Dinslaken/Voerde/Hünxe. Nach den Ferien soll es wieder Präsenzunterricht nach Stundenplan geben. Hiesige Schulen denken über die Umsetzung nach, vermissen aber Infos.

Mittlerweile steht fest: An allen Schulen in NRW soll es nach den Sommerferien wieder Präsenzunterricht nach Stundenplan im Klassen- oder Kursverband geben. Das gab die NRW-Landesregierung am Dienstag sowohl mittels „Schulmail“ als auch bei einer Pressekonferenz bekannt. Die NRZ hat einige Leiter weiterführender Schulen in Dinslaken, Voerde und Hünxe gefragt, was sie von den Plänen halten und welche Fragen für sie noch offen sind.

Alle drei angefragten Schulleiter haben sich bei ihren Aussagen auf den Inhalt der Schulmail bezogen und nicht auf die Aussagen, die NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bei der Pressekonferenz am Dienstag zusätzlich traf und über die auch die NRZ berichtete. Dieser Hinweis ist insofern wichtig, als dass Gebauer in der Pressekonferenz am Dienstag auf Nachfrage von Journalisten unter anderem darauf einging, dass anstelle der Abstandsregel nun feste Lerngruppen – wie bekanntlich auch jetzt schon beispielsweise an den Grundschulen – gelten. Darüber hinaus könne es weitere zusätzliche feste Lerngruppen geben – die im Falle von zum Beispiel Kursen in der Oberstufe ja von Nöten sind. Die Schulen müssten dann dokumentieren, welcher Schüler wann in welcher Gruppe gewesen ist. Dieser Aspekt wird in der 19 Seiten langen Anlage der Schulmail jedoch nicht erwähnt.

Das sagt ein Schulleiter aus Dinslaken

Insofern ist Thomas Nett, Leiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) in Dinslaken, von der Schulmail auch „sehr enttäuscht“. Denn, so begründet er: „Darin fehlt uns eine klare organisatorische Vorgabe, was die festen Lerngruppen angeht. Und diese Rahmenvorgabe bräuchten wir eigentlich für die Planung.“ Man könne für das kommende Schuljahr nun zwar „schon vordenken, aber noch nicht planen“.

Für den THG-Leiter ebenfalls offen ist, wie die Oberstufenkooperation zwischen THG, Ernst-Barlach-Gesamtschule, Otto-Hahn-Gymnasium und dann auch Gustav-Heinemann-Gymnasium möglich sein wird. „Da habe ich wirklich noch keine Ahnung“, sagt Nett.

Ein weiterer noch unklarer Punkt ist aus seiner Sicht die Umsetzung des Dalton-Konzeptes, bei dem die THG-Schüler normalerweise zu bestimmten Zeitpunkten losgelöst von ihrem ursprünglichen Klassen- oder Stufenverband und vielmehr nach Themen orientiert lernen. „Das wird sich jetzt so natürlich erstmal nicht mehr halten lassen“, sagt Nett. Denkbar sei einerseits, das Dalton-Prinzip vorerst auf die einzelnen Jahrgänge zu beschränken oder aber andererseits, die Schüler in ihrer festen Gruppe zu belassen und über beispielsweise digitale Wege mit dem Lehrer zum ausgewählten Thema zu lernen. „Das wird hinzubekommen sein“, sagt Nett. „Ich mache mir um Dalton keine ernsthaften Sorgen.“

Das sagt ein Schulleiter aus Hünxe

Auch Klaus Ginter, Leiter der Gesamtschule Hünxe, ist irritiert darüber, dass von den festen Gruppen in der Schulmail keine Rede ist, in der Öffentlichkeit hingegen schon. „Was in der Schulmail steht ist wirklich alles nicht sehr konkret“, sagt er. „Ich habe ihr nicht mal so explizit entnehmen können, ob dann noch die Abstandsregelung gilt.“

Die Entscheidung, die Abitur-Prüfungen neun Unterrichtstage später als geplant am 23. April 2021 starten zu lassen und den Schulen hier mehr Möglichkeiten einzuräumen – das wiederum steht in der Schulmail – bewertet Ginter hingegen als „sachgerecht und tragfähig“.

Auch interessant

Die Gesamtschule stecke bereits in den Vorbereitungen für das kommende Schuljahr. „Wir gehen dabei erstmal von einer regulären Planung aus“, sagt Ginter. Diese allerdings könne in Hünxe durchaus zu Lehrermangel führen. An der Schule gebe es einige Lehrer, die attestiert nicht unterrichten könnten, „mit grob geschätzt zwölf Prozent ist das schon nennenswert“, sagt Ginter. Hier gelte es nun natürlich Möglichkeiten zu finden.

Das sagt ein Schulleiter aus Voerde

Auch Gerd Kube, Schulleiter des Gymnasium Voerde (GV), ist nach dem Lesen der Schulmail noch nicht klar, wie man zum Beispiel die Wahlpflichtfächer und Oberstufenkurse im kommenden Schuljahr organisieren kann. „Da ist noch eine schwarze Stelle, die in der Mail nicht geregelt wird“, sagt er. Das GV plane derzeit deshalb mit zwei Optionen: erstens dem normalen Regelbetrieb und zweitens mit einem Wochenwechsel, bei dem dann die Gruppen halbiert werden könnten und eine Woche im Präsenz- und die nächste Woche im Distanz-Unterricht unterrichtet würden. Anpassungen würden erfolgen, sobald die Vorgaben konkretisiert vorlägen.

Als eine „wichtige und gute Information“ bewertet Kube, dass der Mensa- und Ganztagsbetrieb ab dem kommenden Schuljahr wieder regulär laufen können. Dies wiederum steht in der Anlage der Schulmail auch geschrieben.