Voerde. In Mehrum hatten Störche zuletzt ohne Erfolg auf dem Vogelstand des Schützenvereins ihr Nest gebaut. Jetzt bekommen sie eine Alternative.
- Im vergangenen Jahr hatten Störche versucht, auf dem Vogelstand des BSV Mehrum ein Nest zu errichten.
- Die Vögel gaben irgendwann auf und der Verein dachte darüber nach, eine Alternative zu schaffen.
- Jetzt haben die Schützen die neue Nisthilfe auf einer Wiese in der Nähe aufgestellt.
Es war schon ein Kuriosum im vergangenen Jahr: Ein Storchenpaar hatte versucht, sich ein Nest in Mehrum zu bauen. Und sich dafür ausgerechnet den Vogelstand des Bürgerschützenvereins Mehrum ausgesucht. Die Schützen nahmen die Ansiedlung relativ gelassen, hatten sie doch im vergangenen Jahr kein Schützenfest geplant, sodass auch der Vogelstand nicht anderweitig benötigt wurde.
Die Störche indes gaben den Nestbau irgendwann auf, ohne Eier gelegt zu haben. Wahrscheinlich auch wegen der ohnehin eher ungeeigneten Form des Vogelstandes, an dessen Oberseite sich schon damals ein dreieckiger Aufbau befand, der den Vögeln den Nestbau nicht gerade einfach machte. Um eine erneute Ansiedlung zu vermeiden, hatten die Schützen den Stand nach dem Abzug der Störche noch einmal baulich verändert und eine pyramidenförmige Spitze auf den Stand gesetzt.
Störche versuchten einen zweiten Nestbau in Mehrum
Schon damals war allerdings die Idee entstanden, für die Vögel einen alternativen Nistplatz schaffen zu wollen. „Wir hatten damals beim Kreis angefragt, ob wir ein Ersatznest aufstellen müssen. Dort hat man die Entscheidung uns überlassen“, erklärt Vereinspräsident Bastian Hüwels. Es kehrte erstmal Ruhe ein im Rheindorf.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Dinslaken und Umgebung
- Dinslaken: Wahlkampfplakate ziel rechter Zerstörungswut
- Dinslaken:Demo vor der Europawahl - „Nutze deine Stimme“
- Voerde:B8 für Lkw gesperrt: Möllener ärgern sich über Umleitung
- Hünxe:Grundgesetzfeier mit eindringlichem Appell an die Jugend
- Lesen Sie hier alle Nachrichten aus Dinslaken, Voerde und Hünxe
Bis die Störche in diesem Jahr wieder zurückkamen und sich erneut am Nestbau auf dem Vogelstand versuchten. Ein sinnloses Unterfangen, da nun kein Platz mehr auf dem Vogelstand war, um ein Nest zu bauen. Zwar schleppten die Vögel Zweige und Äste an, die sich aber bestenfalls einige Stunden hielten und dann wieder auf den Boden fielen. Außerdem zeigten sich die Störche als relativ scheu: „Sobald jemand das Gelände betreten hat oder aus der Halle rauskam, waren sie weg“, beschreibt Bastian Hüwels die Situation.
Standort für Nisthilfe mithilfe des Nabus ausgesucht
Also rückte der Plan, den Vögeln einen alternativen Nistplatz zu bieten, wieder in den Vordergrund. Christopher Hoffmann, der unweit des Vogelstandes lebt, stellte dem Verein dafür die Wiese neben seinem Haus zur Verfügung. „Jemand vom Nabu war hier und meinte, das wäre der ideale Standort“, berichtet der Bewohner des Rheindorfs. Genauer gesagt: Peter Malzbender, Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes in Wesel, war selbst vor Ort. „Ich denke schon, dass die Störche dort bauen werden, wenn das Ersatznest da ist“, erklärte er auf Anfrage der NRZ. Er ging allerdings auch davon aus, dass sich so ein Projekt nicht schnell umsetzen lässt.
Da hatte er seine Rechnung wohl ohne die Mehrumer Schützen gemacht. Die sich sofort an die Umsetzung des Plans machten. Am Wochenende machte sich eine Gruppe aus Mitgliedern des Schützenvereins ans Werk. Mithilfe eines Traktors samt Erdbohrer wurde die Grundlage zur Aufstellung des neuen Ersatznests gelegt: ein gut anderthalb Meter tiefes Loch. „Da müssen wir noch mal mit dem Spaten dran. Das geht nicht anders“, lautete hier nach erstem Bohrereinsatz das Urteil. Und so machten sich die Schützen mit dem Spaten ans Werk, um das zuerst nur rund einen Meter tiefe Loch tiefer zu machen.
Warten auf möglichen Nestbau im kommenden Jahr
Dann ging es ans Aufstellen der Nisthilfe: Schon im Vorfeld hatten die Schützen die mögliche Basis für das neue Nest an einen bereitliegenden Mast geschraubt. Mit dem Traktor setzten sie den langen Holzstamm am Ende in das Loch. Gut acht Meter ragt das Storchennest nun über dem Boden neben dem Haus der Hoffmanns. „Uns wurde gesagt, wenn wir unter zehn Metern bleiben, brauchen wir keine Baugenehmigung“, erklärte Bastian Hüwels. Wohl auch deshalb ging die Umsetzung schneller vonstatten als ursprünglich angenommen.
Nach gut einer Stunde Arbeit stand die neue Nisthilfe für die Störche – weniger als 100 Meter Luftlinie vom Vogelstand des Schützenvereins entfernt, wo die Vögel nun zwei Jahre in Folge erfolglos versucht hatten, ein Nest zu bauen. „Dafür, dass wir das zum ersten Mal gemacht haben, sieht es doch ganz gut aus“, kommentierte Vereinspräsident Bastian Hüwels am Ende die Arbeit seiner Vereinsmitglieder. Die kommen, mit ordentlich Lehmbrocken unter den Schuhen, von der Wiese – und wirken dadurch direkt einige Zentimeter größer. „Das ist mal eine andere Art von Mitgliederwachstum“, kommentierte einer der Schützen. Die hatten also offensichtlich Spaß bei der Arbeit.
Nun bleibt nur noch abzuwarten, ob die Störche auch einziehen. Bisher gibt es im Rheindorf, im Gegensatz zu den umliegenden Ortsteilen der Stadt Voerde, nämlich noch kein bewohntes Storchennest. Auch wenn schon jemand den Nestbauversuch der Störche auf dem Vogelstand als „Aussichtspunkt Storchennest“ bei Google Maps eingetragen hatte. Vielleicht wird ja dann mit der Brutsaison im kommenden Jahr der neue Standort zu einem neuen Anlaufpunkt für Freunde der majestätischen Vögel.