In Kürze entscheidet sich, ob Düsseldorfs City-Brücke, der Tausendfüßler, abgerissen werden darf. Denn der steht zwar unter Denkmalschutz, soll aber für ein groß angelegtes Bauprojekt weichen. Das letzte Wort hat die Landesregierung.

Es sind noch wenige Monate, vielleicht gar nur ein paar Wochen, dann wird Bauminister Harry Voigtsberger eine Entscheidung treffen, die einfach klingt, aber Düsseldorfs Jahrhundertprojekt ins Mark treffen könnte. Der Minister hat das letzte Wort, ob der unter Denkmalschutz stehende Tausendfüßler abgerissen werden darf. Was aber passiert, wenn die über 50 Jahre alte City-Hochstraße tatsächlich stehen bleiben muss - und die Stadt auch bei einem Gang zum Gericht scheitern würde? Antworten von der Politik.

„Das wäre entsetzlich“, erklärt der CDU-Planungsexperte Alexander Fils. „Dann können wir den Nord-Süd-Tunnel nicht mehr bauen. Oder wir müssten den gesamten Hofgarten aufbuddeln.“ Außerdem wäre die Trasse zwischen Drei-Scheiben-Haus bis Theater-Museum „blockiert“ - und zwar durch die Rampen des Tausendfüßlers und des bereits im Bau befindlichen Süd-Nord-Tunnel. „Die Sicht wäre versperrt und der Abschnitt für Fußgänger und Radfahrer unpassierbar.“ Des weiteren, so Fils, wäre eine Bebauung am Gustaf-Gründgens-Platz so nicht weiter möglich. „Die Parkhäuser müssten oberirdisch angeschlossen bleiben. Fils. „Wo ist dann noch Platz?“

„Ästhetische Verfremdung“

Bleibt der Tausendfüßler, müsste er weiter als Verkehrssachse genutzt werden. „Dann ist eine Kernsanierung nötig. Die würde aber zu einer ästhetischen Verfremdung des Bauwerkes gegenüber der heutigen Situation führen“, sagt der CDU-Mann. So oder so: Der Denkmalschutz kann nicht mehr gewährleistet werden.

Der CDU-Verkehrspolitiker Andreas Hartnigk betont, dass ein Ja zum Tausendfüßler das Aus für den geplanten Nord-Süd-Tunnel bedeuten würde. „Sie können keinen Tunnel zwei Meter unter der Grasnarbe bauen, wenn darüber noch so eine schwere Brücke steht. Das geht schon aus statischen Gründen nicht“. Ebenso unrealisierbar: „An den Enden würden die beiden Bauwerke direkt zusammentreffen.“ Dann kann der Verkehr weder nach unten noch nach fließen.

Hartnigk befürchtet zudem, dass sich Investoren für die weitere Kö-Bogen-Planung zurückziehen, wenn die Brücke nicht demontiert wird. Und: Die gewünschte Neugestaltung der Tuchtinsel „könnte ich mir so nicht mehr vorstellen.“ Der CDU-Mann verweist als Letztes auf die bereits erfolgten Investitionen für den Abriss des Tausendfüßlers. „Wir haben Kanäle verlegt. Wir haben für die Wehrhahnlinie besonders robuste Spezialtübbinge bauen lassen, weil sich die Tunnel an einer Stelle kreuzen.“ Soll das alles umsonst gewesen sein? Hartnigk. „Das waren Beträge im sieben-, vielleicht gar im achtstelligen Bereich.“

Die Opposition sieht das gelassener. Bleibt der Tausendfüßler erhalten, was SPD und Grüne wollen, wird eben kein Nord-Süd-Tunnel gebaut. „Dann würden wir 150 Millionen Euro sparen“, schätzt der grüne Fraktionssprecher Norbert Czerwinski. „Und müssten nur 20 Millionen in die Sanierung der Brücke investieren.“ Auch eine Bebauung am Gustaf-Gründgens-Platz wäre weiterhin möglich.

„Es ist machbar“, betont ebenso SPD-Ratsherr Martin Volkenrath, räumt aber ein: „Dann müssen wir eine komplett neue Planung machen.“