Voerde. Der geplante Stromnetzausbau wird zwischen Voerde und Rheinberg größtenteils als Erdkabel realisiert. Bürgersprechstunden Ende August angedacht.

Ein riesiger Strommast, wie er jetzt in Götterswickerhamm unweit des Rheinufers steht, wird auf lange Sicht das Bild dort nicht mehr prägen – das gleiche gilt für den Bereich jenseits des Flusses auf Rheinberger Seite: Die zwischen Wesel und Krefeld verlaufende Stromtrasse wird das Gewässer in Voerde in etlichen Jahren weiter westlich, in Höhe von Mehrum, an Rheinkilometer 802,7 queren – und dies nicht, wie jetzt, über eine an Land stehende Freileitung. Vielmehr soll der Strom per Erdkabel, das unterhalb des Flusses verlaufen wird, das Gewässer passieren.

Leistungsstärkere Verbindung

Die Maßnahme ist Teil des von Amprion geplanten Stromnetzausbaus zwischen Wesel und Krefeld: Dabei wird die bestehende 220-Kilovolt-Leitung zurückgebaut und durch eine 110/380-Kilovolt-Leitung ersetzt. Der Übertragungsnetzbetreiber mit Sitz in Dortmund erklärt, mit dem Bau der leistungsstärkeren Stromverbindung seiner gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen, die Energieversorgung in der Region sicherzustellen. „Die Rheinquerung“ beschreibt den insgesamt fast 11,5 Kilometer langen Teilabschnitt, der in Voerde bei Holthausen beginnt, im weiteren Verlauf das Naturschutzschutzgebiet Mommniederung und bei Mehrum den Rhein in Richtung Rheinberg passiert, wo bei Budberg der Endpunkt liegt.

Die neue Stromtrasse wird auf dieser Strecke zum größten Teil, auf einer Länge von etwa zehn Kilometern, als Erdkabel realisiert. Auf zirka 1,5 Kilometern wird mit einer Freileitung gearbeitet: Vier neue Strommasten werden gebaut. Deren genauer Standort hänge davon ab, wo die Kabelübergabestationen platziert werden. Die eine ist auf Rheinberger, die andere auf Voerder Gebiet geplant. Der Flächenbedarf dafür ist enorm: Benötigt würden zweieinhalb Fußballfelder.

Auf der bestehenden Stromtrasse, die in Götterswickerhamm den Rhein quert, will Amprion bis zur Fertigstellung der finalen Lösung ein Freileitungsprovisorium errichten. Dieses wird nach Inbetriebnahme des Erdkabels komplett demontiert.
Auf der bestehenden Stromtrasse, die in Götterswickerhamm den Rhein quert, will Amprion bis zur Fertigstellung der finalen Lösung ein Freileitungsprovisorium errichten. Dieses wird nach Inbetriebnahme des Erdkabels komplett demontiert. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zu der Baumaßnahme „Rheinquerung“ gibt es ein separates Genehmigungsverfahren: Den Antrag auf Planfestellung werde Amprion voraussichtlich Ende September/Anfang Oktober bei der Bezirksregierung Düsseldorf stellen, erklärt Projektsprecherin Anne Frentrup auf Anfrage der NRZ.

Das Unternehmen hält – unter dem Vorbehalt, dass die Genehmigung vorliegt – einen Baustart 2025 für möglich und geht von einer Inbetriebnahme in 2030 aus. Um die Zeit bis zur Fertigstellung zu überbrücken, wird auf der bestehenden Trasse zwischen Voerde (Götterswickerhamm) und Rheinberger Gebiet ein Freileitungsprovisorium mit einer höheren Übertragungskapazität als der jetzigen errichtet.

Die heutigen Strommaste werden abschnittsweise zurückgebaut und die provisorischen „nicht im Boden verankert, sondern durch sogenannte Auflastfundamente (Betongewichte) beschwert“, heißt es vonseiten der Firma Amprion. Mit der Interimslösung werde die Stabilität des Stromnetzes und damit die „Versorgungssicherheit“ gewährleistet. Für den dauerhaften Einsatz jedoch sei das Provisorium nicht geeignet, weil es „nur die halbe Übertragungskapazität des künftigen Erdkabels bereitstellen“ könne. Wenn das Erdkabel in Betrieb ist, werde die neue temporäre Freileitung komplett demontiert, kündigt Amprion an.

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Der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber ist nach eigenen Angaben bereits mit den Eigentümerinnen und Eigentümern „der von der Erdkabeltrasse und vom Provisorium betroffenen Flächen in Gesprächen“. Die im Zuge des Genehmigungsverfahrens vorzulegenden Unterlagen würden „gestaffelt eingereicht“. Im weiteren Verlauf des Verfahrens werde es zunächst primär um das Freileitungsprovisorium gehen. „Die Unterlagen für das Erdkabel werden wir im kommenden Jahr vervollständigen“, erklärt Projektsprecherin Anne Frentrup.

Aktuell sei man in den Planungen für die bald anstehenden Bürgersprechstunden, bei denen erneut über das Projekt und über den Ablauf des Genehmigungsverfahrens informiert werden soll und Amprion sich mit den interessierten Bürgerinnen und Bürgern austauschen möchte. „Im Detail werden wir über den geplanten Trassenverlauf für das Provisorium und das Erdkabel, die Bauweisen sowie unsere bevorzugten Standorte für die Kabelübergabestationen (einer rechts- und einer linksrheinisch) informieren“, erklärt Frentrup. Für Letzteres standen in Voerde zwei Suchräume in Rede: südlich des Gewerbegebietes Grenzstraße und südöstlich von Stockum.

>>Info: Voraussichtliche Termine und interaktive Karte

Die Bürgersprechstunden plant Amprion aktuell für den 23. August (Voerde) und den 24. August (Rheinberg) sowie für den 26. August als digitales Format, jeweils nachmittags. Details dazu würden noch mitgeteilt.

Gesonderte Informationsveranstaltungen für Landwirtinnen und Landwirte, „bei denen es dann auch um landwirtschaftliche Themen wie Bodenschutz und Rekultivierung geht, planen wir für Mitte September“, erklärt Projektsprecherin Anne Frentrup. Auch diese würden noch einmal gesondert angekündigt.

Was im Einzelnen auf dem Teilabschnitt „Rheinquerung“ baulich geplant ist, lässt sich auf einer interaktiven Karte nachvollziehen. Beim Klick auf die farblich markierten Flächen werden Informationen, Filme und Bilder sichtbar. Auch das auf der bestehenden Trasse geplante Freileitungsprovisorium ist dort kurz erläutert. Die Adresse: www.rheinquerung.info. Kurz vor den Bürgersprechstunden werde die Seite noch einmal aktualisiert, erklärt Frentrup.