Dinslaken. Der Regen flutet Straßen und Keller in Dinslaken. Eine Bürgerin filmt die Überschwemmung - und richtet wütende Worte an die Stadtspitze.
Land unter in Dinslaken! Die Regenfront am Freitagabend hat an vielen Stellen in Dinslaken für Probleme gesorgt. In Hiesfeld, Lohberg, Averbruch, an der Hühnerheide und in Duisburg-Walsum etwa schüttete es so heftig, dass ganze Straßen unter Wasser standen, Keller und Garagen vollliefen. Die Feuerwehr in Dinslaken hatte ab 18.20 Uhr 72 Einsätze. Für manche Bürger wurden Erinnerungen an den Dauerregen und seine Folgen zum Jahreswechsel wach. Einer Dinslakenerin platzte der Kragen. Sie mailte ein Wut-Video an die Stadt und die Bürgermeisterin.
Gerdi Kölken hat das Video - Sie können es sehen, wenn Sie auf den Instagram-Link gehen - auf der Treppe vor ihrer Haustür gedreht. Weiter kann die 63-Jährige am Freitagabend auch nicht gehen. Denn unter der ersten Stufe ihres Hauses an der Küpperstraße schwappt ein See, wo sonst Straße ist. In der Mitte ragen zwei Pfosten aus dem Wasser - dort beginnt die Wiese. Also: sonst. Und das ist bei kräftigen Regen oder Gewittern immer wieder so. Seit etwa 20 Jahren, sagt Gerdi Kölken. Ihrer Meinung nach ist ein Planungsfehler verantwortlich für die ständigen Überschwemmungen.
Von ihrer Treppe aus schaut Gerdi Kölken geradewegs auf den Kreisverkehr, der die Küpper- mit der Hoch- und Marschallstraße verbindet. Vor 20 Jahren etwa sei dieser gebaut worden, schätzt sie. Und seitdem hat sie Probleme. Bei starkem Regenfall bildet sich auf der Wiese ein See, der sich über den kleinen Seitenarm der Küpperstraße ausbreitet. Wenn das Wasser die Laterne vorm Haus passiert hat, ist meist Land unter im Keller. Die Wassermassen drücken so gegen die Wand, dass das Wasser „aus der Wand rieselt“, sagt die 63-Jährige, deren Familie schon seit Generationen dort wohnt. Alle halbe Stunde flitzt sie dann in den Keller, auch nachts. Denn der hat keinen Abfluss. „Da hilft nur Eimerkette“, sagt sie.
Bevor der Kreisverkehr gebaut wurde, war an der Stelle eine große Wiese. Auch da habe in der Mitte bei Regen das Wasser gestanden und die Gullys hätten geblubbert - mehr sei aber eben nicht passiert, weil das Wasser irgendwann versickert sei. Der Kreisverkehr liege aber höher als zuvor die Wiese - und habe diese zudem minimiert.
Jetzt fließe bei Regen das Wasser von der Marschallstraße, Küpperstraße und vom Kreisverkehr geradewegs in Richtung ihres Hauses - eben „zum tiefsten Punkt hin“. Das sei „bei dem Bau augenscheinlich nicht berücksichtigt worden.“ Aber darunter leide die Substanz des Gebäudes auf Dauer. Wahrscheinlich, so vermutet sie, „hat den Kreisverkehr der gebaut, der auch die Brinkstraße gebaut hat.“ Deren Unterführung läuft auch gerne voll.
Zigmal habe sie sich deswegen schon an die Stadt gewandt, Mails und Bilder geschickt. Auf Gerdi Kölkens Computer sind Bilder von Überschwemmungen vor ihrer Wohnung seit 2011 gespeichert. Immerhin sei auf ihre Beschwerden hin einmal das Regenrückhaltebecken auf der Wiese vergrößert worden - aber längst nicht genug, wie sie meint. Oft habe sich die Stadt darauf bezogen, dass es sich immerhin um einen „Jahrhundertregen“ gehandelt habe. Oft habe sie auch gar keine Antwort bekommen.
Feuerwehr hatte viel zu tun
„Teilweise kam das Wasser aus den Gullydeckeln hoch oder drückte sich durch die Wände in die Keller“, so die Feuerwehr. Die 80 eingesetzten Einsatzkräfte hatten mit den 72 Einsatzstellen alle Hände voll zu tun, so dass die letzte Einsatzstelle erst gegen Mitternacht beendet werden konnte.
Die Einsatzzentrale der Feuerwehr Dinslaken wurde durch die Einsatzkräfte der Hauptwache und später durch die Mitglieder der IuK Einheit besetzt. Hier wurden die Einsätze dann sortiert und priorisiert und im weiteren Verlauf an die ausgerückten Einheiten übermittelt. Außerdem sei der Grundschutz für mögliche Paralleleinsätze, wie etwa Feuer, bei denen Menschenleben in Gefahr sind, sichergestellt.
„Ganz ehrlich, ich bin sickig“
Am Wochenende hatte Gerdi Kölken die Nase voll. „Die Jahrhundertregen werden wahrscheinlich auch dieses Jahrhundert noch hundertmal stattfinden“, sagt sie in dem Video, während der Regen durchs Bild pladdert. „Ganz ehrlich, ich bin sickig, sauer“, sagt sie und fordert: „Es muss endlich eine Lösung gefunden werden.“
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