Hünxe/Voerde. Mit dem Projekt Windader West möchte Amprion Strom von Windparks in der Nordsee in die Region anliefern. Mögliche Rheinquerung in Voerde geplant.
Eine weitere Stromtrasse, die durch Hünxe und Voerde verläuft? Wenn es nach den Plänen des Netzanbieters Amprion geht, könnte genau das in den kommenden Jahren passieren. Unter dem Namen „Windader West“ plant das Unternehmen, in mehreren Trassen Strom von Windparks in der Nordsee nach Süden zu leiten. Eine der Trassen könnte dann auch durch Hünxe laufen und bei Voerde den Rhein queren.
Im Haupt-, Finanz- und Liegenschaftsausschuss der Gemeinde Hünxe stellten Vertreter von Amprion das Projekt vor. Unter dem Titel Windader West sollen vier Leitungen mit jeweils 2000 Megawatt Kapazität den Strom von den Offshore-Windparks ins Landesinnere transportieren. In hiesigen Gefilden soll dabei die Leitung Niederrhein ankommen, die 160 Kilometer vor der Küste verläuft und weitere 300 Kilometer über Land. Dabei soll die Leitung komplett als Erdleitung verlegt werden.
Windader West wird auf jeden Fall durch Gemeinde Hünxe führen
Dass die Stromtrasse durch die Gemeinde Hünxe laufen wird, steht quasi schon fest. Denn um den Strom aus der Windkraft in das Stromnetz einzuspeisen, braucht es einen sogenannten Netzverknüpfungspunkt, kurz NVP. Der für die Niederrhein-Trasse vorgesehene steht in Wesel-Obrighoven in unmittelbarer Nähe des Lippe-Ufers. Und um dahin zu gelangen, wird die Trasse auf jeden Fall aus Richtung Schermbeck kommend an Drevenack vorbeiführen.
Um den Strom, der als Gleichstrom aus dem hohen Norden kommt, für das normale Stromnetz nutzbar zu machen, muss dieser wieder in Wechselstrom umgewandelt werden. Dazu benötigt Amprion einen Standort für einen Konverter. Dieser würde eine Fläche von fünf bis zehn Hektar in Anspruch nehmen. Letzteres entspricht etwa anderthalb Fußballfeldern.
Konverter-Anlage für Amprion statt eigener Hafen?
Für die Konverter-Anlage hat Amprion schon mögliche Standorte ausgeguckt. Der vom Unternehmen bevorzugte liegt in unmittelbarer Nähe des schon bestehenden Netzverknüpfungspunktes und wäre damit die ideale Lösung. Allerdings liegt das Gebiet im Überschwemmungsgebiet der Lippe, so dass hier diverse Maßnahmen zum Hochwasserschutz ergriffen werden müssen. Zwei Alternativen dazu fänden sich wiederum in der Gemeinde Hünxe: eine an den Drevenacker Dünen und eine im Industrie- und Gewerbepark Bucholtwelmen.
Als die Fläche in Bucholtwelmen eingeblendet wurde, meldete sich direkt Hünxes Kämmerer Michael Häsel zu Wort: „Das wäre ein Super-Gau“, kommentierte er. Denn bei der Fläche handelte es sich genau um den Bereich am Wesel-Datteln-Kanal, den die Gemeinde nutzen möchte, um einen eigenen Parallelhafen zu errichten. „Wir wollen da jetzt kein Windhund-Verfahren einleiten“, kommentierte Eric Zieschang, Gesamtprojektleiter Windader West bei Amprion, und glättete damit direkt die Wogen.
Weiterer Verlauf durch Voerder Stadtgebiet möglich
Von Obrighoven aus muss dann der Strom weitertransportiert werden – und zwar über den Rhein. Hierfür hat Amprion bisher zwei mögliche Trassen vorgesehen. Die eine würde in weitem Bogen zurück über Schermbeck, Raesfeld und Bocholt führen und schließlich in der Nähe von Rees über den Rhein gehen. Das ist die Trasse, die auch der Kreis Weselfür das Projekt bevorzugen würde.
Die zweite Route würde über Hünxe durch Bucholtwelmen auf Voerder Stadtgebiet führen und hier zwischen Stockum und Friedrichsfeld in Richtung Rhein führen und dort nahe Ork den Rhein queren, räumlich nahe zur Zeelink-Pipeline, die hier Wasserstoff transportieren soll. Diese müsste, sogar mehrfach gequert werden. „Das ist für uns kein Problem. Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir andere Leitungen kreuzen“, sagte Eric Zieschang.
Noch eine Querung des Rheins bei Voerde?
Ungewöhnlich könnte man es aber finden, dass Amprion eine zweite Stromtrasse durch Voerde verlegt. Denn zum Ausbau des Stromnetzes zwischen Wesel und Krefeld hat das Unternehmen bereits eine Stromtrasse geplant, die zwischen den Voerder Ortsteilen Götterswickerhamm und Mehrum den Rhein queren soll – nur wenige Kilometer von der nun neu geplanten Trasse entfernt.
Ob man diese nicht bündeln könnte? Das würde, so schreibt Projektsprecher Linus Dahm von Amprion, „einen sehr großen Bodeneingriff mit sich bringen, den wir gerne vermeiden wollen.“ Zudem müsste die Leitung dann in Richtung Westen weitergeführt werden. Ein Problem, würde man die andere geplante Trasse nutzen, da man dann das Siedlungsgebiet von Rheinberg nur schwierig umgehen könnte.
Allerdings, so betont der Projektsprecher, befinde man sich auch noch in einer vergleichsweise frühen Planungsphase für das Projekt. Welchen Trassenverlauf man am Ende bevorzugt, wird man bei Amprion wohl erst Anfang des kommenden Jahres festlegen können. Die Fertigstellung der neuen Stromtrasse durch den Niederrhein ist für 2032 geplant.
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