Düsseldorf. .
Die Mehrheit der Düsseldorfer ist laut NRZ-Bürgerbarometer für den Erhalt der 800 Meter langen Innenstadt-Brücke. Nur 34 Prozent sind für den Abriss des Tausendfüßlers.
Fast 800 Meter Asphalt spalten die Stadt. Gegen die Opposition setzte die CDU-/FDP-Ratsmehrheit vor Monaten den Beschluss durch, den Tausendfüßler abzureißen und durch einen Nord-Süd-Tunnel zu ersetzen. Kosten: über 132 Millionen Euro! Schon in wenigen Monaten sollen die Bagger anrücken. Der einzige, der das noch verhindern kann, ist NRW-Verkehrsminister Harry Voigtsberger. Weil der Landeskonservator Udo Mainzer sich weiter für den Erhalt den denkmalgeschützten Brücke ausspricht, muss ein Ministerentscheid herbeigeführt werden. Am Freitag war Ortstermin. Mitte Dezember könnte die mit Spannung erwartete Antwort aus dem Ministerium kommen. Beim repräsentativen NRZ-Bürgerbarometer sprachen sich im Oktober 54 Prozent der Befragten gegen einen Abriss der Hochstraße aus. 34 Prozent waren dafür.
Gleichzeitig hat beim Gesamtprojekt Kö-Bogen ein Stimmungswechsel stattgefunden. Beim letzten NRZ-Bürgerbarometer vor fünf Jahren waren noch 49 Prozent gegen den Kö-Bogen, jetzt finden 50 Prozent die städtebauliche Neugestaltung zum Kö-Bogen gut. Nur den Tausendfüßler will eine knappe Mehrheit der Befragten lieber stehen lassen.
Ja zum Kö-Bogen, aber Nein zum Tausendfüßler – wie kommt das? „Beides gehört doch zusammen. Das beißt sich schon ein bisschen in den Schwanz“, wundert sich SPD-Fraktionschef Markus Raub. „Die Grünplanung kann es mit dem Tausendfüßler in dieser Form nicht mehr geben.“
Trotzdem: Die SPD-Fraktion fühlt sich durch die Ergebnisse des Bürgerbarometers grundsätzlich bestätigt. „Wir waren ja auch dafür, dass auf dem Jan-Wellem-Platz etwas Neues entsteht. Über die Art und Weise kann man sich streiten.“ Und der Abriss der Hochstraße sei „völlig unnötig.“
Meinen auch die Grünen. „Den Kö-Bogen finden wir gut“, sagte der grüne Fraktionssprecher Norbert Czerwinski. „Aber der Tausendfüßler muss bleiben. Wir müssen nach einer neuen gemeinsamen Lösung suchen.“ Für die Grünen ist der Nord-Süd-Tunnel schlicht zu teuer. „Wenn wir darauf verzichten und stattdessen den Tausendfüßler sanieren, sparen wir mindestens hundert Millionen Euro. Und wir haben deutlich geringere Betriebskosten“, betont Czerwinski. Auch werde der Lärm durch einen Tunnel nicht geringer. „Die Rampen an den Ein- und Ausfahrten wirken doch wie Trompeten.“
In diesem Punkt widerspricht das Verkehrsdezernat vehement: „Die Abgas- und Verkehrsbelastung wird insgesamt deutlich zurückgehen“, erklärt Bernd Thomas, Referent des Verkehrsdezernenten. An den Ein- und Ausfahrten des künftigen Tunnels sollen außerdem die Wände mit „Schall absorbierendem Material“ verkleidet werden. Thomas: „Das führt zu einer Lärmreduzierung von drei Dezibel.“
FDP-Faktionschef Manfred Neuenhaus, ist sich sicher, dass die derzeitige Stimmung für den Tausendfüßler wieder kippen wird. „Wir Politiker legen uns ungern mit den Bürgern an. Aber ich bin überzeugt: Wenn der Kö-Bogen erstmal fertig ist, dann würde eine breite Mehrheit sagen, dass der Tausendfüßler weg muss, weil er dort nicht hinpasst.“
Die Bürgerinitiative „Lot stonn!“ ist da natürlich ganz anderer Meinung. Die Umfrage-Ergebnisse zum Tausendfüßler wird sie aufmuntern, trotz der herben Rückschläge nicht aufzugeben und sich weiter für die Rettung der Brücke zu engagieren – weil der Tausendfüßler mit seiner „elegant geschwungenen Form“ ein „unverzichtbarer Bestandteil des Denkmal-Ensembles mit dem Drei-Scheiben-Haus und dem Schauspielhaus“ sei.