Dinslaken. Nach dem Aus für die Sekundarschule in Dinslaken gab es eine große Abschiedsfeier. Die Stimmung war wehmütig. Und es fielen deutliche Worte.

Über der Bühne hängt noch die Girlande aus goldenen, weißen und schwarzen Luftballons und dem Schriftzug „Class 2024“, denn vor einer Woche hat der Abschlussjahrgang der Friedrich Althoff-Sekundarschule in der Aula seine Verabschiedung gefeiert. Es waren die letzten Schülerinnen und Schüler, die die Schule verlassen haben. Am Freitag, 28. Juni, kamen Kollegium, Schuldezernenten, Vertreter von anderen Schulen und aus der Politik sowie Ehemalige an der Riemenschneiderstraße in Hiesfeld zusammen, um sich von der Friedrich Althoff-Sekundarschule (FAS) selbst zu verabschieden – mit dem Ende des Schuljahres geht auch die Sekundarschule zu Ende und schließt nach nur zwölf Jahren.

Die Entlassfeier der Schüler und die Zusammenkunft anlässlich der Schließung seien bewusst getrennt worden, sagte Daniel Kocar, Kommissarischer Leiter der Sekundarschule, denn der Abschluss sei ein fröhlicher Anlass und ein Grund zum Feiern gewesen. „Heute ist es etwas anderes. Wir sind hier, weil die Sekundarschule schließt. Das ist kein Grund zum Feiern“, so der scheidende Schulleiter. Dennoch lagen nicht nur Wehmut und Abschiedsschmerz über der Aula, sondern auch viel Dankbarkeit für die Sekundarschule und die Arbeit, die das Kollegium mit Herzblut für die Schülerinnen und Schüler geleistet hat.

Die Schule hatte keine Chance, sich zu etablieren

Das wurde auch im Grußwort von Dirk Timmermann, zuständiger Schuldezernent der Bezirksregierung, deutlich, denn es war ihm ein „persönliches Bedürfnis heute hier zu sein“. Die Sekundarschule sollte eine „Schule für alle sein“, doch noch bevor sie komplett aufgebaut war, lagen schon die Schließungsunterlagen auf dem Tisch, erinnert er sich. Der Schuldezernent betonte aber, dass strukturelle Veränderungen zur Schließung geführt hätten und niemals die Arbeit der Schule Grund hierfür gewesen sei – im Gegenteil. Ein großes Dankeschön richtete Dirk Timmermann an das Kollegium, das bis zuletzt die Schüler angenommen hat, wie sie waren, ihnen Chancen geboten, sie unterstützt habe. „Die Schüler werden es Ihnen danken, ich auch, von Herzen.“ Bis zum Schluss sei eine „hervorragende Schulentwicklung“ betrieben worden, davon könnten sich andere von der FAS eine Scheibe abschneiden, lobte der Schuldezernent, die neuen Wirkungsstätten der Lehrerinnen und Lehrer würden von ihrem Blick auf Schule profitieren.

Dr. Tagrid Yousef, Schuldezernentin und Vertreterin der Stadt, würdigte ebenfalls die Arbeit, die an der Schule geleistet wurde und bedauerte das Auslaufen der Sekundarschule. „Heute stehen wir hier und nehmen Abschied von einem Schulsystem, das keine Chance hatte, sich zu etablieren“, sagte Yousef, die sich – damals selbst noch als Lehrerin an einer Berufsschule tätig – auf die neue Schulform, die längeres gemeinsames Lernen ermöglichte, gefreut hatte.

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Schulische Heimat für alle Kinder

Die Friedrich Althoff-Sekundarschule gehörte 2012 zu den ersten Sekundarschulen, die nur ein Jahr nach ihrer Erfindung in NRW an den Start gingen – sogar die damalige NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann war bei der Eröffnungsfeier vor zwölf Jahren dabei. Einer, der die Sekundarschule in Dinslaken mitaufgebaut hat, ist Silvio Husung, bis 2020 der erste Schulleiter der FAS. Die Abschiedsfeier war für ihn sichtlich emotional: „Ich sage mit Wehmut, die Schule war mein Baby.“ Die Sekundarschule habe eine schulische Heimat für alle Kinder geschaffen. „Diese Schule verdient es, auch weiterhin in guter Erinnerung zu bleiben.“

„Ich habe es mit angefangen, ich wollte auch am Schluss dabei sein“

Patrick Haegerd, ehemaliger Schüler der Sekundarschule

Das wird sie wohl auch bleiben, etwa bei Patrick Haegerd. Der junge Mann gehörte zum ersten Jahrgang, der 2018 die Schule verlassen hat. „Ich habe es mit angefangen, ich wollte auch am Schluss dabei sein“, erklärte er. Besonders in den letzten drei Schuljahren an der FAS habe ihm der persönliche Kontakt mit den Lehrern sehr geholfen – auch, um einen für ihn guten beruflichen Weg einschlagen zu können. Neue Wege gehen nun die Lehrerinnen und Lehrer. Alle fangen nach den Sommerferien eine neue Stelle an, auch Daniel Kocar. Nachdem er in den letzten zwölf Jahren zwei Schulen geschlossen hat, wird er an der Gesamtschule in Hiesfeld Abteilungsleiter für die neunte und zehnte Klasse und kann auch mal einen neuen Bereich – die neunte Klasse gibt es nach den Sommerferien das erste Mal an der Schule – aufbauen.

Über der Bühne hängt noch die Girlande aus goldenen, weißen und schwarzen Luftballons: Vor einer Woche hat der Abschlussjahrgang der Friedrich Althoff-Sekundarschule in der Aula seine Verabschiedung gefeiert.
Über der Bühne hängt noch die Girlande aus goldenen, weißen und schwarzen Luftballons: Vor einer Woche hat der Abschlussjahrgang der Friedrich Althoff-Sekundarschule in der Aula seine Verabschiedung gefeiert. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Doch bevor es soweit ist, werden in der nächsten Woche noch ein paar Sachen eingepackt. Viel ist es nach dem Umzug vom Stadtbad nach Hiesfeld im letzten Jahr nicht. Danach übergibt Daniel Kocar seinen Schlüssel dem Hausmeister. Die Friedrich Althoff-Sekundarschule wird dann endgültig Geschichte sein.