Gerresheim. .

Die Benderstraße spaltet Gerresheim – in Befürworter für den Ausbau und in Gegner. Das wurde wieder einmal deutlich vorgestern Abend bei einer Podiumsdiskussion mit Politikern von fünf Stadtrats-Fraktionen. Dicht gedrängt standen Geschäftsleute und Anwohner in dem viel zu engen Kneipensaal, eingenebelt von Gänsebraten- und Frikadellengeruch, genervt von Plaudergeräuschen vom Gastraum nebenan und einer viel zu leisen und immer wieder aussetzenden Mikrofonanlage. Je nach persönlicher Auffassung klatschten oder buhten die Zuhörer. Eine klare Mehrheit für die ein oder andere Seite war allerdings schwer auszumachen.

Gegen den Ausbau sind FDP und Freie Wähler, die anderen Parteien sind dafür. Vor allem der dann nur noch einspurig in jede Richtung fließende Verkehr ohne das in Gerresheim übliche und trotz Verbotes geduldete Zweitereihe-Parken lehnen die Umbau-Gegner ab. Eine Straße könne man auch anders verschönern. Durch neuen Asphalt oder neue Laternen zum Beispiel, begründete Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) ihre Haltung: „Die Benderstraße ist eine funktionierende Einkaufsstraße, auch wenn hier alles etwas unkonventionell ist.“ Darauf spielte sie auf das Zweite-Reihe-Parken ab. Sie betonte, dass das nahe Parken an Geschäften gerade für Familieneinkäufe und die Kunden aus Grafenberg, Ludenberg, Hubbelrath und Knittkuhl wichtig ist, die nicht mal eben mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren.

Ablehnung auch von Michael Möller (Freie Wähler), der die Pläne als „wirklichkeitsfremd“ abtat. Als Beispiele nannte er den Patientenverkehr zum Reha-Zentrum oder die Pflegedienste, die täglich für wenige Minuten ihre an der Benderstraße lebenden Patienten besuchen und hier parken müssen: „Denkt denn irgend jemand in der Stadtverwaltung mal nach?“

„Zweite-Reihe-Parken ist putzig“

„Die Benderstraße funktioniert – und sie wird weiter funktionieren“, hielt Martin Volkenrath, SPD-Ratsherr und Vorsitzender des städtischen Verkehrsausschusses, dagegen. Er sagte, dass durch den Umbau 37 legale Parkplätze mehr geschaffen werden: „In der zweiten Reihe zu parken mag ja putzig sein, aber es ist nicht nur verboten sondern auch höchstgefährlich für Kinder, Alte und Fahrradfahrer“, sagte er zur derzeitigen Situation. Die Parkargumente hätte er auch vor dem Umbau der Birkenstraße gehört. Für Volkenrath alles kein Problem, wenn man die Dauerparker verbannt und die Parkzeit begrenzt.

„Zweite Reihe Parken ist gefährlich und geht nicht“, sagte Norbert Czerwinski, Fraktionssprecher der Grünen, zur derzeit speziellen Situation an der Benderstraße. Auch Andreas Hartnigk, CDU-Ratsherr und Verkehrsexperte seiner Fraktion bemängelte „in Gerresheim die Unart, in der zweiten Reihe zu parken“. Die Benderstraße müsse vernünftig und zeitgemäß für Fußgänger, Radfahrer und mobilitätsbehinderte Menschen umgebaut werden. Beide verwiesen auf sich änderndes Mobilitätsverhalten. Norbert Czerwinski: „Mehr als 36 Prozent der Düsseldorfer Haushalte hat keinen Pkw.“ Von anderer Seite wurde gesagt, dass 80 Prozent der Benderstraße-Kunden ohne Auto kommen. Für die Zeit nach dem Umbau warnte Hartnigk, der auch Chef des Rheinbahn-Aufsichtsrates ist, bereits jetzt: „Ich nehme nicht hin, dass auch nur einmal ein Fahrzeug auf den Schienen steht!“ Hartnigk bezweifelte, dass die Läden an der Benderstraße einen Großteil ihrer Umsätze mit den Zweitereihe-Parkern machen. Martin Volkenrath unterstützte: „Laut Verkehrszählung parken nur sechs Prozent in der zweiten Reihe.“

Ein Anwohner sagte, dass das abendliche Gewusel an der Bender-straße funktioniert. Und auch in einer Stellungnahme der IHK heißt es, dass sich an der Einkaufsstraße Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger arrangiert hätten.

„Es ist noch nichts entschieden“

Marie-Agnes Strack-Zimmermann machte deutlich, dass der Umbau der Haltestellen notwendig ist, nicht aber die gesamte Umgestaltung der Straße. Die Notwendigkeit breiterer Gehwege zog sie in Zweifel: „Die Benderstraße ist keine Flanierstraße!“ Und: „Es ist noch nichts endgültig entschieden, denn der Finanzierungsbeschluss ist nicht verabschiedet. Wir diskutieren hier also nicht für den Eimer“ Dagegen hielt Norbert Czerwinski, man müsse die Chance zum kompletten Umbau jetzt nutzen, da es sie in den kommenden 20 bis 25 Jahren nicht mehr geben werde.

Wie die an der Benderstraße ansässigen Händler ist die Bürgermeisterin dafür, die Einkaufsstraße zwischen den vier Haltestellen zweispurig zu lassen wie bisher. Ansonsten sieht sie Probleme für den Handel, da sich Gerresheim-Süd (Heyestraße) unter anderem durch das neu entstehende Glasmacher-Viertel und neue Geschäfte völlig neu entwickelt: „Die Leute aus Grafenberg, Ludenberg, Hubbelrath und Knittkuhl werden dann an der Bender-straße vorbei dahin fahren – und dann sind die Läden an der Bender-straße leer.“

„Wir brauchen Lösungen“

Michael Möller (Freie Wähler) brachte es auf den Punkt: „Wir finden hier heute Abend keine Lösung, die altbekannten Argumente sind ausgetauscht. Wir brauchen keine Laberei, wir brauchen Lösungen.“ Ganz pragmatisch schlug er eine einmonatige Testphase vor. Und er führte die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens an: „Das ist Demokratie. Die Politik hat hier völlig versagt!“