Voerde. Nachdem das erste Windrad-Teil in der Nacht zum Standort des künftigen Windrads in Löhnen transportiert wurde, werden jetzt weitere Teile folgen.

Nachdem in der Nacht von Montag auf Dienstag das erste Rotorblatt der neuen Windkraftanlage, die in Kürze auf dem ehemaligen Schachtgelände in Löhnen entstehen soll, durch die Rheindörfer transportiert wurde, folgen in den kommenden Nächten weitere Teile. „Insgesamt werden drei Rotorblätter und fünf Stahlsektionen für den Turmbau transportiert“, teilt das mit dem Transport beauftragte Unternehmen Gelsenwasser mit. Des Weiteren sind Anlieferungen von Anlagenkomponenten geplant.

Die Transportstrecke, beginnend am Schwerlast-Terminal Wesel (Emmelsum), ist genau 12 km lang. Der Transport eines Rotorblattes benötigt etwa vier Stunden vom Startpunkt bis zum Ziel in Löhnen. Zwei Stunden benötigt ein Semi-Lkw für den Transport der Stahlsektionen. Die eingesetzten Fahrzeuge können mit der Ladung ein Gesamtgewicht von mehr als 100 Tonnen haben und weisen bei den längsten zu transportierenden Windradbestandteilen eine Länge von etwa 80 Metern auf.

Ortsdurchfahrt Spellen ist anspruchsvollster Teil der Strecke

Zum Einsatz kommen unter anderem Semi-Tieflader und so genannte SPMT (Selbstfahrer; Modulfahrzeuge mit eigenem Antrieb) zum Transport der Rotorblätter und einem Teil der Stahlsektionen. Darüber hinaus sind bis zu zehn Personen an den Schwertransporten beteiligt.

Besonders anspruchsvoll ist laut Gelsenwasser die Ortsdurchfahrt durch Spellen, da es dort gilt, mit den Rotorblättern schadenfrei an der Kirche St. Peter und an diversen Gebäuden und Bäumen vorbeizukommen. In diesem Bereich hatten sich auch die meisten Anwohner den Transport trotz später Stunde angeschaut.

Gelsenwasser ist seit 2015 in diversen kleinen und großen Windenergieanlagen-Projekten tätig. Mittlerweile wurden in Projekten, in denen Gelsenwasser tätig oder beteiligt ist, etwa 15 Anlagen errichtet. Weitere sind in Planung.

+++ Das berichtete die NRZ am Dienstag, den 9. Mai +++

Ein Koloss schiebt sich in der Nacht durch die dunklen Straßen von Spellen. Was zunächst gruselig klingen mag, ist ein Auftrag der im Jahr 2020 gegründeten Voerde Windenergie GmbH. Diese hat die Firma Gelsenwasser beauftragt, Teile eines Windrades von einem Schwerlast-Terminal am Rhein über das Industriegebiet Emmelsum durch die Stadtteile Spellen, Ork und Mehrum zum späteren Standort der Windenergieanlage am ehemaligen Schacht in Löhnen zu befördern.

Über sechs Nächte (8. Mai bis 17 Mai, ab 22 Uhr) werden an den Werktagen die verschiedenen Bestandteile der Anlage transportiert. Außerdem werden in dem Zeitraum diverse Park- und Verkehrsflächen entlang der Strecke gesperrt. Die Verantwortlichen versuchen, die Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten. Die Zeitpunkte der jeweiligen Fahrten der Schwertransporte sind nicht genau abzuschätzen.

Anspruchsvolle Manöver

Unter anderem müssen die Transporteure auf dem Weg zum Beispiel die Rotorblätter der Windkraftanlage an der Kirche St. Peter in Spellen vorbei manövrieren, was mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden ist. Das beauftragte Unternehmen arbeitet dabei mit einem ferngesteuerten Fahrzeug, das an der Vorder-und Hinterseite Power Units enthält, die das Fahrzeug antreiben. Darüber hinaus verfügt das Fahrzeug über eine Hydraulikanlage, in das die verschiedenen Teile des Windrades eingespannt und in der Höhe verstellt werden können.

Präzisionsarbeit: Der riesige Flügel muss an Bäumen und Hausdächern vorbei manövriert werden.
Präzisionsarbeit: Der riesige Flügel muss an Bäumen und Hausdächern vorbei manövriert werden. © PRIVAT | Dirk Osada

Für diese Manöver muss das Fahrzeug auf der Strecke diverse Male anhalten, um die der jeweiligen Situation angepassten Einstellungen vornehmen zu können. Obwohl der Transport mitten in der Nacht stattfindet, lassen es sich einige Anwohner nicht nehmen, sich das Spektakel von der Straße aus anzugucken. Durchaus verständlich, denn es ist ein beeindruckendes Bild, wie das weit in den Himmel ragende Rotorblatt über die Kirche, Häuser und Bäume hinweg durch die engen Straßen gelenkt wird, ehe es für eine gerade Strecke hydraulisch an den niedrigstmöglichen Punkt abgesenkt wird.

Anlage sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr angeschlossen werden

Letztendlich wird das Windrad das fünfte und letzte sein, das in der von der Stadt Voerde ausgewiesenen Konzentrationszone installiert werden kann. Ursprünglich war die RAG Montan Immobilien, die neben den Stadtwerken Voerde auch Gesellschafter der Voerder Windenergie GmbH ist, von einer Inbetriebnahme im vergangenen Jahr ausgegangen.

Das Windrad wird eine Nabenhöhe von 111 Metern und eine Gesamthöhe von 180 Metern haben. Die jährliche Stromproduktion gibt die RAG MI mit etwa 9,4 Millionen Kilowattstunden (kWh) an. Zirka 7000 Tonnen des klimaschädlichen CO2 könnten damit eingespart und etwa 2600 Haushalte rechnerisch mit Strom versorgt werden.

>>>Filme und Bilder von Fotograf aus Spellen

Fotograf Dirk Osada, der die Bilder und das Video vom Transport in die Facebook-Gruppe „Spellen, was es war und ist“ stellte, wurde extra für die Aufnahmen von seiner Frau geweckt.

Auf Youtube veröffentlich er auf den Kanälen „Quadrocopterfilme“ und „Lenkdrachenfliegen“ nicht nur Videos zu Lenkdrachen, sondern auch zu Ereignissen in Voerde und der Umgebung.