Tausendfüßler in Düsseldorf wird am 5. Mai 50 Jahre alt
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Düsseldorf. Der Tausendfüßler in der Düsseldorfer Innenstadt wird 50. Am 5. Mai 1962 wurde die Hochstraße durch die Innenstadt nach zweijähriger Bauzeit dem Verkehr übergeben. Ob die Nord-Süd-Verbindung noch ihren 51. Geburtstag erlebt und stehen bleiben darf, wird sich Anfang Juni entscheiden.
Vor 50 Jahren war es eine Sensation: Um den Verkehr in der Innenstadt flüssig zu halten und die gegenseitige Belästigung von Autos, Straßenbahnen, Fußgängern und Radfahrern zu minimieren, wurde am 5. Mai 1962 eine neue Hochstraße in der Innenstadt in Betrieb genommen.
Am 5. Mai vor 50 Jahren, ebenfalls ein Samstag, rollte erstmals der Verkehr über die 670 Meter lange „Jan Wellem Hochstraße“. Der Name hielt sich nicht lange, wie Manfred Droste von der Initiative „Lott stonn“ weiß: „Schon bald erhielt die Straße ihren Spitznamen Tausendfüßler.“ Bis heute hat sich die Bezeichnung gehalten. Dabei hat die Hochstraße keine tausend sondern 21 Füße (Stützen): Elf unter der Geraden in der Verlängerung der Kaiserstraße, je fünf unter den Abzweigungen zur Immermannstraße und zur Berliner Allee.
Der Stadtrat hatte 1960 den Bau der Hochstraße beschlossen, Fußgängerpassagen ergänzten das Konzept. Baudezernent Friedrich Thamms, ein erfahrener und anerkannter Brückenbauer, bemühte sich um besondere technische und gestalterische Qualität des Bauwerks. Auf die Frage nach der Lebensdauer hatte er im Stadtrat geantwortet: „200 Jahre!“
Unter Denkmalschutz
Dem Bau vorausgegangen war ein Gutachten der damals berühmtesten Stadtplaner Professor Werner Hebebrand (Hamburg) und Professor Rudolf Hillebrecht (Hannover), die aus Gründen der Stadtgestaltung und nicht aus wirtschaftlichen Gründen den Bau der Hochstraße empfahlen. Eine Tunnellösung lehnte sie ab. Besonders wegen der störenden Rampen. Später wurde der Tausendfüßler wegen seiner Gestaltung und als wichtiges Zeugnis der Architektur der 60er Jahre unter Denkmalschutz gestellt – auch als Bestandteil eines Ensembles mit Schauspielhaus und Dreischeibenhaus, die ebenfalls unter Denkmalschutz stehen, wie Manfred Droste betont.
Beides ist möglich
Minister Voigtsberger will über den Abriss nach den Vorgaben des Denkmalschutzgesetzes entscheiden. Die Stadt, so der Minister, müsse sich Optionen für beide Möglichkeiten offen halten: Erhalt oder Abriss! Voigtsberger verwahrte sich gegen Vorwürfe, er würde die Entscheidung herauszögern. Aussagen der Stadt, durch eine späte Entscheidung entstünden Mehrkosten, kann er nicht nachvollziehen.
Doch die einst abgelehnte Tunnellösung soll jetzt kommen – und damit das Ende des Tausendfüßlers. Auf Grund eines Beschlusses der Stadtrats-Mehrheit aus CDU und FDP soll der Tausendfüßler im Zusammenhang mit den Planungen für das Prestige-Projekt Kö-Bogen abgerissen und durch einen Tunnel für den Nord-Süd-Verkehr ersetzt werden. SPD und Grüne sind gegen diese Pläne, auch die Bürgerinitiative „Lott stonn“.
Weil der Antrag zur Aufhebung des Denkmalschutzes vom Landes-Denkmalpfleger abgelehnt wurde, muss nun NRW-Bauminister Harry K. Voigtsberger über Abriss oder Erhalt des Tausendfüßlers entscheiden. Dazu hat er ein Gutachten über Zustand und etwaigen Renovierungsbedarf der Hochstraße in Auftrag gegeben.
50 Jahre Tausendfüßler
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Entscheidung über Abriss oder Erhalt wohl Anfang Juni
Die Entscheidung wird Anfang Juni erwartet. Und damit viel später als geplant. Das sorgt für Ärger bei CDU, FDP und der Stadtverwaltung: Wegen der ausstehenden Entscheidung kann der Abriss der Hochstraße nicht erfolgen, dadurch wiederum verschieben sich anstehende Arbeiten für Tunnel und Kö-Bogen. Das kostet die Stadt nach Aussagen von Baudezernent Gregor Bonin mehrere hunderttausend Euro. Die SPD dagegen wirft der Stadt voreilige Planungen vor.
So oder so: Der Tausendfüßler sorgt weiter für Diskussion in der Stadt und spaltet nicht nur den Stadtrat sondern auch die Bürgerschaft in unserer Stadt.
Am Samstag, 5. Mai, um 17 Uhr wird der 50. Geburtstag am Tausendfüßler mit Musik gefeiert. Die Bürgerinitiative „Lott-stonn! –Der Tausendfüßler muss bleiben!“ hat dazu aufgerufen.
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