Düsseldorf. . Im Prozess um die systematische Abzocke von Besuchern der Düsseldorfer Bordelle an der Rethelstraße sagte am Montag der lang erwartete Kronzeuge aus und berichtete, wie Gäste Getränke mit K.o.-Tropfen erhielten, um anschließend ihre Kreditkarten zu plündern.

Er ist stolz, in der Rethelstraße gearbeitet zu haben. Das hört man dem Zeugen an. Krystian K. (33) spricht gern darüber und berichtet scheinbar ohne Hemmungen auch über das interne Geschäftsgebaren in den Bordellen. Zu dem nach seiner Aussage die systematische Abzocke der Kunden gehörte. Gestern hörte das Landgericht im Rotlichtprozess den Kronzeugen, der die Ermittlungen erst ins Laufen brachte.

Seine Vernehmung fand unter ungewöhnlich hohen Sicherheitsvorkehrungen statt: Prozessbesucher wurden durchsucht, mussten Taschen, Handys und sonstige Gegenstände abgeben. Im Saal saßen Polizisten in zivil als Bewacher. Der 33-Jährige gilt als gefährdet, da er auch in anderen Fällen aussagte, Rocker vor Gericht brachte. Er kam durch den Gang, durch den sonst Angeklagte in Haft hereingeführt werden, mit zwei weiteren Beschützern.

„Ich war mittendrin“, sagte er auf die Frage nach der Abzocke der Bordellbesucher. Das ist der Vorwurf gegen Bordell-Chef Thomas M. und sieben Mitarbeiter. Konkret werden ihnen 27 Fälle vorgeworfen.

Krystian K. will während seiner Tätigkeit als Laufbursche und Werbebeauftragter in der Rethelstraße von 2007 bis 2009 eine solche Abzocke mitbekommen haben. Zwei Mal sei er dabei gewesen, als Kunden Getränke mit K.o.-Tropfen bekamen. Ein anderer Mitarbeiter habe die Tropfen in der Hosentasche gehabt, sie blitzschnell ins Glas geben können: „Das kriegt man gar nicht mit“.

Die Benebelung der Gäste wurde ausgenutzt

Ziel sei gewesen, den Zustand der Gäste auszunutzen, um ihre Kreditkarten möglichst oft „durchzuziehen“. „Der Gast musste im Nachhinein alles unterschreiben“, so der Zeuge. Dabei sei behauptet worden, er habe Dienstleistungen und Getränke erhalten, die er nicht bekommen hatte.

Auf diese Weise seien auch Gäste betrogen worden, die nur betrunken und von Drogen benebelt waren: „Die haben selbst dafür gesorgt, dass sie sich an nichts erinnern.“ In beiden Fällen hätten sie das „nahtlos ausgenutzt: Die Zimmer wurden verlängert, wenn der Gast kein Gefühl mehr dafür hatte, wie viel Zeit vergangen ist und mit wie viel Frauen er zusammen war.“

Der Koch hatte zuvor in einem anderen Bordell gearbeitet, sei dann von Thomas M. engagiert worden, „weil ich interessante Informationen hatte“. Er habe damals weitergegeben, wie es bei seinem früheren Arbeitgeber zuging. An den nächsten Verhandlungstagen werden die Verteidiger den Zeugen befragen.