Düsseldorf. . Schloss Eller hat eine bewegte Geschichte. Heute pachtet das Gebäude ein Caterer. Die Gesindehäuser sind unbewohnt und baufällig.
Privatbesitz, städtisches Altersheim, Modeschule – Haus Eller, das ab der Nachkriegszeit „Schloss“ genannt wird, ist im vergangenen Jahrhundert vielfältig genutzt worden. Seit 2012 sind die Räume an die „fine food catering Fröhlich GmbH“ verpachtet. So bietet das historische Gebäude Raum für Veranstaltungen von Hochzeiten über Tagungen bis hin zu Konzerten.
Stefan Krüger vom Caterer führt gerne durchs teils alte, teils neuere Gemäuer, erklärt, wo standesamtlich geheiratet wird, und dass in der gemütlich eingerichteten Hochzeitssuite aus Sicherheitsgründen gar nicht übernachtet werden kann. „Hier bereiten sich die Bräute bei einer Flasche Champagner vor“, sagt er – da sei immer die größte Party. Zu Krügers Kunden zählen Privatleute, aber auch Organisationen, die in den Räumen tagen. Manchmal auch mit ausländischen Gästen: „Vor Kurzem mussten wir Dolmetscherkabinen aufbauen.“ Neben altem Stuck und Kachelöfen sind im Schlösschen eben auch moderne Technik, eine neue Küche und stylische sanitäre Anlagen eingerichtet. Es gibt einen gläsernen Aufzug und alles ist barrierefrei.
Schmierereien an der Fassade
Mehr Kunden könne man immer gebrauchen, sagt der Caterer auf die Geschäftslage angesprochen. Andererseits vielleicht etwas weniger Jugendliche, die sich gerne im Schlosspark treffen und auch mal mit Edding und Spraydose die Fassaden verzieren. Nicht unbedingt nach Geschmack der Veranstalter und Gäste des Hauses. In letzter Zeit sei es mit dem Vandalismus weniger geworden, berichtet Stefan Krüger. Er habe da eine neue Taktik: „Manchmal schnappe ich mir ein paar Jugendliche und zeige ihnen das Haus. Die sind dann immer sehr begeistert und hören eher, wenn man sie bittet, vor Veranstaltungen den Eingangsbereich zu verlassen.“
So lernen die jungen Menschen, dass das kleine Schmuckstück von Eller Wert und Geschichte hat. Mit beidem kennt sich der Autor und Stadtteilhistoriker Ulrich Brzosa bestens aus: Erst einmal stellt er klar: „Die eigentliche Bezeichnung ist Haus Eller“. Ein Schloss sei das historische Bauwerk eigentlich nicht. Eher handele es sich von Größe und Architektur her um eine Herrenvilla. Das Haus sei um einen alten Burgfried herum angelegt und mehrmals umgebaut worden. Der Historiker fasst zusammen:
Erstmals tauchte der Name „castrum elenere“ 1309 in einem Erbteilungsvertrag der Brüder Ritter Dietrich und Ritter Arnold von Eller auf. Mit dem Verkauf der Burg im Jahr 1448 haben die Ritter von Eller ihren Stammsitz verloren. Der neue Besitzer Adolf von Quade, Amtmann des Amtes Angermund, ersetzte die alte Burg durch einen Neubau. Das Burghaus mit dem Burgfried lag auf einer Insel, von der eine Zugbrücke zu einer größeren Insel führte; dort lag vom Eingang aus gesehen links die Kapelle und der Burggarten, rechts der Burg- und Wirtschaftshof. Nach dem Tod von Adolf Quade kam die Burg im Erbgang in die Hände verschiedener Adelsfamilien. Als 1599 Bertram Quade ohne Nachkommen verstarb, wurde prozessiert; 1621 trat Johann von Harff zu Geilenkirchen das Erbe an. 1710 erbte Freiherr Josef Clemens von Weichs aus der Oberpfalz die Burg und tauschte sie später. 1773 wurde sie Amtswohnung, 1782 die Verwaltung einem Kommissar übetragen.
Familie Krüger erbt 1900
Am 5. Juni 1823 verkaufte die preußische Regierung Burg Eller an den Freiherrn Carl von Plessen, der die Burg 1826 zum klassizistischen Herrenhaus Schloss Eller umbaute. Seitdem war es in Privatbesitz.
1883 kaufte der Gelsenkirchener Friedrich Vohwinkel das Haus. Im Jahr 1900 erbten der geheime Regierungsrat Hermann von Krüger und seine Frau Klara Vohwinkel Schloss Eller, bauten Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude für Angestellte, sowie Stallungen, erneuerten die Remisen und Maschinenräume, vergrößerten das Herrenhaus sowie die Parkanlagen und richteten den Gutshof Schloss Eller ein.
Klara Krüger verkaufte den Gesamtbesitz von Haus Eller im Jahr 1938 zum Preis von 2,4 Millionen Reichsmark an die Stadt Düsseldorf. 1943 kamen Mädchen aus dem durch einen Luftangriff zerstörten Luisenheim unter; am 12. Oktober wurde das Schloss für die Hitlerjugend beschlagnahmt. 1945 war Schloss Eller Kommandostelle der Wehrmacht und wurde später mit dem Einzug amerikanischer Truppen von der Bevölkerung geplündert. Noch im selben Jahr besetzten Engländer das Gebäude.
1946 wurde Schloss Eller städtisches Altersheim. Im Juli 1950 öffnete der Schlosspark. 1969 begann der Umbau für eine Millionen Mark. Im Jahr 1970 öffnete die private Modeschule ihre Pforten, die 2003 wieder schloss. Inzwischen steht das Schloss Eller unter Denkmalschutz und wurde 2008 bis 2010 durch die IDR revitalisiert und im März 2010 neu eröffnet.
Alte Gesindehäuser
„Leider wurde an den Gesindehäusern neben dem Schloss seit 15 Jahren nichts gemacht“, bedauert Ulrich Brzosa. Wasser „von unten und von oben“ habe sie marode gemacht. Zuletzt waren die Gebäude Thema in der Bezirksvertretung. Es sei schwierig, einen Investor zu finden, da die derzeit einsturzgefährdeten Häuser aufwändig saniert werden müssen. Weil in ihnen früher etwa zehn Bedienstete der Familie Krüger als Einzelpersonen wohnten, böten sich vom Schnitt der Häuser kaum Nutzungsmöglichkeiten an, sagt der Historiker.