Dinslaken. Die Neutor-Galerie plant die größten Umbauarbeiten seit ihrem Bestehen. Dieses neue Angebot erwartet die Gäste - und ein neuer, großer Mieter.

Jedes dritte Einkaufscenter in Deutschland ist nicht zukunftsfähig. Das sagt eine Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC). Leerstände und Umsatzrückgänge der Mieter gelten danach als Frühwarnindikatoren für eine absehbare Schieflage. Auch in der Dinslakener Neutor-Galerie sind 10,5 Prozent der 22.000 Quadratmeter Verkaufsflächen nicht vermietet – fast alle in der ersten Etage. Was die Betreiber dagegen unternehmen wollen – auch mit Blick auf das zehnjährige Bestehen der Neutor-Galerie im Jahr 2024 – stellten sie der NRZ vor.

Geplant ist ein „strukturelle Änderung“ im Obergeschoss, so Marc Hellmich vom Investor Hellmich-Unternehmensgruppe: „Der Foodcourt funktioniert ja schon seit längerer Zeit nicht mehr.“ Die Neutor-Galerie sei zwar auch aufgrund der innerstädtischen Lage ein kleineres Einkaufscenter – aber „die kleinteilige Struktur im Foodcourt war zu kleinteilig“, so Hellmich. Auch das Konzept sei mittlerweile „ein bisschen aus der Zeit gefallen“.

Dinslakener Neutor-Galerie: Erste Etage wird umgebaut

Allerdings habe sich die an der Saarstraße gelegene Gastromeile mit den Restaurants Kikko und L’Osteria, Bäcker Brinker und dem Open-Air-Ausschank der Weinbar im Sommer zu einem „sehr attraktiven“ Bereich entwickelt, sagt Center-Manager Tobias Agthe. Diese soll nun gestärkt werden. Geplant ist ein umfangreicher Umbau des Foodcourts in der ersten Etage – dazu gehört auch ein neuer, großer Mieter. Statt der kleinteiligen Struktur soll an der Stelle ein 700 Quadratmeter großes Gastronomiekonzept umgesetzt werden. Geplant ist ein modernes, schickes Wirtshaus, Gespräche mit möglichen Betreibern werden laut Marc Hellmich bereits geführt.

Große Terrasse auf zwei Etagen - mit Blick auf Saarstraße und Rutenwall

Außerdem möchte Hellmich an der Stelle sowohl im Ober- als auch im Erdgeschoss eine jeweils 130 Quadratmeter große Terrasse zur Saarstraße hin errichten. Damit hätte auch die Weinbar, die ihre Gäste im Sommer auf der Terrasse unten bewirtet, ein Dach über dem Kopf. An der linken Seite der Terrasse soll es, so die aktuellen Vorstellungen des Betreibers, einen autarken Eingang samt Glas-Aufzug geben. Den entsprechenden Bauantrag für die Terrasse will die Neutor-Galerie kurzfristig bei der Stadt einreichen.

So könnte die Terrasse nach den Plänen der Neutor-Galerie aussehen. Die Stadt Dinslaken muss allerdings noch den Bauantrag prüfen.
So könnte die Terrasse nach den Plänen der Neutor-Galerie aussehen. Die Stadt Dinslaken muss allerdings noch den Bauantrag prüfen. © PR | Neutor-Galerie

Die verbleibenden Gastroanbieter sollen innerhalb des Einkaufszentrums ein Stück Richtung Gang vorgezogen und so für die Kunden sichtbarer werden. Gleichzeitig werde sich auch die Weinbar vergrößern „Dann hätten wir den ganzen Food-Court einmal auf links gedreht und komplett neu gemacht“, so Tobias Agthe. Das Kiddieland bleibe.

Diese Geschäfte möchten sich vergrößern

Wachsen möchte auch der Tedi in der ersten Etage – angedacht ist, gegenüber dem Foodcourt mehrere Ladenlokale dafür zusammenzulegen. Die dann frei werdende Fläche an der Kopfseite des Einkaufszentrums lasse „sehr viel einfacher vermarkten als die Fläche in der Mitte des Centers“, so Agthe.

Ebenfalls in der ersten Etage wolle sich Deichmann vergrößern, der O2-Laden zieht dann nach ins Erdgeschoss – wo damit nur noch das 42 Quadratmeter große ehemalige Ladenlokal von Fredsbruder frei wäre. Für die Räume der insolventen Hallhuber-Filiale gebe es bereits zwei interne Anfragen von Mietern, die sich vergrößern möchten.

Diese Mieter haben ihre Verträge verlängert

Mit Blick auf das zehnjährige Bestehen im kommenden Jahr wurden mit den Mietern bereits vor einem Jahr Gespräche zur Verlängerung der (oftmals über zehn Jahre laufenden) Verträge aufgenommen. Das positive Ergebnis: „Alle Ankermieter und fast alle Mieter im Erdgeschoss haben verlängert oder sind über das Jahr 2030 ohnehin an uns gebunden,“ so Tobias Agthe – Expert etwa, Dismer, dm, H&M, Netto oder C&A. „Damit ist die Neutor-Galerie für die Zukunft vernünftig aufgestellt,“ findet Agthe.

Nicht zuletzt der aktuelle Shoppingcenter Performance Report (SCPR) 2023, bei dem das Einkaufszentrum bundesweit – wie berichtet – auf Platz 9 gelandet ist, belege die Zufriedenheit der Mieter. Von 40 Mietern hätten 36 im vergangenen Monat ein Umsatzplus von bis zu 45 Prozent gemacht – ganz vorne: die Weinbar. Auch gegenüber der Vor-Corona-Zeit seien die Umsätze der Mieter um durchschnittlich sieben Prozent gestiegen.

Bis zu 25 Prozent der Besucher kämen von außerhalb Dinslakens – das Einkaufszentrum erhebt das anhand der Kennzeichen im Parkhaus – somit habe die Neutor-Galerie Ausstrahlung ins direkte Umland. Auch die Frequenz liege rund zehn Prozent höher als vor Corona – im Jahr passieren etwa 3,8 Millionen Besucher die Zählanlagen an den Türen. Der „Gradmesser“ sei aber nicht die Frequenz – sondern eben der Umsatz, so Hellmich.

Dinslakener Neutor-Galerie wird zehn Jahre alt - das ist geplant

Das zehnjährige Bestehen will das Einkaufszentrum im kommenden Jahr mit monatlichen Aktionen feiern, die sich bis November – Eröffnung war im November 2014 – steigern sollen. Und bis dahin könnte mit etwas Glück auch der neu gestaltete Foodcourt mit Terrasse fertig sein.

>>Hintergrund

Die Neutor-Galerie wurde am 6. November 2014 eröffnet. Die Kosten für die Erstellung des Einkaufszentrums lagen bei 120 Millionen Euro. An der Stelle befanden sich vorher das Hertie-Kaufhaus und der Hans-Böckler-Platz. In dem Zuge wurde auch der Neutor-Platz – zuvor ein Parkplatz – umgestaltet.