Dinslaken/Voerde/Hünxe. Die vorerst geltende Maskenpflicht auch im Unterricht hat die Leiter der weiterführenden Schulen in Dinslaken, Voerde, Hünxe durchaus überrascht.

Die Maskenpflicht gilt mit Beginn des kommenden Schuljahres am 12. August auch im Präsenzunterricht – zumindest für Schüler ab Klasse 5. Diese vorerst bis Ende August geltende Neuerung gab NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer am Montagmittag bekannt.

Ist das eine gute Entscheidung? Die NRZ hat bei hiesigen Schulleitern aus Dinslaken, Voerde und Hünxe nachgefragt, wie sie das bewerten und auch, wie die Schulen sich generell auf den Start vorbereitet fühlen.

Das sagen Schulleiter aus Dinslaken

„Dass vorerst eine Maskenpflicht im Unterricht gilt, überrascht mich durchaus, weil es früher nicht so war“, sagt Daniel Tiszay, Schulleiter des Gustav-Heinemann-Gymnasiums (GHG). „Aber ich kann es verstehen und es ist logisch.“ Er sei „erstmal vor allem froh“, dass das Schulministerium deutlich gemacht habe, „dass der Regelbetrieb auch angestrebt wird“ und könne „mit der Maskenpflicht gut leben, wenn es dafür den Regelbetrieb gibt. Ich sehe auch keine Alternative dafür.“ Die Maske sei also „das kleinste Übel“ in der jetzigen Situation.

Das Informationsvorgehen des Landesregierung bewertet der GHG-Leiter dieses Mal anders. „Die Informationen sind vollumfänglich, einsichtig und logisch“, sagt Tiszay. „Sie decken aus meiner Sicht alle Bereiche, über die wir jetzt sprechen müssen, ab und kamen außerdem früh genug. Das Ministerium scheint dazu gelernt zu haben.“

Auch, dass der möglicherweise erforderliche Distanzunterricht im kommenden Schuljahr in jedem Fall bewertet werden muss, „begrüße ich sehr“, sagt Tiszay. Gleiches gelte für die Tatsache, dass Lehrer sich fortan alle zwei Wochen kostenfrei auf Corona testen lassen können. „Das finde ich richtig, weil es auch Unsicherheiten aus dem Weg räumen kann.“ Tiszay geht davon aus, dass ab der kommenden Woche alle 45 Kollegen unterrichten werden. Was ihn bis zum Schulstart unter anderem noch beschäftigen wird, ist der Sportunterricht. Der darf wieder stattfinden, ohne Maske, aber bis Herbst möglichst im Freien und möglichst kontaktlos. „Da bin ich gespannt, ob es von der Logistik her klappen wird, das ist auf jeden Fall noch mal eine Herausforderung“, sagt Tiszay.

Auch Hans-Ulrich Wangerin, Leiter der Ernst-Barlach-Gesamtschule (EBGS), ist froh, dass die „rechtzeitige Information gegeben ist“ und das „Zeitfenster der Landesregierung sich verbessert hat“. Sonderlich viele Neuerungen habe er dem 21-seitigen Schreiben abseits der Maskenpflicht aber nicht entnehmen können.

Auch interessant

Bezüglich der Maskenpflicht „schwimme ich in beide Richtungen“, sagt Wangerin. Positiv sei natürlich, dass so „ein größeres Maß an Schutz“ gegeben sei. Andererseits aber erschwere die Maske den Unterricht teils natürlich erheblich. „Machen Sie mal Sprachunterricht mit einer aufgesetzten Maske. Das wird so deutlich schwieriger, da wir hier ja eine komplette Sinneswahrnehmung ausschalten“, sagt Wangerin. Auch bei hohen Temperaturen bedeute die Maske sicherlich „eine Erschwernis“. „Das könnte bei einigen Kollegen oder Schülern auch gesundheitliche Folgen nach sich ziehen, weil sie es bei Hitze nicht so lange unter der Maske aushalten“, sagt er. „Und das Ausmaß kann ich mir derzeit noch nicht vorstellen.“ Für solche Fälle müssten also noch Regelungen gefunden werden. „Es fühlt sich auf jeden Fall an wie ein großes Experimentierfeld.“

Wangerin geht davon aus, „dass wir um das Distanzlernen nicht gänzlich herumkommen werden“. Bei seinem 136 Köpfe großen Kollegium hätten bislang zwei oder drei Kollegen signalisiert, dass sie aufgrund individueller Risiken die Schülern aus der Ferne unterrichten werden. Deshalb hat die EBGS in den vergangenen Monaten bereits ein Konzept zum „Digitalen Lernen“ erarbeitet, am Mittwoch werden alle Lehrer hier dazu nochmal geschult.

Auch interessant

„Das was nun kommt, ist alles besser als so Unterricht zu machen, wie vor den Sommerferien. Es ist vernünftig, dass wir mit allen Klassen starten“, sagt Heike Tuda, Leiterin der Realschule im Gustav-Heinemann-Schulzentrum (GHZ). Die Maskenpflicht hält sie für nachvollziehbar, „aber welche Auswirkungen diese Belastung am Ende auf die Schüler und Lehrer hat, müssen wir natürlich noch sehen“. An der Realschule wird es „auf jeden Fall Kollegen geben, die im Distanzunterricht verbleiben“, sagt Tuda. Die Anzahl sei überschaubar, von 50 Lehrern handele es sich um einen „deutlich einstelligen Bereich“. Die nun „mit gegebenem Vorlauf“ versandten Informationen des Ministeriums hätten die Realschule in ihren Planungen bestätigt. „Wir freuen uns jetzt wirklich sehr darauf, dass wir mal wieder alle Schüler gleichzeitig an der Schule haben.“

Das sagt Schulleiter aus Voerde

Die Freude teilt Gerd Kube, Leiter des Gymnasium Voerde (GV). „Es gibt einige Schüler, die ich selbst unterrichte und nun das erste Mal seit einem halben Jahr wiedersehe“, sagt er. Die Einführung der strengen Maskenpflicht hat ihn nicht überrascht, er findet sie logisch. „Dennoch stelle ich mir das für einige Kollegen nicht einfach vor“, sagt Kube. Das GV habe deshalb bereits frühzeitig Trennwände bestellt, die ums Pult herum aufgestellt werden könnten. „So haben sie dann einen freien Bereich ums Pult herum und müssen die Maske nicht während des gesamten Unterrichts tragen“, erklärt er.

Auch interessant

Auch wenn es am GV weitestgehen Präsenzunterricht wird geben können – laut Kube werden zwischen acht und zwölf der insgesamt 89 Lehrer nicht in der Schule unterrichten – hat das GV bereits ein Konzept für das Distanzlernen erarbeitet. „Wir haben Klassenräume für die Schüler vorbereitet. In diese wird dann der Unterricht vom Lehrer mittels Stream übertragen“, erklärt er. Die Schüler seien also in der Schule, der Lehrer unterrichte von Zuhause.

„Ein bisschen Kopfzerbrechen“ bereitet dem GV laut Kube derzeit noch der Mensabetrieb. Hier wolle man versuchen mit einem Schichtsystem und mittels für jeden Jahrgang abgetrennten festen Bereichen die Einhaltung der Hygienemaßnahmen sicherzustellen.

Das sagt Schulleiter aus Hünxe

Klaus Ginter, Leiter der Gesamtschule Hünxe, gibt sich ebenfalls „sehr überrascht“ ob der Maskenpflicht, bewertet sie aber ebenfalls als „konsequent“. Für den Unterricht könne diese allerdings durchaus problematisch werden, beispielsweise bei hohen Temperaturen oder für Brillenträger. „Vor dem Hintergrund des Regelbetriebs ist das im Grund aber alternativlos“, sagt Ginter. Die Gesamtschule hat – wie auch die anderen Hünxer Schulen – bereits vorsorglich 400 FFP2-Masken bestellt, „mit der Lieferung rechne ich täglich“.

Ginter sieht derzeit allerdings noch zwei Probleme. Einerseits sei in dem Schreiben nicht explizit erwähnt, ob die Gesamtschule wieder mit E- und G-Kursen – die dann ja von der festen Lerngruppe abweichen – arbeiten könne, das müsse er noch in Erfahrung bringen. Und andererseits seien die „Maßnahmen zur Verstärkung der Personalausstattung an Schulen“ zwar richtig, aber aus seiner Sicht zu spät erfolgt. „Und ich brauche wirklich dringend zusätzliche Kräfte“, sagt Ginter.

Wenig Veränderung an Grundschulen

An den Grundschulen gilt die Maskenpflicht im Gebäude zwar auch, aber nicht dann, wenn die Kinder ihren Sitzplatz erreicht haben. „Ich denke also, dass sich für uns nicht so viel verändern wird“, sagt Bruchschulleiterin Andrea Köppen. Schließlich habe man auch vor den Ferien schon im, wie sie es nennt, „Vollunterricht“ gearbeitet.

Auch interessant

Unwägbarkeiten gibt es laut Köppen allerdings teilweise noch – zum Beispiel bei Schulsport. Unter welchen Voraussetzungen das Umziehen, der Schwimmunterricht oder der Bustransport erfolgen können, müsse noch abgestimmt werden.