Dinslaken. Die Unterführung Brinkstraße steht erneut unter Wasser. Ebenso wie viele Keller. Warum die Feuerwehr nicht in allen Fällen helfen kann.
Der Dauerregen hat die Bürger und Einsatzkräfte in Dinslaken über die Feiertage auf Trab gehalten. Am ersten Weihnachtsfeiertag beschädigte das Wasser einen Teil des alten Emscherdeichs, am zweiten Feiertag liefen zahlreiche Keller voll – vor allem in Eppinghoven und Hiesfeld.
Am Stapp in Eppinghoven spült der Regen am ersten Weihnachtstag Teile der Böschung des ehemaligen Emscherdeichs auf die Straße. Die Stadt sperrt den Bereich ab und Dr. Ulrich Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, wendet sich in einer Mail an die Anwohner des Stapp. „Infolge der andauernden Niederschläge, die im ganzen Land bereits seit Tagen für angespannte Hochwasserlagen sorgen, ist es heute Vormittag zu einem landseitigen Abgang eines Teils des Oberbodens hinter dem alten Emscher-Arm am Stapp gekommen“, heißt es in dem Schreiben.
So ist die Lage an der Emscher
Die Emschergenossenschaft habe zwischenzeitlich die Straße gereinigt, der Bereich werde „weiter beobachtet“, so Paetzel. „Aufgrund der weiteren Niederschläge kann es jedoch sein, dass aufgrund der noch fehlenden Deckschicht auf dem verfüllten Emscher-Altarm weiter Regenwasser auf die Straße läuft.“ Es bestehe aber „kein Anlass zur Sorge“ und auch „der Hochwasserschutz an der Emscher ist nicht beeinträchtigt“, so der Vorsitzende der Emschergenossenschaft.
An der Heerstraße, wo der Emscherdeich im Juni dieses Jahres abgebrochen war, steht das Wasser am Montag wenige Meter unter der Deichkrone. Von der kleinen Brücke, auf der Ministerpräsident Hendrik Wüst vor einem Jahr die neue Emschermündung offiziell eingeweiht hatte, schaut nur noch das Geländer aus den Fluten. Der Emscherpegel an der Konrad-Adenauer-Straße steigt Dienstag kurz über fünf Meter. Eine Warnstufe besteht nicht. Zum Vergleich: Am Tag des Deichabbruchs war der Pegel der Emscher von 2,50 Meter auf etwa 6,60 Meter geschossen. An der Emscher sei die Welle vorerst durch, sagt Ilias Abawi, Sprecher von Emschergenossenschaft und Lippeverband, am Dienstag „Die Prognose ist, dass die Stände sinken, erst gegen Ende der Woche wird der Pegel wieder steigen. Eine Überschwemmungsgefahr besteht jedoch nicht.“
So ist die Lage am Rotbach
Wegen des Rhein-Hochwassers können Emscher und Rotbach nur erschwert ablaufen, erklärt Uwe Blankenburg, Leiter des städtischen Fachdienstes Tiefbau. Damit der Rotbach nicht noch weiter ansteigt, versuchen Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) „mehr Wasser im Rotbachsee zurückzuhalten, um die Situation in Dinslaken zu entspannen“, so Ilias Abawi, EGLV-Sprecher. Dennoch verlässt der Rotbach an manchen Stellen sein Bett. Die Holzbrücke am Thomashof etwa liegt am Dienstag nur noch eine Handbreit über dem Wasser. Sorgen bereitet Uwe Blankenburg aber vor allem die Rotbach-Brücke an der Marktstraße in der Altstadt. Ein halber Meter Luft zwischen der Unterkante der Brücke (und somit der Straße) und der Wasseroberfläche! „Zum Glück regnet es heute nicht“, sagt Blankenburg am Dienstag seufzend.
Unterführung an der Brinkstraße ist gesperrt
Der Unterführung an der Brinkstraße (B8) hilft das allerdings nicht mehr. Sie steht am Dienstagmorgen bereits tief unter Wasser - schon wieder! Immer wieder läuft die Unterführung voll, zuletzt war hier im September Land unter. Der Landesbetrieb Straßen.NRW baut hier eine Umgehungsstraße, weil der Bahnübergang Jägerstraße im Rahmen des Ausbaus der Bahnstrecke (Betuwe) geschlossen wird. Allerdings seien die Pumpen noch nicht installiert worden, erklärt Uwe Blankenburg. Stattdessen seien Baustellenpumpen im Einsatz. Ob diese überfordert oder ausgestellt waren, ließ sich nicht herausfinden, weil der Landesbetrieb auch für die Stadt Dinslaken am Feiertag nicht erreichbar ist. Der Din-Service springt ein und sperrt die Strecke ab. Anwohner der umliegenden Straße ärgern sich seither über den Ausweichverkehr – die Brinkstraße verbindet die A59 mit der Zufahrt zur A3 und mit Oberhausen.
Grundwasser drückt in Keller
Auch die Dinslakener Feuerwehr ist im Dauer-Einsatz. Zahlreiche Bürger rufen an und bitten wegen vollgelaufener Keller um Hilfe. Das steigende Grundwasser drückt in die Keller, erklärt Feuerwehr-Chef Ulrich Borgmann. Die Feuerwehr hatte mehrere Dutzend Einsätze am ersten und zweiten Feiertag. Weil die Pumpen der Feuerwehr erst bei einem Wasserstand ab sechs Zentimetern funktionieren, habe man aber nicht jedem Anrufer helfen können, bedauert Borgmann. Auch könne die Feuerwehr ihre Pumpen nicht verleihen – im Notfall müssten sie schließlich einsatzbereit sein. Sogar nach Sandsäcken wurde die Feuerwehr gefragt. Die seien im Bestand – allerdings nicht gefüllt, so Borgmann.
Warnung vor Hochwasser-Tourismus
Das Hochwasser lockt am Wochenende viele Schaulustige und Spaziergänger an die Gewässer. Die Emschergenossenschaft warnt vor Hochwasser-Tourismus: Sie bittet die Bürger via Facebook, sich „unbedingt von abgesperrten Bereichen und Hochwasserflächen“ fernzuhalten und keine Absperrungen zu umgehen. „Hochwassertourismus ist gefährlich und kann schlimmstenfalls durch das eigene Abrutschen oder durch plötzliche Abgänge von aufgeweichtem Bodenmaterial tödlich enden. Die Strömungsgeschwindigkeit ist extrem gefährlich.“
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