ENERGIE. Auf einer ehemaligen Kohlenmischhalle entsteht derzeit eines der größten Solardächer Deutschlands.

Will die Sonne auf seinem Dach einfangen: Ludger Riedel. (Fotos: Ron Franke)
Will die Sonne auf seinem Dach einfangen: Ludger Riedel. (Fotos: Ron Franke) © Ron Franke

MOERS. Den besten Blick hat man von der A 42: Auf dem Dach der benachbarten Kohlenmischhalle der ehemaligen Zeche Pattberg entsteht derzeit eines der größten Solardächer Deutschlands. Auf einer Fläche von rund 10 000 Quadratmetern werden insgesamt 11 600 Photovoltaik-Module installiert, pro Stück1,20 Meter breit, 60 Zentimeter hoch, 11,4 Kilogramm schwer und nur 6,8 Millimeter dick. Zwischen zwei Glasscheiben steckt ein dünner Halbleiter aus Cadmiumtellurid, der niederrheinische Sonnenstrahlen in elektrische Energie umwandelt.

Rund 800 000 Kilowattstunden Strom wollen wir pro Jahr hier erzeugen", erklären die Brüder Ludger und Norbert Riedel, Geschäftsführer einer gleichnamigen Recyclingfirma. Das reicht aus, um 200 bis 250 Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.

Doch bis die Energie vom Dach aus der Steckdose kommt, passiert eine Menge. In einem Container wird der produzierte Gleichstrom bei einer Umgebungstemperatur von exakt 18 Grad von schrankgroßen Geräten (Wechselrichter) in Wechselstrom umgewandelt und dann ins Netz der Enni (Energie Wasser Niederrhein GmbH) eingespeist.

3,5 Millionen Euro wurden insgesamt investiert. Nicht nur, sondern auch aus Überzeugung: "Wir sind natürlich auch davon überzeugt, dass es sich rechnet", erklärt Ludger Riedel. 44 Cent pro gelieferter Kilowattstunde bekommen die Brüder, die sich mit ihrer Firma auf das Recyceln von Baustoffen spezialisiert haben, dafür als Einspeisevergütung erstattet. "Nach 10 bis 15 Jahren sollte sich die Anlage amortisiert haben."

Sparkassenfusion verzögerte Projekt

Das Projekt Solardach hatten die Brüder schon 2002 im Visier, als sie die Halle von der Ruhrkohle kauften. Die Lage war einfach ideal. Südseite, volle Breite. Doch in Folge einer Sparkassenfusion sprang - trotz zugesagter Landeszuschüsse - die finanzierende Bank ab. Das Projekt musste zwischenzeitlich in der Schublade verschwinden. Mit Folgen: Ursprünglich hatten die Ridel-Brüder geplant, die Photovoltaik-Anlage gleich in das Dach zu integrieren. Jetzt ist eine abgespeckte Version realisiert worden, die auf ein Blechdach montiert wird. Aus finanziellen Gründen: "Vor fünf Jahren lag die Einspeisevergütung noch höher - bei 57 Cent", so Ludger Riedel. "Heute rechnet sich das aufwändigere Verfahren nicht mehr.

Übermorgen soll das letzte Modul verlegt werden. Aber: 80 Prozent der Anlage sind schon in Test-Betrieb", erklärt der 50-Jährige "Sonnenanbeter". Der dauert bis zum kommenden Frühjahr. Denn auch im Winter liefere die Anlage Strom, schildert Riedel: "An knackig-kalten und klaren Wintertagen ist die Ausbeute auch ganz schön hoch."

Auch in der Dämmerung und an bewölkten Tagen gibt's Strom vom Dach. Heute morgen sprang die Anlage schon um 8 Uhr morgens an", erzählt Theo Hemmers, der sich um die komplizierte Elektrik kümmert. "Da war es nicht besonders hell."

Kopfzerbrechen bereitet Ludger Riedel etwas anderes: Staub. Legt der sich wie ein Film auf die Module, dann verliert die Anlage an Wirkung. Und mal kurz Scheibenwischen geht schlecht: Bei einer Glasfläche, die so groß wie anderthalb Fußballfelder und obendrein ziemlich schräg ist.