Düsseldorf. Nach der Demo gegen Rechts Ende Januar mit 100.000 Teilnehmern wurden nun viele Plakate am Rheinufer gezeigt. Welche Motive dort zu sehen waren.
Vor gerade drei Wochen zogen 100.000 Menschen auf einer Demo gegen die AfD durch Düsseldorf. Die Kreativität, die sich dabei in vielen selbstgemachten Demo-Schildern ausdrückte, wollte das Bündnis „Düsseldorf stellt sich Quer“ (DSSQ) am Sonntagnachmittag mit einer Mitmach-Plakatausstellung am unteren Rheinwerft würdigen. Trotz Dauerregen kamen ab 14 Uhr nach Schätzungen mehr als 100 Düsseldorferinnen und Düsseldorfer zusammen.
Schildermaler trotzten dem nassen Wetter
„Dass trotz des Regens so viele Menschen kommen, hätte ich nicht gedacht!“, freute sich DSSQ-Sprecher Oliver Ongaro. Gegen den Regen wurden viele der Kreationen unter Pavillons in Folie gepackt. Gemeinsam mit DSSQ-Aktiven brachten die Do-it-yourself-Plakatkünstler ihre Schöpfungen an pinken Drahtgittern an. Diese wurden dann von der Rheinpromenade aus an der Mauer heruntergehangen. Rund 40 Quadratmeter Plakatwand kamen so bis Viertel nach Drei zusammen, stellte Ongaro stolz fest. Begleitet wurde die Aktion von einer kleinen Bühne aus mit Hip-Hop-Musik.
Mit dabei waren etwa die Plakate der „Omas gegen Rechts“, die auch schon bei der Demonstration im Januar zu sehen waren. Die Plakate, etwa mit dem Spruch „Düsseldorf bleibt braun statt bunt“ hatte man zuvor gemeinsam gebastelt und verziert, erklärt Martine Richli (60), die sich seit sechs Jahren bei der Gruppe engagiert. Mit den Menschen, die durch Abschiebe-Pläne rechter Kräfte betroffen sind, hat Richli auch aus persönlicher Erfahrung viel Empathie: „Ich habe selbst einen Migrationshintergrund. Ich bin mit meinen Eltern und meiner Schwester 1974 aus der Schweiz eingewandert.“
Jahrelang musste ihre Mutter, nach dem Tod des Vaters alleinerziehend, regelmäßig zum Ausländeramt, erzählt Richli. Als sie dem Amt einmal einen Arbeitgeberwechsel nicht mitgeteilt hatte, sollte die Familie abrupt innerhalb von zwei Wochen das Land verlassen. Glücklicherweise kannte die Familie einen Anwalt, der sie unterstützte, letztlich konnten sie hierbleiben. Richli positioniert sich klar: Dass Menschen wegen ihrer Herkunft aus dem Land verwiesen werden sollen, „Das geht gar nicht!“, sagt sie.
Viele Familien brachten ihre Kreationen mit
Viele haben Ihre Schilder ganz persönlich gestaltet: So etwa Timo Engel (33) aus Flingern. „Vollgehaart und trotzdem da, Katzenhalter Antifa!“ steht auf seiner Kreation. „Ich habe eine Katze. Aber die haart für zehn“, erklärt er und lacht. Die Idee kam ihm durch einen Sticker, den er geschenkt bekam. Sich an Aktionen gegen die AfD zu beteiligen, ist auch ihm wichtig: „Wir können gar nicht genug Leute sein, die dagegen aufstehen, gegen den aufkeimenden Faschismus in diesem Land“, findet Engel.
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Auch viele Familien mit Kindern brachten ihre Plakate mit. So etwa Familie Skopp: Vier Plakate hatten Eltern und Tochter gemeinsam gestaltet. Darunter ist eines mit dem Motto „Kunterbunt statt Kackbraun“ und eines mit dem bekannten Logo eines Strichmännchens, das ein Hakenkreuz wegwirft. „Das kenne ich noch aus meiner Jugend. Leider ist es immer noch aktuell“, so die Mutter. Jetzt, wo das Thema Rechtsextremismus in den Medien sehr präsent ist, setze sich auch ihre Tochter damit auseinander, so die Düsseldorferin. „Dass Eltern mit ihren Kindern darüber reden, ist wichtig“, findet sie.
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Wer kein Plakat dabei hatte, konnte das vor Ort noch ändern: „Wir wollen gleich auch noch richtig kreativ werden“, kündigte Martin Volkenrath an, der sich mit seiner Frau Marina Spillner, beide Ratsmitglieder für die SPD, die Ausstellung anguckte. Er freue sich darüber, dass so viele junge Leute gekommen waren, so der Sozialdemokrat. Ihr Lieblingsplakat des Tages verriet Marina Spillner: „‘Demokratie braucht keine Alternative‘ steht darauf, in bunten Buchstaben. Das gefällt mir. Eine positive Aussage!“
Schilder gegen Rechtsextremismus zum freien Download
Wer sich mit Plakatideen bisher schwertat, hat beim nächsten Protest gegen Rechtsextremismus eine weitere Option: Professionelle Schilder-Designs der Düsseldorfer Kreativagentur Parasol Island. Die ansprechenden Entwürfe mit Slogans wie „Kein Alt für Nazis.“ und „Helau statt heil.“ kann man gratis unter parasol-island.com/product/insel-der-vielfalt/ herunterladen und ausdrucken. Da die Dateien offen sind, lassen sich auch eigene Spruch-Ideen einbringen – oder auch andere Lokalbezüge herstellen. „Sie sollen die handgeschriebenen Schilder auf gar keinen Fall ersetzen“, betont dazu Moritz von Schrötter, Mitgründer und „Managing Partner“ der Agentur. Eher sollen sie mehr Leute dazu anregen, mit Plakaten zu protestieren.
Bilder von der Anti-AfD-Demo in Düsseldorf
Die Slogans und Schilder gestalten die 100 Mitarbeiter der Agentur (60 davon in Düsseldorf) aus eigenem Antrieb, so der Mitgründer – Geld verdiene Parasol Island mit dem Projekt nicht. So findet sich auch kein Unternehmenslogo darauf. Mit den Schildern will sich das Team der Agentur klar positionieren, aber auch Aufmerksamkeit auf das Erstarken rechter Kräfte lenken, sagt von Schrötter. „Jeder hat sein Bestes dazugegeben“, berichtet er vom gemeinsamen Schaffensprozess. 38 der Düsseldorfer Mitarbeiter waren mit den Schildern gemeinsam auf der großen Demo im Januar. Jetzt stellen sie die Schilder auch einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.