Voerde. Rat gibt grünes Licht für Plan der Stadt. Welche Bedenken Anwohner vor der Abstimmung äußerten und welchen Appell der Bürgermeister formulierte.

Noch einmal haben direkte Nachbarn und in der Nähe Wohnende gegenüber Verwaltung und Politik ihre Bedenken bezüglich der Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft an der Rheinstraße / Scheltheide zur Sprache gebracht. Ein Bürger stellte dabei in der Einwohnerfragestunde einen Bezug zu einem viel beachteten Ereignis am vergangenen Wochenende her: „Der Kühlturm ist gefallen und Sie wollen in Spellen eine neue Landmarke errichten.“ So kommentierte er den Plan, in die „Naturkulisse im Außenbereich“ zwei „Containerriegel in doppelgeschossiger Bauweise mit insgesamt 2000 Quadratmetern Wohnfläche“ zu setzen.

152 Plätze sollen an dem Standort entstehen. Der Stadtrat gab dafür und für weitere Pläne zur Unterbringung von Flüchtlingen grünes Licht. Das Votum fiel einstimmig aus. Für Bürgermeister Dirk Haarmann ist dies „ein ganz wichtiges Signal in Richtung Bürgerschaft“, dass der Rat „geschlossen“ hinter den Plänen der Stadt steht. Zuvor hatte ein Anwohner erneut nach der Existenz möglicher Alternativstandorte gefragt und die Fläche hinter dem Gerätehaus der Spellener Feuerwehr an der Weseler Straße zur Sprache gebracht. Das Grundstück wurde vor einigen Jahren bereits auf seine grundsätzliche Eignung hin geprüft. Nach einer Priorisierung infrage kommender Flächen rangierte es bislang auf Rang 3 hinter dem Standort „Scheltheide“. Neu ist, dass sich die Nutzung auf dem Flurstück Feuerwache durch den geplanten Bau einer weiteren Garage ändern wird. Deshalb muss die Stadt die Zufahrt über das vorderliegende Teilgrundstück prüfen.

Bürgermeister: Stadt kann auf Standort „Scheltheide“ nicht verzichten

Haarmann machte den Druck deutlich, unter dem die Stadt angesichts steigender Flüchtlingszahlen bei der Schaffung von Wohnraum steht: „Wir können im Moment auf die Fläche am Standort Scheltheide nicht verzichten.“ Andere geprüfte Grundstücke seien aufgrund des Zuschnitts und der Größe nicht geeignet. Auch mahnte der Verwaltungschef, nicht über Baukosten zu spekulieren. In der Einwohnerfragestunde wurde hier seitens der Anwohner eine Summe im unteren einstelligen Millionenbereich genannt. Haarmann betonte, die Stadt sei nicht nur gesetzlich zur Unterbringung von Flüchtlingen verpflichtet, sondern auch menschlich und moralisch. „Wir werden von Bund und Land auch weiterhin eine vollumfängliche Kostenerstattung verlangen“, sagte Haarmann weiter.

Vorbehalte gegen die Flüchtlingsunterkunft an der Rheinstraße / Scheltheide gibt es in der Bevölkerung nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der Lage am Schulweg und der möglichen Unterbringung von hauptsächlich alleinstehenden Männern. Für diese Personengruppe sind nach Angaben der Stadt die Unterbringungsmöglichkeiten in Voerde „erschöpft“. Haarmann erklärte dazu, dass der Kommune mit einem „kurzen Vorlauf“ mitgeteilt werde, wer nach Voerde kommt. Insofern lasse sich auch keine Zahl nennen, wie viele alleinstehende Männer es sein werden. Die Unterbringung am Standort „Scheltheide“ soll „bedarfsgemäß“ und soweit möglich „unter Berücksichtigung sozialer Kriterien vorgenommen werden. Sie ist aber im Wesentlichen durch die tatsächlichen Zuweisungen geprägt. Hier ist ein Schwerpunkt von alleinreisenden Männern feststellbar, die zugewiesen werden“, erklärt die Stadtverwaltung auf NRZ-Anfrage. Vor diesem Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden, dass an der Rheinstraße / Scheltheide lediglich dieser Personenkreis untergebracht werde.

Zeitfenster und Betreuung

Mindestens fünf Monate wird es nach Einschätzung von Bürgermeister Dirk Haarmann dauern, bis die städtische Fläche an der Rheinstraße / Scheltheide bei Spellen für die Unterbringung von bis zu 152 Flüchtlingen in Wohncontainern „in Anspruch genommen wird“.

Für die Betreuung dieser Unterkunft und aller weiteren Standort in ganz Voerde zeichnet die Caritas verantwortlich. Die Stadt hat alle Aufgaben, die nicht in ihre Hoheit fallen, auf den Träger der freien Wohlfahrtspflege übertragen. Die Zielsetzung dahinter: Die Punkte „Unterbringung und soziale Betreuung“ werden zusammengeführt und liegen dann in einer Hand. Der Vertrag zwischen Stadt und Caritas wurde zum 1. Oktober geschlossen.

Bürgermeister Haarmann versicherte, dass sich die Stadt „den Ängsten und Sorgen stellen“ werde, und erinnerte an die Maßgabe, dass vor der Umsetzung des Plans eine „umfassende Kommunikation mit den Anliegern“ erfolgen soll. Gleichzeitig konstatierte er, dass die Kriminalstatistiken in Voerde die befürchteten Probleme „überhaupt nicht“ hergäben. Sein Appell in Richtung derer, die auch die Lage des Containerdorfes kritisieren: „Ich bitte dringend darum, nicht im Vorhinein von dem Umstand auszugehen, dass Sie durch ein kriminelles Umfeld fahren werden – oder davon auszugehen, dass die Welt untergeht, wenn wir die Menschen hier unterbringen.“ Ein Bürger entgegnete: So einfach sei das Thema „nicht darstellbar“.