung möglichst vieler „Ungläubiger“ einen Beitrag zum weltweiten Dschihad leisten wollte – zum „Heiligen Krieg“ der Islamisten. In der Anklageschrift wirft man dem Syrer vor, Anhänger der radikal-islamistischen Ideologie der terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ (IS) zu sein. „Aus dieser Einstellung heraus fasste er den Entschluss“ zu den blutigen Gewalttaten.

10.10. Die Prozesstermine werden bekanntgegeben: Auftakt soll am Montag, 23. Oktober, um 15 Uhr in Saal 1 im Oberlandesgericht Düsseldorf sein. Zunächst sind 17 Fortsetzungstermine angesetzt. Maan D. schweigt beharrlich. „Das ist untypisch für einen Attentäter, der seine Tat einordnen will, aber auch für den Amoktäter, der aus seiner Sicht ja nichts mehr zu verlieren hat“, hatte NRW-Innenminister Herbert Reul Wochen zuvor erklärt.

Es folgt eine chronologische Übersicht unserer bisherigen Berichterstattung:

Artikel über die Messer-Angriffe von Maan D. in Duisburg:

Berichte bis Ende April:

Artikel, die vor dem Angriff im Fitnesscenter John Reed veröffentlicht wurden:

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