Voerde. In der Nacht zu Dienstag wurden in Voerde vier Schafe gerissen. Die Herde gehört einer Wolfsberaterin des Lanuv. So war sie gesichert.

In Voerde ist es erneut zu einem Riss von Schafen gekommen. Auf einer Weide an der Krabbenstraße wurden in der Nacht zu Dienstag vier Tiere angefallen. Besonderer Umstand: Die Halterin der Schafe ist Wolfsberaterin des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv).

Der Schafhalterin muss sich am Dienstagmorgen ein entsetzliches Bild geboten haben: drei Schafe lagen tot auf der Weide, ein viertes war schwer verletzt. Die Polizei, die ebenfalls vor Ort war, hat das verletzte Schaf nach Absprache mit der Halterin mit einem Schuss von seinen Leiden erlöst, bestätigt Björn Haubrok, Sprecher der Kreispolizeibehörde in Wesel. Das sei durchaus üblich, wenn kein Jäger vor Ort sei oder die Anreise eines Jägers oder Tierarztes zu lange dauern, sich das Tier zu lange quälen würde.

So sah der Schutzzaun aus

Auf der Weide befanden sich etwa ein Dutzend Schafe. Die Tiere waren von einem etwa 1,20 Meter hohen, mobilen Elektrozaun umgeben. Dieser habe allerdings „witterungsbedingt durchgehangen“, so das Bürgerforum Gahlen, das Risse im Wolfsgebiet Schermbeck auf einer Karte dokumentiert.

Das sagt das Lanuv

Normalerweise kommen bei einem Schafsriss die Wolfsberater des Lanuv, um Spuren zu sichern und die Weide zu begutachten. Das sei in diesem Fall eigentlich nicht nötig, so Wilhelm Deitermann, Sprecher des Lanuv. Ob dennoch ein weiterer Wolfsberater zu Rate gezogen wurde, sei ihm allerdings nicht bekannt. Weitere Informationen veröffentliche das Lanuv erst auf seiner Seite unter der Rubrik Nutztierrisse, wenn die Dokumentation vollständig vorliege.

Dass selbst auf der Weide eines Wolfsberaters Tiere gerissen werden, findet der Lanuv-Sprecher nicht bemerkenswert. „Ein Wolfsberater ist ja kein Herdenschutzberater“, stellt Deitermann klar. Zudem sei er nicht qua Amt besser befähigt, Schutzzäune einbruchsicher aufzustellen. Es komme zudem nicht auf den Zaun an, „sondern auf den Wolf“, so Deitermann.

Abschussgenehmigung erteilt - und ausgesetzt

Der Kreis Wesel hatte im Dezember eine Abschussgenehmigung für die im Wolfsgebiet Schermbeck ansässige Wölfin Gloria (GW 954f) erteilt, nachdem sich die Risse im Herbst 2023 gemehrt hatten. Allein im Oktober 2023 hat das Lanuv acht Fälle dekomentiert, bei denen Nutztiere oder Wild gerissen wurden. In fünf Fällen war Gloria beteiligt. Seit 2018 hat die Wölfin neunmal nachweislich den vom Lanuv empfohlenen Herdenschutz überwunden, so der Kreis zur Begründung.

Letzter Riss in Voerde sorgte für Angst und Entsetzen

In Voerde sorgte ein Vorfall im März 2023 für Angst und Entsetzen: Damals hatten Gloria und ein weiterer Wolf auf einer Weide an der Rönskenstraße vier tragende Schafe gerissen. Die Weide befindet sich mitten im Siedlungsbereich - etwa eineinhalb Kilometer Luftlinie von der Krabbenstraße entfernt, auf der anderen Seite der B8. Die Wölfe müssen auf dem weg dorthin zudem am Kindergarten vorbei gelaufen sein. Die betroffenen Schafhalter forderten Konsequenzen, Voerder Politiker wandten sich in einem Brandbrief an den NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst.

Die Abschussgenehmigung für Gloria wurde nach mehreren Klagen vom Verwaltungsgericht Düsseldorf vorerst ausgesetzt. Die Zeit spielt dabei für die Wölfin: Weil Mitte Februar die Reproduktionszeit der Wölfe einsetzt, gilt die Verfügung nur bis 15. Februar.