Der Doppelmord in Hassels – ein kaltblütiges Verbrechen aus Habgier
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Düsseldorf. .
Laut Anklage war es ein Mord wie im Krimi: Schwarzes Schaf der Familie lässt Stiefvater und Halbschwester töten. Und verschont die Mutter, damit er später von ihr erben kann. Am Freitag begann der Prozess um den rätselhaften Doppelmord von Hassels.
Vor dem Düsseldorfer Landgericht begann am Freitag der Prozess um den spektakulären Doppelmord in Hassels. Am 17. Juni 2010 hatten im Mehrfamilienhauses an der Altenbrückstraße zwei bewaffnete Killer Eleonore S. ins Wohnzimmer gedrängt und kurz darauf deren Ehemann und die Tochter getötet.
Ein kaltblütiger Mord war es, denn Vater (82) und Tochter (39) wurden mit Schüssen in den Hinterkopf hingerichtet. Im Nebenzimmer saß die Mutter und Ehefrau (81). Ausgeführt haben soll die Tat ein junger Mann (23), für 3000 Euro im Auftrag des Sohns (57).
Nach Sprachanalysen Telefon angezapft
So hat es der Jüngere zugegeben. Der Ältere sagt nichts. Sein Anwalt Dominik Pichler erklärte vor dem Gerichtssaal: „Unser Mandant ist tief betroffen, dass er engste Angehörigen getötet haben soll.“ Der 57-Jährige sei krank, eventuell nicht verhandlungsfähig.
Blass sah der kräftige Mann mit Kahlkopf und blondem Magnum-Bart tatsächlich aus. Doch viel Mitarbeit war zunächst auch nicht gefragt, nur die Personaldaten. Die wollte sein Mitangeklagter gar nicht selbst nennen: Seine Stimme könne ja noch eine Rolle spielen, so seine Verteidigerin. So nickte er bloß.
Tatsächlich soll seine Stimme ein wichtiger Hinweis gewesen sein. Denn die Polizei rätselte lange über den brutalen Mord an der zurückgezogen lebenden Familie. Es gab wenig Spuren. Aber eine führte nach aufwendigen Recherchen zum Ziel: Die Tochter hatte 110 angerufen, das Handy blieb an. So wurden Wortfetzen des Täters aufgezeichnet. Nach Sprachanalysen stammte der Sprecher aus Hessen – wo der Sohn lebte. Man zapfte dessen Telefon an, hörte nach Monaten ein Gespräch über die Tat und nahm die Angeklagten fest.
Verschuldetem Bordell-Betreiber sollte eine Million Euro entgehen
Der junge Mann erzählte bei der Polizei von dem Mordauftrag, schilderte Einzelheiten. Er habe mit einem Paket an der Haustür geschellt, „Post! Paket!“ gerufen und war so in die Wohnung gelangt. Dort drängte er die alte Dame in ein Zimmer und schloss ab, drängte Vater und Tochter in ein anderes. Dort mussten die beiden sich gegenseitig den Mund zukleben, der Vater sich bäuchlings aufs Bett legen, die Tochter davor knien. Dann erschoss er sie.
Staatsanwalt Matthias Rider glaubt, dass sich der Sohn zu dem Mord entschloss, als er erfuhr, dass er enterbt werden sollte – ihm so nahezu eine Million Euro entgehen sollte. Der verschuldete Bordellbetreiber hatte oft Geld von seiner Mutter bekommen, Stiefvater und Halbschwester waren dagegen und betrieben seine Enterbung. Der Prozess geht am 5. Oktober weiter.
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