Voerde. Stadt verteidigt Plan, in Spellen im Außenbereich zweistöckige Container mit 152 Plätzen aufzustellen. Kritik an Größe und Lage der Unterkunft.

Der Plan der Stadt, auf einem Gelände im Außenbereich von Spellen bis zu 152 Flüchtlinge unterzubringen, stößt in den Reihen von Anwohnern auf scharfe Kritik. Neben der Lage an der Rheinstraße / Scheltheide ist es die Größe der Unterkunft, die moniert wird. Einige Bürger schilderten wie im Haupt- und Finanzausschuss auch schon in der Einwohnerfragestunde des Bau- und Betriebsausschusses ihre Bedenken. Dabei wurde an die Zeit erinnert, als im Bereich Scheltheide – damals war es noch ein anderes Teilstück des städtischen Geländes – schon einmal eine Flüchtlingsunterkunft stand. Das war zur Zeit der Jugoslawien-Kriege in den 1990ern. Fast zehn Jahre habe das Containerdorf damals dort gestanden, berichtete eine Anwohnerin.

Zu der Zahl der Flüchtlinge, die seinerzeit dort lebten, kann die Stadt nach eigener Aussage keine Angaben mehr machen. Eine Bürgerin, die sich ehrenamtlich mit um die Betreuung der Menschen kümmerte, spricht von um die 70 in Hochzeiten. Nun sollen es mehr als doppelt so viele werden – untergebracht in zwei zweigeschossigen Containerriegeln mit je 76 Plätzen, wie Stadtpressesprecherin Miriam Lütjann auf NRZ-Anfrage erläutert. Die Erste und Technische Beigeordnete Nicole Johann legte im Ausschuss dar, dass die Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft aufgrund einer Sondergenehmigung zeitlich befristet auf drei Jahre möglich sei – mit der Option auf eine Verlängerung um noch einmal 36 Monate. Aus diesem Grund erfolge zum 31. August 2024 der Rückbau der Wohncontainer an der Schwanenstraße.

„Verunstaltung des Landschaftsbildes“

Die Kritiker des geplanten Standortes Rheinstraße / Scheltheide stoßen sich auch daran, dass die Flüchtlingsunterkunft in einem Landschaftsschutzgebiet stehen würde. Aus ihrer Sicht stellt sich die Frage, wie dorthin eine derart große Wohnanlage mit doppelstöckigen Containern passen soll. Von einer „völligen Verunstaltung des Landschaftsbildes“ ist die Rede. Die Stadt erklärt dazu, dass „dieses Thema im Rahmen des erforderlichen Baugenehmigungsverfahrens selbstverständlich geprüft“ werde. Zweifel an der Eignung des städtischen Grundstücks wurden im Ausschuss zudem hinsichtlich der Versorgung und der Integration der Flüchtlinge aufgrund der Lage im Außenbereich geäußert. Die Stadt argumentiert, dass „die Caritas die Betreuung der Flüchtlingsunterkünfte übernehmen“ wird. Eine umfassende Betreuung sei eine Grundlage „für ein gutes, wertschätzendes Miteinander in einer Flüchtlingsunterkunft – egal, welche Größe die Anlage hat“, erläutert Miriam Lütjann.

Vonseiten der Bürgerschaft wurde nach alternativen Standorten gefragt und die Fläche hinter dem Gerätehaus der Feuerwehr Spellen als mögliche Option zur Sprache gebracht. Ein Argument: die geringere Entfernung zum Stadtteil Spellen und dadurch bessere Möglichkeit der Integration. Zu dem Alternativvorschlag heißt es aus dem Rathaus auf Nachfrage der Redaktion, dass die grundsätzliche Eignung des Grundstücks bereits bei der ursprünglichen Priorisierung geeigneter Flächen im Jahr 2017 geprüft worden sei: „In dieser wurden als Reihenfolge 1. die Schwanenstraße, 2. die Scheltheide und 3. die Weseler Straße (hinter der Feuerwache) festgelegt.“ Diese Reihenfolge sei auch Grundlage für den aktuellen Entscheidungsvorschlag gewesen, über den die Politik jetzt befinden soll. Die Verwaltung untersucht den Standort aktuell erneut auf seine Eignung. Hintergrund ist, dass sich die Nutzung auf dem Flurstück Feuerwache durch die geplante Einrichtung einer weiteren Garage ändern wird. Deshalb sei die Zufahrt über das vorderliegende Teilgrundstück zu prüfen.

Im Vergleich zum Standort Schwanenstraße sehr groß dimensioniert

Die Planung für das Grundstück an der Rheinstraße / Scheltheide erscheint im Vergleich zu dem bestehenden Standort an der Schwanenstraße sehr groß dimensioniert. Dort sind es 70 Plätze. Die Verwaltung begründet dies damit, dass „die Not der schnellstmöglichen Schaffung von Flüchtlingsunterkünften“ auch in Voerde „sehr groß“ sei. „Aufgrund dessen ist es aktuell dringend erforderlich, die beste Ausnutzbarkeit der zur Verfügung stehenden Flächen für neue Unterkünfte auch unter dem Gesichtspunkt des geringsten Eingriffs in die Natur und Landschaft zu erwirken“, erklärt Miriam Lütjann.

Beschluss im Stadtrat

Die Entscheidung über die von der Verwaltung vorgelegten Vorschläge zur Unterbringung von Flüchtlingen steht in der nächsten Sitzung des Stadtrates an. Das Gremium tagt am Dienstag, 5. Dezember, ab 17 Uhr in der Aula des Gymnasiums Voerde in Friedrichsfeld.

Unter welchem Druck auch die Stadt Voerde bei der Unterbringung von Flüchtlingen steht, zu der sie verpflichtet ist, zeigen die Zahlen: Weiterhin würden wöchentlich etwa acht bis 15 Personen zugewiesen. Bis zum kommenden Dienstag, 5. Dezember, seien 19 Flüchtlinge angekündigt. Insgesamt seien im Oktober 54 und im November 48 Zuflucht Suchende nach Voerde gekommen. In der Betreuung seien derzeit 532 Flüchtlinge., erklärt Lütjann.