Düsseldorf. Auf dem Hof von Schulze-Hagen hat die Oma einst Eier aus dem Fenster verkauft. Die Scheune ist jetzt ein moderner Laden – mit regionalem Konzept.

Das hätte sich die Oma von Stefan Schulze-Hagen bestimmt nicht träumen lassen, dass ihr Enkel den Familienhof mal mit einem 400 Quadratmeter großen Verkaufsladen ausstatten würde. „Hofparadies Schlosshof Eller“ steht auf dem Schild an dem grünen Tor, das hier früher zur Scheune geführt hat. Seit 1902 wird der Hof am Schloss Eller geführt. Stefan Schulze-Hagen gehört zur 4. Generation, die das Anwesen bewirtschaftet.

Die alte Scheune des Düsseldorfer Bauernhofs ist zum modernen Geschäft geworden

„Meine Oma hat damals die Eier aus dem Küchenfenster heraus verkauft“, beschreibt der 38-Jährige die Anfänge des Verkaufs der Hofprodukte. Vor zwei Jahren hat er den Schritt gewagt und die alte Scheune zum modernen Geschäft gemacht. Mit dem Ziel, sich auf die Vermarktung regionaler Produkte zu spezialisieren.

Mitarbeiterin Andrea Bloser mit den Kartoffeln „Glorietta“, die auf den Feldern in Düsseldorf-Himmelgeist wachsen.
Mitarbeiterin Andrea Bloser mit den Kartoffeln „Glorietta“, die auf den Feldern in Düsseldorf-Himmelgeist wachsen. © NRZ | jum

Eine Million Euro hat Schulze-Hagen in das Projekt investiert. Seinem Vater gehört der Hof, er ist Besitzer des Ladens. Eine wirkliche Bilanz möchte er nach zwei Jahren aber noch nicht ziehen, denn die Wirtschaftskrise hat ihm einen Strich durch die ursprüngliche Rechnung gemacht. Steigende Energiekosten, teurere Produkte, weniger Geld in den Portemonnaies der Kunden – hätte er all das vorher gewusst, dann würde es sein Hofparadies am Schloss Eller heute in dieser Form wohl nicht geben. „Aber ich will mich trotzdem nicht beklagen“, sagt der Chef. „Es ist zwar wirtschaftlich eine Herausforderung, aber es läuft.“

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Das Konzept, auf regionale Produkte und mehr Nachhaltigkeit zu setzen, kommt bei den Kunden gut an. Da der Familienbetrieb am Schloss Eller eine so lange Tradition hat, können die Schulze-Hagens auf eine treue Stammkundschaft setzen. Wie sehr der Hof im Stadtteil verwurzelt ist, sieht man bei den Festen, die hier je nach Jahreszeit gefeiert werden. „Beim Herbstfest hatten wir tausend Leute hier“, sagt Tülay Kemec, die den Verkauf im Laden leitet. Sie zeigt beim Rundgang, welche Produkt sich bewährt haben.

Auf dem Schlosshof in Eller gibt es regionale Produkte. Die Äpfel kommen von Küppers in Kaarst.
Auf dem Schlosshof in Eller gibt es regionale Produkte. Die Äpfel kommen von Küppers in Kaarst. © NRZ | jum

Bekannt ist der Schlosshof vor allem für seine Eier. Vor mehr als 60 Jahren hat die Familie mit der Hühnerhaltung begonnen. Damals im kleinen Stil, heute liegt die Zahl der Tiere bei rund 14.000. Wer beim Spaziergang durch den Schlosspark am Hof vorbeischlendert, der kann die Hühner sehen. Ein großer Teil von ihnen darf draußen sein in der „mobilen Freilandhaltung“. Die anderen müssen sich mit den Bedingungen der Bodenhaltung begnügen und sind in Ställen untergebracht. Stefan Schulze-Hagen legt Wert auf das „Bruderhahnkonzept“. Die Legehennen stammen aus einem Betrieb, in dem männliche Küken nicht getötet werden.

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Die Kartoffeln wachsen auf Feldern in Düsseldorf-Himmelgeist

Aus eigener Produktion sind auch die Kartoffeln, die auf Feldern in Himmelgeist wachsen. „Das ist eine supergute Speisekartoffel“, bewirbt der Landwirt die festkochende Sorte „Glorietta“, die die Kundschaft meist in 2,5 Kilo-Säcken kauft. Angesichts der gestiegenen Lebensmittelpreise gibt es die Kartoffeln auch immer mal wieder im Angebot. Zum Beispiel vier Säcke zum Preis von dreien. „Wir sind hier in Eller und nicht in Oberkassel“, sagt der Chef. „Da brauchen wir faire Preise, damit das Konzept aufgeht.“

Die meisten Waren, die in Eller verkauft werden, haben keine weiten Wege hinter sich. Neben den Düsseldorfer Kartoffeln und Eiern gibt es zum Beispiel Äpfel von Küppers in Kaarst. „Mit denen sind wir sogar verwandt.“ Der Spargel und die Zwiebeln kommen von Schröder in Köln, wo im Gegenzug die Eier aus Düsseldorf verkauft werden. Das Fleisch im Hofladen stammt von Albers in Ratingen, der Honig ist von einem Imker aus Solingen, mit dem die Familie schon seit mehr als zwanzig Jahren zusammenarbeitet. Die Nudeln vom Dammer Hof in Neuss sind sogar ein Gemeinschaftsprodukt, denn sie werden mit den Eiern vom Schlosshof hergestellt.

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Das sind nur einige der regionalen Produkte, die es im Hofladen in Eller gibt. „Außerdem haben wir noch sehr viele Bio-Produkte“, sagt Tülay Kemec. Auch Veganes gehört mittlerweile zum Sortiment. Und noch etwas hätte sich die Oma von Stefan Schulze-Hagen vermutlich damals nicht vorstellen können. Dass es in ihrer Scheune mal eine kleine Boutique mit Frauenkleidung unter dem Namen „Femme Chic“ geben würde. Tülay Kemec freut das sehr, denn ihre Tochter hat sich mit einem Bekleidungsgeschäft selbständig gemacht und der Chef war einverstanden, dass es neben Eiern und Kartoffeln nun auch eine Ecke gibt, in der sie die Kleidung präsentieren darf. Auch das gehört zum regionalen Konzept.

Infos zum Schlosshof Eller

Der Schlosshof Eller, Heidelberger Straße 30, liegt direkt am Schlosspark. Kunden können mit dem Auto bis auf den Hof fahren. Der Hofladen hat zu folgenden Zeiten geöffnet: montags bis freitags von 9-19 Uhr, samstags von 9-17 Uhr. Mehr Information im Internet unter www.hof-paradies.de.

Das regionale Sortiment beschreibt Eigentümer Stefan Schulze-Hagen so: Eier aus Freilandhaltung, Fleisch aus der Region, Gemüse ohne chemische Schädlingsbekämpfung und Bio-Lebensmittel aus Düsseldorf. Der Laden wirbt mit dem Slogan „Garantiert frisch, regional, familiär“.