Düsseldorf. . Der Doppelmord in Düsseldorf-Hassels ist geklärt. In Haft ist auch ein Angehöriger der Opfer: der Stiefsohn beziehungsweise Halbbruder Detlef W., der verhindern wollte, dass er enterbt würde. Auffälliges Auto brachte Polizei auf die richtige Fährte.

Es ist der Stoff aus einem Drei-Groschen-Roman und die Hauptrolle spielt wie so oft das schwarze Schaf in der Familie: Der Sohn soll vom Vermögen der Familie nichts mehr bekommen. Als er dies erfährt, lässt er diejenigen Angehörigen ermorden, die ihn enterben wollten. So einfach löst sich der spektakulärste Kriminalfall der letzten Jahre auf, der Doppelmord in Düsseldorf-Hassels. Mara S. (39) und Helmut S. (82) mussten sterben, weil ihr Halbbruder und Stiefsohn Detlef W. einen blutigen Schlussstrich unter einem Erbschaftsstreit ziehen wollte. Davon gehen die Ermittler aus. Der Hauptverdächtige schweigt zu den Vorwürfen.

Schon nach wenigen Tagen unter Verdacht

Die Mordkommission „Altenbrück“ hatte schon wenige Tage nach den tödlichen Schüssen in der Wohnung der Familie S. den 56-jährigen Detlef W. unter Verdacht. „Er hatte ein klares Motiv, aber wir hatten keine Beweise“, gab Cheffahnder Udo Moll zu bedenken. Am Tatort Altenbrückstraße 43 fanden sich keine Fingerabdrücke, keine DNA-Spuren, die die Mörder entlarven könnten. Dafür entdeckten die Ermittler in den Unterlagen von Mara S. Dokumente, aus denen hervorging, dass sie und ihr Vater den in Hessen wohnenden Detlef W. enterben wollten und weitere Geldüberweisungen der Familie verweigerten. Ein Termin beim Notar stand schon fest.

Da schimmerte es den Ermittlern, warum die damals 81-jährige Eleonore S. als Einzige in der Wohnung überlebte: Der leibliche Sohn aus der ersten Ehe wollte sie schonen. Er soll seine beiden Komplizen angewiesen haben, nicht auf sie zu schießen. Zum einen war sie es, die ihm in der Vergangenheit wohlgesonnen immer wieder Geld zuschob, zum anderen, „wäre der Verdacht sofort auf ihn gefallen, wenn auch seine Mutter getötet worden wäre“, berichtet Udo Moll. Denn dann hätte er mit einem Schlag das ganze Erbe bekommen: fast eine Million Euro.

Bluttat in Düsseldorf

Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. (Fotos: Sergej Lepke)
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. (Fotos: Sergej Lepke) © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen.
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. (Fotos: Sergej Lepke)
Der Tatort in Düsseldorf-Hassels: Zwei Menschen wurden niedergeschossen. Sie starben an ihren Verletzungen. (Fotos: Sergej Lepke) © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
1/25

Der entscheidende Hinweis, die Ermittlungen auf ihn zu konzentrieren, kam von der Mutter S. selbst. Nach einer schlaflosen Nacht rief die damals unter Schock stehende Frau aus der Klinik die Mordkommission an und berichtete, dass ihr Sohn sie wenige Tage vor der Tat angerufen und gefragt hatte, ob die Post morgens oder nachmittags kommt. „Aber er hatte uns noch nie etwas geschickt“, wunderte sich die Mutter.

Sie ahnte plötzlich, dass ihr Sohn, der wegen einer Steuerschuld von 42.000 Euro finanziell in der Klemme steckte, im Doppelmord verstrickt sein könnte. Denn am 17. Juni 2010 klingelte es bei ihnen um 8.30 Uhr früh, rief ein Mann am Hauseingang „Post, Paket!“ In der Annahme, es handele sich um den Postboten, wurde die Wohnungstür geöffnet. In diesem Moment drangen zwei junge Männer ein, schoben Eleonore ins Wohnzimmer und die beiden Opfer in ein Nebenzimmer, wo ihnen kurz darauf in den Hinterkopf geschossen wurde. Die Tatwaffe mit dem Schalldämpfer sollen sie im mitgeführten Postpaket versteckt haben.

Die Kripo nahm Detlef W. ins Visier, ohne dass er etwas merken sollte. Sie observierte ihn, sie hörte sein Telefon ab. Wer war dieser Mann? Wer waren die Komplizen? Detlef W., gebürtiger Düsseldorfer, zog bereits vor 30 Jahren nach Burghaun im osthessischen Landkreis Fulda. In seinem Haus betrieb der heutige Frührentner auch ein kleines Bordell. Bei einer Razzia des BKA vor sechs Jahren fand man bei ihm eine abgesägte Schrotflinte und jede Menge Munition vom Kaliber 22. Ein solches Kaliber wurde auch beim Doppelmord in Hassels verwendet. Ein Indiz, aber mehr auch nicht.

Ungewöhnliche Lackierung fiel auf

Zu einem Durchbruch bei den äußerst langwierigen Ermittlungen führten zwei Aufnahmen. In der Nähe des Tatortes stellten die Beamten das Bildmaterial einer Hotel-Überwachungsanlage in Eller sicher und konnten das Auto auf einem Bild schließlich eindeutig Detlef W. zuordnen. Das Fahrzeug, ein Opel-Vectra (Baujahr 2001/2002) fiel nicht nur wegen des Spoilers, der Alu-Sportfelgen und der LED-Zusatzleuchten an den Stoßstangen auf, sondern auch wegen der ungewöhnlichen Lackierung „Petrol“, die im Schatten blau und in der Sonne grün schimmert. Genau mit diesem Auto fuhr Detlef W. nach der Tat um 11.44 Uhr, etwa 70 Kilometer vor Fulda, in eine Radarfalle. Udo Moll: „Da wussten wir, er war in Düsseldorf.“ Für die Kripo war er einer der Täter.

Die anderen beiden sollen sich auf den Rücksitz befunden haben, verdeckt durch die getönten Scheiben. Über sie wusste die Kripo zunächst nur, dass sie aus der Nähe von Detlef W. stammen müssten. Wie berichtet, konnte die Polizei wegen des eingeschalteten Handys des Mordopfers Mara S. einige Sprachfetzen der beiden Killer sichern. Sie sprachen hessischen Dialekt. Als einer dieser Männer, der 22-jährige Johannes K, den Hauptverdächtigen anrief und er mit Detlef W. über die Tat ins Hassels sprach, zog sich die Schlinge zu.

Am Dienstag holte die Polizei zum ersten Schlag aus und nahm den 22-Jährigen in Hühnfeld bei Fulda fest. Der legte ein Geständnis ab: Er und sein 21-jähriger Komplize René B. (beide arbeitslos und drogensüchtig) seien von Detlef W. für 2000 bis 5000 Euro angeheuert worden. Früh morgens um vier Uhr früh seien sie zu dritt nach Düsseldorf gefahren. Dort habe Detlef W. ihnen das Paket mit der Waffe gegeben sowie ein paar Latexhandschuhe, um keine Spuren zu hinterlassen.

Detlef W. hatte Revolver bei sich

Am Donnerstag hatte sich eine ganze Polizeiarmada auf den letzten Zugriff im Raum Fulda vorbereitet - mit über hundert hessischen und nordrhein-westfälischen Kräften der Spezial- und mobilen Einsatzkommandos sowie über 50 ermittelnden Beamten. Punkt sechs Uhr früh wurden René B. in Neuhof und Detlef W. in Burghaun im Schlaf überrascht. Detlef W. muss wohl auf der Hut gewesen sein. Bei ihm fand die Polizei einen durchgeladenen Revolver, eine Magnum.

Staatsanwalt Matthias Ridder wirft allen drei Verhafteten gemeinschaftlichen, heimtückischen zweifachen Mord aus Habgier vor.