Dinslaken. Die Kohlenmischhalle soll bis 30. September für mindestens 3,9 Millionen Euro verkauft werden. Auch die Stadt Dinslaken hat noch Interesse.

Gewerbeflächen sind in Dinslaken rar. Die Nachfrage und der Bedarf an Gewerbe- und Industrieflächen ist hoch, sie werden der Stadt quasi aus der Hand gerissen. Mit einer Ausnahme: Die Industriefläche mit der imposanten Kohlemischhalle auf dem ehemaligen Zechengelände findet seit zehn Jahren keinen Abnehmer. Nun hat die RAG einen Bieterwettbewerb gestartet: Bis zum 30. September soll die Kohlenmischhalle gegen Höchstgebot unter den Hammer kommen. Mindestpreis: 3,9 Millionen Euro.

Das ist der Hintergrund

2005 war auf der Zeche Lohberg Schicht im Schacht. Fünf Jahre später, 2010, ging an der Stelle das Kreativ Quartier an den Start. Heute sind sämtliche Wohngrundstücke und fast alle Gewerbeflächen auf dem Zechengelände verkauft. Ein 15.000 Quadratmeter-Grundstück ist noch zu haben. Und die 40.500 Quadratmeter, auf denen die Kohlenmischhalle thront: 210 Meter lang, 65 Meter breit und 33 Meter hoch. Die Halle ist – neben dem Blockheizkraftwerk und dem Windrad auf der Halde – ein Schritt auf dem Weg zum CO2-neutralen Stadtquartier. Denn 2016 stattete die RAG-Tochter Montag Solar Gmbh das 11.500 Quadratmeter große Dach der Halle mit 6840 Solarmodulen aus. Diese können jährlich 1,5 Megawatt Strom erzeugen und rund 450 Haushalte kontinuierlich mit Strom versorgen.

In der 13.600 Quadratmeter großen Halle können noch weitere Gebäude errichtet werden.
In der 13.600 Quadratmeter großen Halle können noch weitere Gebäude errichtet werden. © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

Die Stadtwerke Dinslaken haben die Betreiberfirma und somit auch die Photovoltaikanlage 2017 erworben. Diese ist grundbuchlich verankert, so die Stadtwerke Dinslaken: Sie ist nicht Gegenstand des Verkaufs und wird auf dem Dach bleiben. Die ursprünglich offene Halle wurde zudem im Sommer 2017 ummantelt.

Diese Nutzungen sind möglich

Das Grundstück ist als Industriegebiet ausgewiesen. Damit sind dort theoretisch auch Betriebe erlaubt, die in anderen Gebieten – wie Wohn-, Misch-, oder Gewerbegebieten – wegen ihrer Emissionen nicht möglich sind.

Auf der Expo Real vor zwei Jahren suchten RAG und Stadt für die Halle einen „Erwerber mit Phantasie“, wie Dinslakens Bürgermeister Michael Heidinger formulierte – am liebsten aus den Bereichen Produktion, Großhandel und Logistik sowie Sport-, Freizeit- oder Eventnutzung.

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Allerdings fand sich kein solcher Käufer, so RAG Montan Immobilien-Sprecher Stephan Conrad: Entweder hätten der Preis oder das Nutzungskonzept nicht gestimmt. Aktuell kann sich die RAG Montan Immobilien gut einen Nutzer aus dem Bereich Entsorgung vorstellen. Vorbilder gibt es bereits: Die Kohlenmischhalle am Pattberg in Moers wurde zur Lagerhalle eines Recyclingunternehmens und ebenfalls mit Solarmodulen belegt. Die Aufbereitungshalle der ehemaligen Zeche Monopol Grimberg wird ebenfalls von einem Recyclingunternehmen genutzt und bietet Biomasse Schutz vor Wettereinflüssen, so Conrad. Es sei auch möglich, Gebäudekuben in der 13.600 Quadratmeter großen Halle unterzubringen – etwa eine Verwaltung in den Gebäudekopf einzubauen.

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Das muss geprüft werden

Ein potenzieller Interessent aus dem Bereich Entsorgung ist weiterhin die Stadt Dinslaken. Denn diese sucht seit Jahren einen neuen Standort für den Din-Service. Als zentraler Standort, der den Baubetriebshof (aktuell an der Otto-Lilienthal-Straße), den Wertstoffhof (Krengelstraße) und die Grünannahme (Waldfriedhof) vereinen könne, eigne sich das Grundstück nicht, stellte die Stadt 2015 fest: Die Erstellungskosten (24 Millionen Euro) wären zu hoch, die Fläche nicht ausreichend.

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Als einer von mehreren dezentralen Standorten für den Din-Service ist die Kohlenmischhalle aber weiter im Rennen. „Die Halle käme möglicherweise dezentral für eine Fahrzeug- beziehungsweise Werkstattunterbringung in Frage,“ so Stadtsprecher Marcel Sturm. „Das muss mit Blick auf den Brandschutz aber erst noch geprüft werden.“ Auch der Standort des Holz-Energiezentrums (als zentraler Standort ebenfalls zu klein) sowie der bestehende Standort an der Otto-Lilienthal-Straße „müssen noch weiter geprüft werden“, so Sturm. Das allerdings „dauere seine Zeit“.

Die Kohlenmischhalle in Dinslaken war schon zweimal Spielort der Ruhrtriennale.
Die Kohlenmischhalle in Dinslaken war schon zweimal Spielort der Ruhrtriennale. © FFS | Volker Beushausen

Sollte die Kohlenmischhalle vorher verkauft oder anderweitig genutzt werden, hätte sich das Thema für die Stadt natürlich erledigt. Wobei dann ein weiteres Problem zunehmend drängt: Am Baubetriebshof des Din-Service an der Otto-Lilienthal-Straße wurde schon Ende 2018 ein Sanierungsbedarf von elf Millionen Euro festgestellt. Bislang wurde nur ein neues Sozialgebäude in Angriff genommen – in der Hoffnung auf einen neuen Standort.

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Die Kohlenmischhalle wurde 1975 errichtet. Hier wurde die geförderte Kohle gemischt. Bei der Extraschicht wurde sie schon zum Spielort, ebenso bei der Ruhrtriennale: 2015 feierte hier zur Eröffnung „Accattone“ Premiere. 2018 wurde „The Welcoming Party“ aufgeführt.

Das Exposé ist auf der Homepage der RAG Montan Immobilien zu finden: https://www.rag-montan-immobilien.de/immobilienangebot/detail/t2_projects/1919/.

Auch in Dinslakens Nachbarstadt Oberhausen steht eine ähnlich imposante Kohlenmischhalle: Der Gartendom ist allerdings verfallen, eine Sanierung kostet etwa 3,5 Millionen Euro. Eine Machbarkeitsstudie soll nun die Nutzungs- und damit auch die Fördermöglichkeiten prüfen.