Voerde. Um die geplante neue Unterkunft bei Spellen zu verhindern, gibt es nun eine Online-Petition. Damit begründen die Unterzeichner ihren Widerstand.

Gegen den vom Stadtrat beschlossenen Bau einer Flüchtlingsunterkunft im Außenbereich von Spellen in Form von Wohncontainern wird jetzt mit einer Online-Petition mobil gemacht. Auf der Internetplattform Change.org wurde die Initiative Ende vergangener Woche gestartet. Innerhalb von sechs Tagen kam es auf diesem Weg zur Abgabe von etwa 1310 Unterschriften (Stand: Mittwochnachmittag). Als Ziel der Petition, die ein gewisser „Leon Q“ initiierte, sind 1500 ausgerufen. Der Adressat, an die sie gehen soll, ist Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann. Dahinter steht die Aufforderung an „die zuständigen Behörden“, alternative Lösungen zur Unterbringung von Flüchtlingen zu prüfen.

„Verhindern Sie den Bau eines Flüchtlingslagers in unserem Dorf“ – unter dieser Überschrift steht die Petition. Anfang Dezember hatte der Rat mit einstimmigem Votum den Weg dafür freigemacht, dass auf dem städtischen Gelände an der Rheinstraße / Scheltheide außerhalb von Spellen zwei doppelstöckige Containerriegel mit je 76 Plätzen errichtet werden können. Wie andere Kommunen landauf, landab steht auch Voerde angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen enorm unter Druck. Die Stadt ist gesetzlich verpflichtet, die Menschen, die ihr zugewiesen werden, unterzubringen. Nur einige wenige Bürger meldeten sich in der Einwohnerfragestunde im Stadtrat und vorher in den Fachausschüssen zu Wort, konfrontierten Politik und Verwaltung direkt mit ihrer Kritik unter anderem an Größe und Lage der Flüchtlingsunterkunft. Auch wurden Fragen nach Alternativen geäußert.

Kritiker fürchten um Lebensqualität in Spellen

„Unser ruhiges Dorf Spellen, Voerde, steht vor der Herausforderung, ein Flüchtlingslager mit über 100 Containern zu beherbergen. Dieser Plan hat viele Bewohner besorgt und wir glauben, dass es notwendig ist, unsere Bedenken auszudrücken“, heißt es in der Begründung dazu, warum die Petition wichtig sei. Dort ist auch davon die Rede, dass die Errichtung „eines solchen Lagers“ die „Lebensqualität in unserem Dorf erheblich beeinträchtigen und das friedliche Zusammenleben stören“ könne. Sodann wird versichernd hinterher geschoben: „Es ist wichtig zu beachten, dass wir nicht gegen die Unterstützung von Flüchtlingen sind; jedoch glauben wir fest daran, dass es bessere Lösungen gibt als die Errichtung eines großen Lagers in unserer kleinen Gemeinde“.

Auf Change.org eine Petition zu unterzeichnen, ist nach Angaben der Internetplattform „ganz einfach“. Wer dort bereits ein Konto hat und eingeloggt ist, könne dies „mit einem Klick“ tun. Auf wen beides nicht zutrifft, der gibt in der Spalte rechts neben der Petition seinen Vor- und Nachnamen sowie seine E-Mail-Adresse ein. Change.org bittet den Unterzeichner dann, seine Unterschrift „per E-Mail zu bestätigen“. Die Hürden, Unterstützer für eine Petition zu finden, sind ergo nicht hoch. Im Gegenteil.

Und der Kreis ist im Falle eines kommunalen Themas nicht auf jene beschränkt, die in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde leben. Das zeigt auch ein Blick auf die Begründungen, warum Menschen die Online-Petition gegen den Bau der Flüchtlingsunterkunft im Außenbereich von Spellen unterschreiben. Da wird laut Ortsangabe selbst aus dem fernen Hamburg kommentiert. Manche machen allgemein Stimmung gegen Migranten. Eine Botschaft: „Es reicht!“ Die Nachricht von der Ratsentscheidung über den Bau der Flüchtlingsunterkunft im Außenbereich von Spellen hatte schon kurz darauf in der Facebook-Gruppe „Voerde aktuell“ eine überwiegend von Wut und Vorverurteilung geprägte Debatte ausgelöst.

Aufruf eines Unterzeichners: „Rettet unser Dorf und verhindert den Bau“

Ein einheimischer Unterzeichner der nun laufenden Online-Petition ruft dazu auf, „unser Dorf“ zu retten und den Bau zu verhindern, sich dafür vor die Baumaschinen zu stellen. Ein weiterer äußert, dass er „das Zusammenpferchen von Menschen in Containern“ für „menschenunwürdig“ hält und deshalb unterschrieben habe. Andere sehen von der Flüchtlingsunterkunft ein Sicherheitsrisiko ausgehen, sorgen sich um die Kinder, an deren Schulweg die geplante Wohncontainer-Anlage mit insgesamt 152 Plätzen liegt. Auch wird angeführt, dass die Zahl der Straftaten steigen werde. Bürgermeister Dirk Haarmann hatte Anfang Dezember im Stadtrat erklärt, dass die Kriminalstatistiken in Voerde die befürchteten Probleme „überhaupt nicht“ hergäben. Er appellierte, „nicht im Vorhinein von dem Umstand auszugehen, dass Sie durch ein kriminelles Umfeld fahren werden – oder davon auszugehen, dass die Welt untergeht, wenn wir die Menschen hier unterbringen“.

Die geplante Unterkunft, wie auch alle weiteren in Voerde, wird die Caritas betreuen. Der Wohlfahrtsverband verfügt bereits über sehr viel Erfahrung in diesem Bereich – etwa auch durch die Tätigkeit in Dinslaken. Die Nachbarstadt hat die Caritas bereits vor Jahren mit der Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge in den städtischen Unterkünften betraut.