Dinslaken. 2023 machen die Stadtwerke 25 Millionen Euro mehr Gewinn als gedacht. Was das mit den Steag-Anteilen zu tun hat. Und wohin das Geld fließt.

Die Stadtwerke Dinslaken schließen das Geschäftsjahr 2023 mit einem satten Gewinn von 39,9 Millionen Euro ab. Das sind 26,6 Millionen mehr als im Vorjahr (13,3 Mio. Euro) - und 24,5 Millionen mehr als prognostiziert. Wesentlicher Grund des Geldsegens: eine Zuschreibung auf den Beteiligungsbuchwert der Kommunalen Beteiligungsgesellschaft (KSBG), in der die Steag-Anteile unter anderem der Stadtwerke gebündelt waren, in Höhe von 23 Millionen Euro.

18 Millionen Euro aus dem Jahresüberschuss (Vorjahr 15,3 Mio.) sollen an die Stadt Dinslaken gehen. Die restlichen 21,9 Millionen Euro sollen in die Gewinnrücklagen eingestellt werden.

Die Stromwirtschaft insgesamt war laut Stadtwerken im vergangenen Jahr durch „eine sich insgesamt abschwächende Konjunktur und eine milde Witterung, vor allem aber durch die Folgen des Krieges in der Ukraine“ geprägt. Der Stromverbrauch habe um 4,2 Prozent abgenommen, die Stromerzeugung um 10,7 Prozent. Konjunkturelle Entwicklung, Preiseffekte, Witterung und das Aus der letzten drei verbliebenen Kernkraftwerke im April hätten den Erzeugungsmix beeinflusst. Die Witterung habe für einen Anstieg der Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Wasser gesorgt. Nach vorläufigen Zahlen seien 52,5 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt worden.

Auch sei im Jahr 2023 nach ersten Zahlen insgesamt 4 Prozent weniger Erdgas verbraucht worden als im Vorjahr - sowohl in der Industrie als auch in privaten Haushalten und dem Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen. Zur Stromerzeugung sei gegenüber dem Vorjahr etwas mehr Erdgas eingesetzt (1 Prozent) worden, die Erzeugung von Fernwärme aus Erdgas sei aber um 2 Prozent zurückgegangen. Ursache sei nicht die Witterung gewesen - sondern „erfolgreiche Einsparungen bei den Verbrauchern“.

Stromerlöse stiegen auf 62 Millionen Euro

Obwohl die Stadtwerke mit 235,7 Millionen Kilowattstunden Strom weniger absetzen konnten, als im Vorjahr (256,5 Mio. kWh), stiegen die Erlöse aus dem Stromverkauf um 20,4 Millionen Euro auf 62,1 Millionen Euro. Grund: die Stadtwerke haben die erhöhten Beschaffungskosten im Strombereich weitergegeben. Die Erlöse aus der Stromerzeugung sanken preisbedingt im Jahr 2023 auf 10,4 Millionen Euro (Vorjahr: 11,6 Mio. Euro).

Gaserlöse stiegen auf 58 Millionen Euro

In der Gasversorgung wurden 20,9 Millionen Kilowattstunden mehr abgesetzt als im Vorjahr: 675,9 Millionen kWh. Die Erlöse stiegen - auch aufgrund der Weitergabe von gestiegenen Beschaffungskosten - um 29 Millionen auf 58,7 Millionen Euro. Nach den Höchstständen im dritten Quartal 2022 seien die Großhandelspreise für Strom zwar zu Beginn des Jahres 2023 zwar wieder gesunken, hätten aber immer noch rund dreimal höher als vor der Energiekrise gelegen.

Erlöse aus Wasserverkauf stiegen auf 7,5 Millionen Euro

Der Wasserabsatz liegt mit 3.520 Tm3 (Vorjahr 3.641 Tm3 ) auf leicht unter Vorjahresniveau. Die Erlöse aus dem Wasserverkauf stiegen preisbedingt gegenüber dem Vorjahr aber leicht um 0,114 Millionen auf 7,5 Millionen Euro.

So geht es weiter

Die Gaspreise liegen nach Angaben der Stadtwerke im Großhandel immer noch gut dreimal höher als im Mittel der Jahre 2016 bis 2020. Auch im Jahr 2024 solle es „vorerst keine Gaslieferungen aus Russland“ geben erfolgen, hinzu kämen Konflikte im Nahen Osten, die Versorgungsengpässen und Preisanstiegen führen könnten. Die Unsicherheit über den witterungsbedingten Verlauf des Winters 2024/2025 und der Wettbewerb im Flüssiggas auf dem Weltmarkt seien weitere Unsicherheitsfaktoren. Die aktuelle Bezugsstruktur der Stadtwerke sei durch Rahmenverträge mit verschiedenen Lieferanten geprägt. Die Versorgung für alle Sparten erfolge „zu akzeptablen Konditionen, die laufend marktkonform angepasst“ werden. Die Beschaffung der Gesellschaft von Strom und Gas sei für das Jahr 2024 größtenteils und für die Jahre 2025 bis 2028 bereits teilweise gedeckt.

Die Stadtwerke tragen „mit ihrer nachhaltigen Unternehmenspolitik dazu bei, die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung, allem voran die Erreichung der Treibhausgasneutralität im Jahr 2045, zu erreichen“, so die Bilanz. „Durch den Einsatz modernster Technologien und klimafreundlicher Erzeugungsanlagen (u.a. Photovoltaik, Biomasse, Windenergie) werden wir annähernd CO2-neutral Energiemengen erzeugen, die den Bedarf Dinslakens vollständig decken werden.“ Allein die Leistung der Windkraftanlagen unserer Beteiligung in Lohberg, sowie der Windparks in Oberreichenbach und Heidelheim decke rund die Hälfte des Leistungsbedarfs von Dinslaken ab.

DHE soll im Sommer in Betrieb gehen

Das Dinslakener Holz Energiezentrum (DHE) an der Thyssenstraße soll ab Sommer 2024 Wärme und Strom erzeugen. Für die Stadtwerke ergebe sich hieraus „vor allem die Chance, die wegfallenden Wärmemengen fremder Lieferanten mit einem wirtschaftlichen Vorteil zu kompensieren.“

Für das folgende Geschäftsjahr erwarten die Stadtwerke einen Jahresüberschuss von rund 49,6 Millionen Euro. Darin seien Buchgewinne aufgrund des Verkaufs der Steag-Anteile durch die KSBG in Höhe von voraussichtlich 44,1 Millionen Euro enthalten. Zudem erwarten die Stadtwerke einen Stromabsatz von 143 Millionen kWh, einen Gasabsatz von 578 Millionen kWh und einen Wasserabsatz von 3.750 Tm³.